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Full text of "Fuhrer durch die Waffen-sammlung"

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KUNSTHISTORISCHE SAMMLUNGEN 

DES 

ALLERHÖCHSTEN KAISERHAUSES, 


FÜHRER 


DURCH DIE 


Wien, 188g. 

Im Selbstverläge der Runst historischen Sammlungen 
des Allerhöchsten Kaiserhauses, 


Preis per Exemplar: 40 Kreuzer. 


Tb 








BESTIMMUNGEN 


über den Besuch der 

Waffen-Sammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses. 


Der Besuch dieser Sammlung kann vorläufig nur jeden 
Mittwoch und Samstag von io bis 2 Uhr stattfinden, und 
zwar gegen Eintritts- Karten, welche in beschränkter Zahl 
ausgegeben werden. 

Die Karten werden gegen Anmeldung tagsvorher von 
10 bis 12 Uhr in der Administrationskanzlei der kunst- 
historisohen Sammlungen (I., Burgring 5, Tiefparterre) unent- 
geltlich verabfolgt und sind nur für die darauf bezeichneten 
Personen gütig. Gekaufte Karten sind ungiltig. 

An Besuchstagen findet keine Karten-Ausgabe statt. 


Das Dienstpersonale darf bei Strafe der Entlassung ein 
Geschenk weder begehren noch annehmen. 

Schirme, Stöcke etc. sind in der Garderobe abzugeben 
und hiefür eine Taxe von 10 kr. per Person zu entrichten, 
welche nicht überschritten werden wolle. 

Lohndienern, welche den Fremden als Führer die- 
nen, ist der Eintritt nicht gestattet. 


KUNSTHISTORISCHE SAMMLUNGEN 

DES 

ALLERHÖCHSTEN KAISERHAUSES. 


FÜHRER 

DURCH DIE 

WAFFEN-SAMMLUNG. 


Wien, 1889. 

Im Selbstverläge der kunsthistorischen Sammlungen 
des Allerhöchsten Kaiserhauses. 


Unter gesetzlichem Schutte gegen Nachdruck und mit 
Vorbehalt der Ueber Setzung in fremde Sprachen . 


2407 


- a.1- 1 1 









Die Wartens am ml ung des Allerhöchsten Kaiser- 
hauses ist aus den Waffen kammera verschiedener 
Agnaten des habsburgischen Hauses erwachsen; ihre 
ersten Anfänge leiten bis zu den Tagen Kaiser Frie- 
drichs III. zurück* Ein nicht unbeträchtlicher TheiL 
derselben stammt aus dem Nachlasse Kaiser Maximi- 
lians I. und des Erzherzogs Sigmund von Tirol, 

Sind die Nachrichten über diese entfernte Pe- 
riode noch lückenhaft, so werden sie in jener der Re- 
gierungszeit Kaiser Ferdinands I. bestimmter* und wir 
sind von da an im Stande, wenigstens im Grossen und 
Ganzen den Weg zu verfolgen, welchen die kaiser- 
liche Waffensammlung bis zu ihrer heutigen Gestaltung 
genommen hat. Der Besitz an Waffen des habsbur- 
gischen Hauses war seit der Abtrennung der spani- 
schen Linie zwischen Madrid und Wien getheilt und 
blieb so bis zur Gegenwart. Das älteste »landesfürst- 
liche Harnischhaus« zu Wien, in welchem auch andere 
Waffen und Pulver aufbewahrt wurde, befand sich 
im XIV. Jahrhundert gegenüber der Augustinerkirche. 
Nach dem Tode des Grafen Ulrich von Ci II y 1456 
wurde das demselben gehörige Haus, welches an der 


4 


Vorbemerkung. 


Stelle des heutigen Amalien träct es der k. k. Hofburg 
stand, zum kaiserlichen Zeughaus bestimmt. Bald 
nach dem Regierungsantritte Ferdinand I, wurde das 
gesammte Waffen materiale in die sogenannte Stall- 
burg übertragen 3 woselbst es während der ersten 
Hälfte des XVI. Jahrhunderts verblieb. 

Um das Jahr 1559 wurde die Stallburg als Resi- 
denz für den aus Spanien angelangten König Maxi- 
milian II. bestimmt, daher deren Inhalt geräumt und 
in den sogenannten »Salzburgerhof« übertragen, wel- 
cher sich in der Renngasse, ungefähr an dem Punkte 
befand, wo sich diese mit der Wipplinger- (Wild- 
wercher-) Strasse verbindet. 

Nach dem Ableben Kaiser Ferdinands L 1564 
wurde die kaiserliche Harnischkammer mit Ausschluss 
des Massen-Kriegsvorrathes ge t heilt. Die eine Hälfte 
gelangte in den Besitz des Kaisers Maximilian IL und 
verblieb in Wien, die andere kam als Erbtheü an Erz- 
herzog Ferdinand von Tirol und wurde nach Inns- 
bruck überführt. Dieser letztere Theil hat bis zu 
dessen Rückgelangen in kaiserlichen Besitz 1606, 
dessen Uebersiedlung nach Wien 1806, endlich dessen 
räumlicher Wiedervereinigung mit dem ersterwähnten 
Erbtheile Maximilians IL 1S89 nach 335 Jahren seine 
eigene Geschichte, die wir im Weiteren übersichtlich 
darstellen werden. 

Was nun zunächst den ersten in Wien ver- 
bliebenen Theil anbelangt, so ist zu erwähnen, dass 
unter der Regierung Kaiser Rudolfs II,, und zwar in 
den Jahren 1584 bis 15S7 auf der Stelle des alten Salz- 
burgerhofes ein kaiserliches Zeughaus erbaut wurde; 
dasselbe wurde durch Kaiser Leopold I. 1672 be- 


Vorbemerkung 


5 


deutend vergrössert und den Anforderungen der Zeit 
entsprechend umgebaut. Waren die älteren kostbaren 
Prunk waffen, welche aus den eigenen Harnisch-, Jagd- 
und Sattelkammern der Kaiser stammten, auch in dem 
Zeughause verwahrt, so bildeten sie doch, von dem 
Kriegs vorrathe des Heeres getrennt, eine eigene Ab- 
theilung für sich, die im Jahre 1765 noch eine grosse 
Bereicherung an Prunkwaffen aus der Kunstkammer 
In der Burg zu Graz erfuhr, und in ihrem grössten 
Theile aus dem Nachlasse des Erzherzogs Karl von 
Steiermark stammten. Um das Jahr 1770 wurden die 
in der kaiserlichen Stallburg noch zurückgebliebenen 
Prunkharnische und anderen kostbaren Waffen in das 
Zeughaus in der Renngasse übertragen. 

Neben diesen unschätzbaren Bereicherungen, 
welche das kaiserliche Zeughaus in Jahrhunderten er- 
hielt, um Zeugniss von den kriegerischen Tugenden 
und dem Kunstsinne seiner Fürsten zu geben, hatte 
es auch herbe Verluste zu erleiden, die grössten in 
den Jahren der französischen Invasion 1805 und i&og. 
Namentlich Ist es das letztere Jahr, in welchem die 
Sammlung das traurige Schicksal ereilte, von dem 
Feinde, welcher das eigen thumsrechtliche Verhältnis 
nicht im Geringsten achtete, in der empfindlichsten 
Weise beraubt zu werden* So wurden die In schönster 
Ordnung Vorgefundenen Waffenschätze ohne Um- 
stände auf Wagen geladen und nach Paris gebracht. 
Nach dem Pariser Frieden 1814 wurde zwar das Ent- 
führte wieder zurückgefordert, auch ein ansehnlicher 
Theil nach Wien zurückgebracht; allein Vieles war 
mittlerweile in dritte Hand übergegangen oder wurde 
verborgen gehalten. In dieser Zeit gelangten jene 


6 


Vorbemerkung. 


zahlreichen HarnischtheiLe und Wechselstücke in die 
verschiedenen Öffentlichen und Privatsammlungen Eu- 
ropas, welche nachweisbar zu Harnischen der kaiser- 
lichen Waffensammlung gehören. Weitere Verluste 
erlitt die Sammlung bei der Plünderung des Zeug- 
hauses im Jahre 1S4S, Es ist hierbei manches historisch 
und künstlerisch werthvolle Stück, dessen ältere Be- 
schreibungen erwähnen, abhanden gekommen. 

Im Jahre 1S56 wurde die Sammlung in das neue 
k. k* Artillerie-Arsenal übertragen und in der soge- 
nannten Ruhmeshalle aufgestellt, woselbst sie bis zum 
i, Juni 188S verblieb. In dieser Periode der Regierung 
Seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. erhielt die 
Sammlung zur Ausfüllung der Abgänge in wieder- 
holten Jahren reichen Ersatz aus den kostbaren Samm- 
lungen des kaiserlichen Lustschlosses zu Laxenburg, 
indem auf Allerhöchsten Befehl alle dortselbst befind- 
lichen Waffen, welche irgend einen archäologischen, 
kun s tges c hichtlichen oder kriegs wiss en schaft li che n 
Werth hatten, an die Sammlung abgegeben wurden; 
desgleichen wurde schon damals eine grosse Anzahl 
von Kriegs- und Prunkwaffen, welche auf das Jagd- 
wesen keinen Bezug hatten, aus der k. k. Hof-Jagd- 
und Sattel kammer einbezogen, und selbst aus der 
k. k. Schatzkammer erhielt die Sammlung einige inter- 
essante Stücke, 

Die letzte überaus reiche Erwerbung erhielt die 
Sammlung im Jahre 1881 durch die auf Allerhöchsten 
Befehl angeordnete Vereinigung sämmtlicher im Be- 
sitze des Allerhöchsten Kaiserhauses befindlichen 
Waffen in Eine Specialsammlung, als welche dieselbe 
eine Abtheilung der gesammten kunsthistorischen 


Vorbemerkung, 


7 


Sammlungen bildet. Zur Vervollständigung derselben 
wurde noch eine beträchtliche Zahl von in anderen 
k. k. Hof-Sammlungen bisher bewahrten älteren Kriegs- 
und Jagdwaffen, Sattelzeug etc, derselben überwiesen. 

Der an Erzherzog Ferdinand von Tirol gelangte 
Theil der kaiserlichen Harnischkammer wurde 1564, 
wie erwähnt, nach Innsbruck überführt und dort in der 
Burg aufgestellt. Er war an einen Fürsten gekommen, 
der allen gleichzeitigen, durch grossartigen Kunstsinn 
ausgezeichneten deutschen Fürsten, wie Kaiser Maximi- 
lian II,, Rudolf II.» Herzog Albrecht V. und Wilhelm V, 
von Bayern etc., ebenbürtig zur Seite stand. In edler 
Nacheiferung der Mediceer theilte Erzherzog Ferdi- 
nand mit diesen grossen Männern die rege Lust am 
Sammeln , und sein ritterlicher Sinn , ein Erbtheil 
seines Stammes, leitete ihn zur Vermehrung seiner 
Waffenkammer, die er in ein unschätzbares Museum 
von kriegerischen Andenken an die bedeutendsten 
Helden des XV* und XVh Jahrhunderts umwandelte. 
Bald nach dem Ableben Philippine Welser's widmete 
sich der Prinz dieser schönen Aufgabe und erbat sich 
brieflich allerorts Beiträge, die von vielen Seiten so 
zahlreich einlangten, dass derselbe am Ende seines 
Lehens in seinem Schlosse zu Ambras die historisch 
werthvollste Waffensammlung besass. 

Bestrebt, seine Sammlung von Harnischen hervor- 
ragender Helden, seine »ehrliche Gesellschaft«, wie er 
sie nannte, dauernd im Werthe zu erhalten, liess er 
nicht nur Verzeichnisse derselben anlegen, deren älte- 
stes von 1583 datirt, sondern beauftragte auch seinen 
Secretär Jakob Schrenckh von Notzing mit der Ver- 
fassung und Zusammenstellung eines umfangreichen 


8 


Vorbemerkung, 


Kupferstichwerkes, das als ein grosses Bildinventar die 
Authemicltät des Vorhandenen für alle Zeiten beweisen 
sollte. Dieses Werk: »Armamentarium heroicum Sere- 
nissimi Pnncipis Ferdinand! Archiduci etc. « wurde 1582 
begonnen, erschien aber erst sechs Jahre nach dem 
Tode des Erzherzogs 1601. Nach dem Ableben dieses 
hochgesinnten Fürsten gelangte die Sammlung in den 
Besitz seines ältesten Sohnes, des Markgrafen Karl von 
Burgau, der sie mit allen übrigen Sammlungen an 
Kaiser Rudolf durch Kauf überKess, wodurch dieselbe 
im Sinne ihres Gründers reich »vermehrt und ver- 
besserte wieder in kaiserlichen Besitz zurückgelangte, 
aber vorläufig im Schlosse Ambras verblieb. 

Während der Kriege mit Frankreich haue nebst 
den übrigen Kunstsammlungen auch die Waffensamm- 
lung in Ambras empfindliche Einbussen erlitten. 1796 
und 1799 Züchtete sie die Regierung wiederholt. Erst 
1801 nach dem Frieden von Luneviüe konnte sie wieder 
aufgestellt und geordnet werden. Im Kriege des Jahres 
1805, nach der Uebergabe Tirols an Bayern, wurde die 
Sammlung, deren werthvollste Stücke in Sicherheit 
gebracht waren, zwar als Privateigenthum und Fidei- 
commiss des kaiserlichen Hauses angesehen und vom 
Feinde nur unerheblich geschädigt, aber Napoleon 1 . 
Hess dessungeachtet zehn Harnische, darunter jenen, der 
für Franz I. von Frankreich 154z gefertigt wurde, auf- 
heben und nach Paris abführen, wo sie noch gegen- 
wärtig zu finden sind. Im Jahre 1806 wurde endlich 
auf kaiserlichen Befehl die gesammte Sammlung von 
Waffen und Kostbarkeiten nach Wien überführt, wo 
sie 180S im Kaisergarten nächst der k. k. Burg aufge- 
stellt wurde. Im folgenden Jahre 180g von Neuem nach 


Vorbemerkung. 


9 


Peterwardein in Sicherheit gebracht, kam sie 1810 
endlich wieder zurück und wurde 1814 im unteren 
Belvedere aufgestellt, wo sie bis in die Gegenwart ver- 
blieb. In Durchführung des Allerhöchsten Befehles der 
Vereinigung aller kunsthistorischen Sammlungen im 
neuen Museum wurde im December 1888 mit der Ueber- 
siedlung der Waffen aus dem unteren Belvedere be- 
gonnen und diese vereinigt mit der Hof- Waffensamm- 
lung, deren Uebertragung schon am 1. Juni obigen 
Jahres begonnen hatte, aufgestellt, mit der sie fürder- 
hin Eine Sammlung bildet. 

Es erübrigt nun nur mehr, einige kurze Be- 
merkungen über den leitenden Gedanken in der gegen- 
wärtigen Ordnung und Aufstellung der beiden ver- 
einigten Waffensammlungen anzufügen. War es in 
erster Linie die Aufgabe, den ritterlichen Sinn und die 
Kunstliebe des kaiserlichen Erzhauses vor Augen zu 
stellen, so konnte anstandslos innerhalb dieses Rahmens 
das instructive Element in der Art zur Geltung kommen, 
dass die Entwicklung des Waffenwesens an sich dar- 
gestellt erscheint. Dieses Ziel war nur durch eine chro- 
nologisch-synchronistische Aufstellung und Reihung 
zu erreichen. Der Durchführung im strengsten Sinne 
stellten sich zwar einige unbehebbare Schwierigkeiten 
entgegen. Zunächst waren die gegebenen Raumver- 
hältnisse in Rücksicht zu ziehen, die zu manchen Ab- 
weichungen zwangen, dann mussten auch die Ver- 
schiedenheiten in den Quantitäten einzelner Sorten zu 
einer kleinen Verschiebung des Gesammtbildes führen ; 
so zwang z. B. die grosse Anzahl von Pistolen mit 
Flintenschlössern, diese schon erheblich früher einzu- 
fügen, während ein Uebermass an Bruststücken und 


IO 


Vorbemerkung. 


Helmen, welche dem Anfänge des XVI, Jahrhunderts 
angehören, dazu führen musste, diese weit über die Mitte 
des gleichen Jahrhunderts hinaus zu reihen, u. s. w. 
Aber dieses Missverhaltniss, dem keine chronologisch 
geordnete Sammlung ganz entgehen kann, ist dennoch 
nicht soweit hervortretend, dass hiedurch eine wesent- 
liche Störung des Studiums und der belehrenden Be- 
trachtung resultiren würde, um so weniger, als, wo nur 
immer möglich, die Jahreszahl der Fertigung in dem 
gegenwärtigen Führer als wissenschaftlicher Leitpunkt 
beigegeben wurde. In nahezu allen Waffen Sammlungen 
ist das decorative Moment in erster Linie hervor- 
gehoben, in der Neuaufstellung der k. k, Hof -Waffen- 
sammlung nur insoweit, als es den wissenschaftlich- 
instructiven Gedanken nicht beirrt. Von aller theatra- 
lischen Vorführung der Gegenstände wurde, als mit der 
Würde und dem Zwecke der kostbaren Sammlung un- 
vereinbar, grundsätzlich abgesehen. In diesem Sinne 
wurde auch von der Beigabe von naturalistisch gestal- 
teten Menschen- und Pferdefiguren vollständig Um- 
gang genommen. 

Bel der Verfassung des gegenwärtigen »Führers« 
war dem Bedürfnisse des gebildeten Besuchers das 
Hauptaugenmerk zugewendet. Selbst innerhalb des 
gemessenen Raumes mussten Form und Zweck des 
Gegenstandes, seine historischen Beziehungen, seine 
Meister kurz dargelegt werden. Die Marken der letz- 
teren wurden in bedeutender Zahl, behufs deren 
Kenmniss und zum Vergleiche, beigegeben. Eine er- 
hebliche Zahl von Meistern und ihre Zeichen, welch' 
letztere zum Kunststudium von so ausschlaggebender 
Wichtigkeit sind, wird in dem gegenwärtigen Führer 


Vorbemerkung. 


I I 

zum ersten Male der Oetfentlichkeit übergeben. Ebenso 
wurde neben dem waffenwissenschaftlichen und ge- 
schichtlichen auch das künstlerische Moment in Bezug 
auf Schule und Technik der Aufmerksamkeit näher 
gerückt und wurden alle in der letzten Zeit erzielten 
Resultate der wissenschaftlichen Forschung, wie die 
gemachten Beobachtungen berührt, um der technischen 
wie der Kunstwissenschaft Materiale zuzuführen und 
damit einen brauchbaren Behelf zum Studium dieses 
Zweiges der culturhistorischen Wissenschaft zu liefern. 

Wien, im Juli 1889. 


Wendelin Boeheim, 

Gustos der Waffensammlung. 


SAAL XXV. 

Saal Maximilian I, 


Rechts vom Eingänge beginnend und den Saal vollständig 
umschreibend* 


Wand I. 

Unten längs der Wandt 

[. Tartsche aus Holz, mit Pergament überzogen 
und mit Temperafarben bemalt* Am Schildrand liest 
man die Worte : »jjilf * int * cDn^ig luatt * dcti ■ itßt ■ In; ■ 
ücr ■ feint ■ frort ■ atmn ■ rafp - mtftljo * fraltjjafßr ♦ agla. « *) 
Deutsch, XV. Jahrhundert, x. Hälfte* 

2 - Philipp der Siegreiche, Pfalzgraf am 
Rhein. (1425—1476.) Blanker Feldharnisch. Der kugel- 
förmige Helm ist an Brust und Rücken geschnallt. 
Letztere sind aus zwei Stücken zusammengesetzt. Die 
Füsse haben geschuppte, 34 Cm. lange Schnabel schuhe 


*) Das Wort ^agla« ist aus den Anfangsbuchstaben des 
kabbalistischen Spruches: *Atha. Gibbor. Leolam. Adonai«, 
d. h. »Du bist stark in Ewigkeit, » Herr!« zusammengesetzt. 


Saal Maximilian L 


l 3 


angesteckt. Die nebenstehen- 
den Marken gehören dem be- 
rühmten Mailänder Waffen- 
schmiede Tomaso Missaglia 
(gest. 1469). Um 1450. 



3- Roberto von Sanseverino, Graf von Ga- 

jazzo {ertrunken 1487). Ganzer blanker Feldharnisch. 
Die »wä Ische« Schallern rothund weiss in wechselnden 
Feldern heraldisch bemalt. Der Harnisch besitzt die 
in den späteren Condottiere -Abtheilungen gebräuch- 
liche Form* Die auf dem Harnisch vorfmdlichen zahl- 
reichen Marken, darunter auch die / , 
in Nr. 2 gegebenen, auf die Werk- * m , 
statte der Missaglia bezüglichen A fr 
Marken gehören dem Sohne des ^ 

vorbenannten Tomaso, Antonio Missaglia (gest. nach 
149s} in Mailand. Um 1470, 

4- Reis spie ssstange, cannelirt und mit gothisi- 
renden Verzierungen, vergoldet und bemalt. XV. Jahr- 
hundert, 2+ Hälfte. 



5. Ferdinand der Katholische, König von 
Aragonien. (1458 — 1516.) Ganzer blanker Feldhar- 
nisch. Der Helm mit Stielscheibe im Nacken und An- 
schnallbart besitzt die Form der ältesten geschlossenen 
Helme. Die bereits kürzer auftretende Fassbrust ist aus 
zwei Stücken bestehend (geschiftet). Die steifen Bein- 
taschen sind spitz geschnitten (tu lies). Der 
Harnisch aus sehr stark gehärtetem Eisen 
trägt das nebenstehende, wahrscheinlich 
italienische P latt ne rz eichen. Um 1480. 



6 . T r ab anten sp ies s m it durc h b röche ne r S pie ss- 


14 


Saal XXV. 


klingt; mit gothisch verzierten Einlagen in Bronze. 
Schaft und Spiessquaste sind neuere Zuthat. Um 1460. 

7. Kaiser Maximilian I. (1459—1519.) Halber 
Feldharnisch mit in Gold geschmelzten Verzierungen 
auf gebläutem Grunde. Auf dem oberhalb des Brust- 
stückes liegenden Kragen (ältester Form) ist derVliess- 
orden dargestellt, auf der geschifteten Fassbrust das 
Andreaskreuz. x ) Bemerkens werth sind die feinen 
Durchlöcherungen am geschlossenen Helme, die als 
Luftgeher dienten. Die Achseln haben keine Flüge, 
die Beintaschen sind geschoben. Um 1500. 

8. Zweihändiges Schwert. Der Griff stammt 
aus dem Ende des XIV. Jahrhunderts- Auf der 155 Gm. 
langen Klinge ist beiderseits eine Inschrift in Charak- 
teren des 1. Viertels des XVI. Jahrhunderts eingeätzt, 
welche lautet; »Genannt Herr Dietrich von Berns 
schwert«, eine Angabe, die, abgesehen von ihrer 
Glaubwürdigkeit, immerhin auf das hohe Alter dieser 
Klinge sch Hessen lässt. Gewicht 5*75 Kilogr. Fassung 
deutsch. s ) 

9. Philipp I*, der Schöne, König von 
Ca stillen. (1478—1506.) Ganzer blanker Harnisch von 
gor bischer Form aus den Knabenjahren des Königs, 
die Schal lern dazu ist abgängig oder war nie vorhan- 
den, da zu diesen Harnischen auch mit Eisengerippe 


b Der heilige Andreas ist der Patron des Vliessordens. 
ln der chronologischen Folge der Gegenstände ist 
bei Schwertern und Dolchen, welche eine Fassung aus 
jüngerer Zeit besitzen, immer in der Beurthellung die 
Klinge als massgebend angenommen worden, wenn diese 
von besonderem Werth erschien. 


Saal Maximilian 1. 


lb 

im Innern verstärkte schallemähnliche Hüte aus Filz 
(sogenannte gegatterte Hirnhauben) getragen 
wurden; die nebenstehende Marke ist unbe- 
kannt, aber zweifelsohne deutsch. Um 1490. 

IQ. Trabant enspiess ähnlich wie Nr. 6. Schaft 
und Quaste sind spätere Arbeit. Um 1460. 

II. Gennaro Maria Fregoso, Herzog von 
Genu a (ge st * 1 5 3 y) . G anz er b lan fc e r 3 zu m T h ei 1 ge riffel- 
ter Harnisch. Der Helm mit Stielscheibe im Nacken 
besitzt noch die alte Form, die sich aus jener der 
Schal lern entwickelte. Die Füsse stecken in soge- 
nannten Kuhmäulern von übermässig breiter Form. 
Italienisch, um 1500. 



Oberhalb an der Wandt 

Auf den beiden Consolen befinden sich Fuss- 
knechthelme mit schnauzenförmig spitz vorsprin- 
genden Visiten, sogenannte »Hundsgugeln«. Um 1400 
allgemeine Form der Kopfbedeckungen der Fuss- 
knechte. Die Scheitelstücke gleichen noch völlig den 
alteil- Beckenhauben (Bassinets), An den unterhalb 
am Rande sichtbaren Löchern war Panzerzeug be- 
festigt, das über die Schultern herabhing. 

In der oberhalb angeordneten Waffengruppe er- 
blickt man in der Mitte oben einen schweren Knebel- 
spiess, zu den Seiten zwei italienische Helm- 
barten, diesen zunächst zwei deutsche Helm- 
barten, die rechts befindliche trägt die Jahreszahl 
1490, Unten in der Mitte finden wir ein zweihändiges 
Schwert von übermässiger Grösse. Es wird in den 
alten Inventuren das »risenschwert« genannt. Zu 


Saal XXV. 


1 6 

dessen Seiten finden sich italienische Fussknecht- 
Schwerter. 

Jm Kasten I gegenüber der Wand: 

12. Sogenannter Norman ischer Helm mit 

steifem Naseneisen vom Ende des XL oder Anfang 
des XII. Jahrhunderts. 

13. 14. (5. Drei Schwerter aus dem XIL Jahr* . 
hundert. 

16- Schwert aus dem XIII. Jahrhundert. 

17. Schwertkünge aus dem XIII. Jahrhundert 
von vorzüglicher Erhaltung, mit gravirten und mit 
Gold ausgelegten Inschriften und Wappen , und zwar ein 
Dreieckschild mit einem Querbalken, darüber ein Topf- 
helm der frühesten Form ohne Helmdecke. Das Zimier 
(Helmkleinod) bildet ein gerautetes Hörnerpaar. Im 
Hohlschliffe liest man die Buchstaben; TE-V-PD- 
E- 3 , An der Kehrseite findet sich ein zum Grimmen 
geschickter Löwe mit doppeltem Schweife, ferner die 
Buchstaben R « G * F * B * R. 

18 . Italienisches Kurz Schwert. Die Klinge trägt 
nebst heraldischen Emblemen die Inschrift: »COLO- 
MANVS-EpSs ferner »REX HVNGAR1E«. Dass dieselbe 
dem in seiner Jugend zum geistlichen Stand bestimmten 
Könige von Ungarn Coloman (i095“iii4) nicht ange- 
hörte, ist klar. Die Klinge gehört aber spätestens dem 
Ende des XlIL Jahrhunderts an. Die Fassung mit Griff 
vom »Einghiirn« und orientalisirendem Knaufe ist 
italienisch und datirt vom Ende des XV. Jahrhunderts. 
Dabei eine hübsche gepresste Lederseheide vom Anfang 
des XVI. Jahrhunderts. 

19- Schwert aus dem XIII. Jahrhundert. 


Saal Maximilian I. 


'7 


20. 21. 22. Drei Schwerter aus dem XIV. Jahr- 
hundert. Nr. 20 besitzt auf der Klinge eine Marke in 
eingeschlagenem Messing mit dem Signum crucis. 

23. Schwert. Der Griff gehört dem XVI., die 
interessante Klinge aber dem XIV. Jahrhundert an. 
Beachtenswerth sind die an beiden Klingenseiten vor- 
findlichen theurgischen Inschriften. An der Vorderseite 
erblickt man ein Medaillon, darin ein Patriarchenkreuz 
mit der Umschrift in gothischen Majuskeln »MARIA- 
HILF«, dann folgt ein Kreuz, weiters ein Medaillon mit 
einem dreifachen Kreuze und der Umschrift: »PE- 
DIER-JESVS«, ferner die Buchstaben ON, endlich ein 
drittes Medaillon mit der Umschrift »AGLA«. Daran 
schliessen sich folgende Inschriften : »MELCHA • AGLA« 
MELCHA« und ein »Y«, dann das Wort »THETRA- 
GRAMATHON *)«, den Schluss bilden zwei Kronen. Die 
Kehrseite trägt die gleiche Inschrift, nur sind die Kreuz- 
zeichen und deren Umschriften verschieden. Letztere 
enthalten die Namen der drei morgenländischenWeisen : 
» KASPAR -PALTASER- MELCHIOR«. Endlich zeigt sich 
am Schlüsse der Klingenschrift ein Kübelhelm mit Helm- 
decke und einem Halbflug als Zimier. 

24. Zweihändiges Schwert. Der Griff, theils 
mit Leder überzogen, stammt aus dem Anfänge des 
XVI. Jahrhunderts, die ausgezeichnet schöne, 105 Cm. 
lange Passauer Klinge ist mit vielen in Messing tau- 
schirten Verzierungen ausgestattet. Sie gehört dem 
Anfänge des XV. Jahrhunderts an. 


J ) Melcha ist gleichbedeutend mit König. Thetragrama- 
thon, d. i. das durch vier Zeichen (Buchstaben) Ausge- 
drückte, mit Beziehung auf das Wort »AGLA«. Siehe Nr. I. 


iS 


Saal XXV. 


25. Zweihändiges Schwert. Der Griff geätzt 
und vergoldet, ist eine spätere Arbeit aus der Mitte 
des XVI. Jahrhunderts, Die Klinge aus dem XIV. Jahr- 
hundert tragt in Messing tauschirt den »Passauer 
Wolf«, ferner die Inschrift Jesus R, (ex) J. (udaeorum). 

26. Reiterschwert vom Anfänge des XV. Jahr- 
hunderts. 

27. Breites Schwertaus dem XIV. Jahrhundert. 
Der Griff aus schwärzlich-grünem Bein hat eine orien- 
talische Form und gleicht ganz dem eines Schwertes 
im konigl. bayrischen National- Museum, welches das 
Wappen der Embs tragt. 

28. Kurzes Schwert mit Dolch aus dem XV. 
Jahrhundert. 

29. 30. Zwei Dolche aus dem XV. Jahrhundert, 

31- Dolch, nach alter Bezeichnung »Degen#. Der 

Griff Ist von geschnitztem Horn, die Klinge ist drei- 
schneidig mit tiefen Hohlschliffen. Die Scheide ist aus 
gepresstem Leder und enthält ein sogenanntes »Be- 
steck«, ein Behältniss für einen Schnitzer und einen 
Pfriemen. XV. Jahrhundert. 

32. Dolch (Degen), mit astartig gestaltetem Griffe 
und schön gravirtcr und theils vergoldeter Klinge. Die 
Lederscheide enthält im Besteck einen Pfriemen, 

33. Dolch mit Griff von vveissem Bein, orien- 
talisirend. Die Scheide besteht aus der Spitze eines 
Hornes, ist geschabt und gravirt, XV. Jahrhundert. 

34. Schweres Knebelspiess eisen mit gra vir teil 
Verzierungen und Spuren von Vergoldung. An den 
Seiten zeigt sich der Bindenschild mit der Inschrift: 
»tun * frtrrir * tour ■ a netric< (Friedrich III, 1415-1493), 
um 1440. 


Saal Maximilian 1. 


19 


35- Zwei Stück Schleuderblei. Es sind dies die 
Geschosse der vom Alterthume bis ins späteste Mittel- 
alter in den Kriegen verwendeten Schleudere^ welche 
mit Hand- oder Stockschleudern ausgerüstet waren* 
XV* Jahrhundert* 

36. Ein paar Sporen aus zierlich durch- 
brochenem Eisen. Auf den Stegen findet sich die 
folgende slavische Inschrift in gothischen Minuskeln: 
»pomny na mye ma myia wyerna pany«* (Gedenke 
mein, meine liebe getreue Gattin*) XV* Jahrhundert* 
2 * Hälfte. 

37. Ein paar Steigbügel aus zierlich durch- 
brochenem Eisen* XV* Jahrhundert* 2 * Hälfte* 

38. Sogenannter Brandpfeil* daneben zwei ge- 
wöhnliche Armrustbolzen. XV. Jahrhundert. Auf den 
Etageren liegen vertheilt Armrustbolzen von ver- 
schiedenen Formen* theils gemeine, tbeils Drehbolzen 
(viretons), d* i. solche mit spiralförmig laufenden 
Federn. 

Unterhalb: 

39. Spitze eines Armrustbolzens* mit Gra- 
vi rungen geziert. Darunter Monogramme, wie F und t 
in gothischer Form. XV. Jahrhundert* 

In der Mitte oberhalb: 

40. Rennfähnlein des in der Schlacht bei Sem- 
pach i386 gefallenen Ritters Döring von Eptingen, 
auf dem Schlachtfelde aufgelesen. Das Emblem zeigt 
in Hochstickerei das Wappen des Gefallenen, den rechts 
gestürzten Adler* Dabei das dazugehörige Krönlein 
(Fahnenspitze)* 


20 


Saal XXV. 


Wand IL 

Unten längs der Wand; 

41 * Erzherzog Sigmund von Tirol. (1427- 
1496.) Ganzer Reiterharnisch vongothischer Form, ge- 
kehlt, mit zart durchbrochenen Rand Verzierungen aus 
Messing und zierlich ausgeschnittenen Folgenrändern. 
Das Haupt bedeckt die »Schallern« , den unteren Theii 
des Gesichtes der angesteckte »Bart«, die Brust ebenso 
wie die hoch hinaufreichenden Oberdiechlmge sind 
geschoben. Die Eisenschuhe laufen in lange Spitzen 
{Schnabel schuhe) aus, eine Mode des XII, Jahrhunderts, 
die bis ins XV. herrschend ist. Deutsch, um 1470. 

42 . Reisspiess, die gewöhnliche Stangenwaffe 
des reisigen Kriegers (d. i. des Reiters). Um 1500. 

43 : Kaiser Maximilianl. (1459-1519,) Ganzer 
Reiterharnisch von gothischer Form, ähnlich Nr. 41. 
Dabei eine gekehlte Eisenhaube, ferner eine rechts- 
seitige Dilge zum Schutze der Schenkel, die Schallem 
trägt den Nürnberger Stempel. Um 1475. Der 
historischeWerth dieses Harnisches ist dadurch 
gegeben, dass Maximilian als junger Erzherzog 
in selben gekleidet am 19. September 1480 
seinen Einzug in Luxemburg gehalten hat, wie auf 
einem m den kais. Sammlungen befindlichen gleich- 
zeitigen Gemälde ersichtlich ist. 

44 . Reisspiess. (Um 1500,) 

45 . Erzherzog Sigmund von Tirol. (1427— 
1496.) Ganzer Reiterharnisch von gothischer Form, 
ganz ähnlich jenem von Nr. 41, nur weit reicher und 
schöner gearbeitet und überhaupt eines der schönsten 
vorhandenen Beispiele von Plattnerarbeit jener Zeit. 


Saal Maximilian L 


21 


Dabei befinden sich zwei Dilgen und ein mit einer 
Unterarmröhre verbundenerEisenhandschuh, der nicht 
zum Harnische gehört. Deutsch, der Meister von Nr- 41, 
um 1470. 

Am ersten Fenster; 

46 . Zusammenlegbare Sturmleiter, welche 
auch zur Verlängerung eingerichtet ist. XV. Jahrhun- 
dert, 2. Hälfte. 

47 . Sattel mit Reliefdarstellungen in Elfenbein. 
Die figuralen Embleme weisen auf die ältere rheinische 
Schule. XV. Jahrhundert, 1. Hälfte. 

Auf dem zunächst ersichtlichen Gestelle finden 
sich ältere Feuerwaffen, als: 

48 . Handbüchse aus der Landsknechts truppe 
mit bronzenem Rohr und Luntenhahn. Um 1500. 

49 5 ! Drei schwere kurze Hakenrohre von 
Eisen* über den Dorn geschmiedet, mit gothischer 
Gliederung. XV. Jahrhundert, 1. Hälfte, 

52 . Schweres Roaszeug des Kaisers Maximi- 
lian L, bestehend aus dem »Krippen- oder Kumpf- 
sattel«, dem »Rosskopf« mit »Kunz« (Halsdecke), 
»Fürbug«, »Gelieger« mit breiten Taschen, welche 
Doppeladler darstellen, und breiten »Ziigelblechen«. 
Alles theils getrieben, theils aus blauem und schwarzem 
Grunde geätzt und vergoldet. Deutsch, Einfluss der 
fränkischen Schule in den figuralen Darstellungen. 
Um 1490. 

Auf dem links daneben befindlichen Gewehr- 
gestelle : 

53 . Hakenbüchse mit schönem Bronzelauf und 
den Resten eines Luntenschnapphahnes, Am Laufe 


22 


Saal XXV. 


findet sich die Nürnberger Marke N, ferner das Meister- 
zeichen 5 fr. Um 1490. 

54- Hakenbüchse für Handzündung vom An- 
fange des XIV, Jahrhunderts, Auf dem alten Schafte 
zeigt sich das nachträglich aufgemalte Wappen der 
Stadt Tuln und die Jahreszahl 1619. 

55- Lange Handbüchse mit Messinglauf und 
Visirrohr, Der eigenthümlich gestaltete Kolben zum 
Anlegen an die Schulter besitzt einen ledernen Feuer- 
schirm. Um 1510. 

56- Sattel mit aufgelegten plastischen Orna- 
menten und üguralen Darstellungen aus Elfenbein auf 
blauem Grunde. Die figuralen Scenen beziehen sich 
auf romantische Dichtungen der Minnepoesie des Mit- 
telalters. Eine Inschrift auf der Schnecke des Sattel- 
knopfes in gothischen Minuskeln lautet; »laijl 4 es ■ got 
tldj ■ Ijclf 4 foir ■ nt . . (aus der Noth)«, Auf einem Wap- 
penschilde der einköpfige Adler, ferner an der Vor- 
derseite ein r, Diese und andere Anzeichen scheinen 
auf den römischen König Karl IV. (1346—1378) hinzu- 
deuten. 

57- Kleines Geschützrohr aus Bronze, Modell 
zu einer »Hauptbüchse«. Es führt in seinen Reliefs 
das Wappen des römischen Königs und jene der Öster- 
reichischen Erbländer, dabei die Inschrift : »ICH * SIHE * 
VND - LAVR - ALS ■ DER * HA GL * VND * DER « SGHAVR ■ 
VND * HAIS ■ DARVMB ‘ DIE * LAURPFEIFF - NIMB ■ HIN- 
WEG ‘WAS * ICH * ERGREIFF.« Die Fertigung dieses 
Rohres fällt zwischen i486 und 1493. 

58- Schweres Panzerhemd mit zur Hälfte 
genieteten, zur Hälfte geschweissten Ringen, XV. Jahr- 
hundert, 1. Hälfte. 


Saal Maximilian I, 


2 3 

59 . SigismondoPandolfo Malatesta, Herzog 
von Rimini* {1416-1468.) Unterarmzeug, Beinschienen 
und ein Magenblech von einem Stechzeuge. Reste von 
einem Turnierzeuge aus der Mitte des XV* Jahrhunderts» 

60 . Unvollständiger Harnisch» Der Helm 
bildet in seiner Form einen Uebergang von 
der » Schallern « in den » geschlossenen 
Helm«» An mehreren Stellen findet sich das 
nebenstehende wahrscheinlich italienische 
Platt nerzeichen» Ende des XV» Jahrhunderts. 

61 * Angeblich Alb recht Achilles, Markgraf 
von Brandenburg* (1414—1486.) Ganzer lichter 
Harnisch für den deutschen Fusskampf, mit langem 
faltig gebildeten Kampfschurze» Der geschlossene 
Helm besitzt die Form eines Greifenkopfes (Teufels- 
schembart}. Das Arm zeug ist ganz durch »Folgen« 
geschlossen. Auf der Brust finden sich Spuren von 
Ae t zungen t Darstellungen iti der kräftigen Manier der 
oberdeutschen Schule. Der Kampfschurz besitzt vorne 
und rückwärts »Ausschnitte, um den Harnisch auch zu 
Pferde benützen zu können. Die Form des Harnisches, 
noch mehr aber die den ausgebildeten Charakter der 
deutschen Renaissance an sich tragenden Aetzungen 
deuten auf eine spätere Fertigung als das Todesjahr 
dieses Fürsten, frühestens 1510* Dabet ein geschlos- 
sener Helm. Der Harnisch kam nach 15S5 in den Besitz 
des Erzherzogs Ferdinand von Tirol» 

62 . Kaiser Maximilian I* Ganzer Reiterharnisch 
mit durchbrochenen Randverzierungen aus Messing» 
Der Helm bildet in seiner Form einen Uebergang von 
der »Schallern* in den »burgundischen Helm«, »der 
im kragen umbgeht«, d. h* dessen gewulsteter Unter- 




24 


Saal XXV. 


rand in einer aufgebogenen Kante des Kragens läuft 
und so beide sicher verbindet. Die Verbesserung wird 
Maximilian I. zugeschrieben. Der Harnisch trägt 
das Augsburger Beschauzeichen, den »Stadtpyr«, 
ferner die nebenstehende Meistermarke. 

Sehr wahrscheinlich das Zeichen des kaiserl. 
Hofplattners Lorenz Helmschmied. Um 1490. 

Oberhalb an der Wand, rechts vom Fenster: 

Auf den beiden Consolen befinden sich zwei 
Schallern vom Ende des XV. Jahrhunderts. In der 
oberhalb angeordneten Waffengruppe zeigt sich in der 
Mitte oben ein schweres Spiesseisen, daneben zwei 
deutsche Helmbarten, ausserhalb zwei gemeine 
Ahlspiesse, die gemeine Waffe der Fussknechte im 
XV. Jahrhundert. Unterhalb ein zweihändiges Schwert, 
zu dessen Seiten deutsche und italienische Schwerter 
aus derselben Zeit. Das Ganze deckt ein gemeines 
schweres Panzerhemd vom Ende des XV. Jahrhunderts. 

Links vom Fenster: 

Auf den beiden Consolen liegen Schallern für 
reisige Knechte vom Ende des XV. Jahrhunderts. In 
der oberhalb angeordneten Waffengruppe oben ein 
schweres Spiesseisen, diesem zunächst zwei ita- 
lienische, ausserhalb zwei deutsche Helmbarten. 
Unten finden sich analog der vorher beschriebenen 
Waffengruppe ein zweihändiges zu dessen beiden Sei- 
ten gemeine Reiterschwerter vom Anfänge des XVI. 
Jahrhunderts. Die Waffengruppe deckt ein schweres 
Panzerhemd wie an der vorigen. 




Saal Maximilian I. 


25 


Wand III. 

Unten längs der Wand: 

63. Th eile eines Fussknecht hämisches, be- 
stehend in einem Eisenhute, einem geschobenen 
Bruststücke mit Achseln ohne Flüge, einem 
Rückenstücke, endlich in einem Paare Eisenhand- 
schuhen« Die Brust trägt das Augsburger 
Be schau Zeichen und die nebenstehende 
Meistermarke» Ende des XV. Jahrhunderts* 

64. Georg IV», Freiherr von Puechheim, 
Obersthofmeister der Königin Anna, Gemahlin Ferdi- 
nands I. (Gest* I 53 j.) Ganzer ehemals blanker Harnisch 
mit schwarzgeätzten Verzierungen* Helm mit AlTen- 
visir« Achseln mit geätzten, auf den Vlies so rden be- 
züglichen Emblemen. Kugelbrust mit dem heiligen 
Georg und Sebastian, quer darüber das Andreaskreuz* 
In der Brust mitte erblickt man das Monogramm 

des Besitzers, verschlungen, oberhalb in einem 
Medaillon das Monogramm des ausgezeichneten Aetz- 
malers »I*A«. Das Armzeug ist abgängig. Deutsch, 
um 1510* 

65. Schwere Standarmrust mit bemaltem 
Holz bog eil, darauf das Wappen der steirischen Familie 
Baumkircher. (Wahrscheinlich von Andreas, enthaup- 
tet 1471*) 

66. Philipp I, der Schöne, König von Casti- 
lien. (1478—1506.) Knabenharnisch für den deutschen 
Fusskampf. Derselbe ist mit schön verzierten durch’ 
brochenen Auflagen von vergoldetem Silber geziert, 
um welchen sich eine Unterlage aus rot hem Sammt 
findet* Die Ornamente der aufgelegten Streifen ent- 




26 


Saal XXV, 


halten die Symbole des Vliessordens und das Vliess 
selbst, ln dem Beinzeug ist die verhaute Tracht der 
Landsknechte der Periode mit ihren Schlitzen und 
Puffen dargestellt. Deutsch, um 1490, 

Am Sockel erblickt man zwei Bruststücke 
dieses Königs , gleichfalls aus dessen Knabenjahren, 
Das linksseitige trägt den Spruch aus Lucas 4, 3 o ein- 
gravirt: » Jhesus autemtransiens etc.«, das Monogramm 
des Königs PS, endlich das Plattnerzeichen, ^>7 
das wir auch auf einem Stechzeuge Kaiser 

© Maximilians von c. 1500 (Saal XXXVI) J g» 
wie der finden werden. Das rechtsseitig 
sichtbare Bruststück trägt die Marke des Hof- 
plattners Adrian Trevtz in Innsbruck: ^das Kleeblatt«, 
67 . K ais er M aximilan I . G an z er Fe 1 d har nisc h , 
aus verschiedenen un zusammengehörigen Stücken zu- 
sammengesetzt. Derselbe ist theils mit schmaler ver- 
goldeter Bordüre in feiner Gravi rung geziert, theils 
mit schöner Schmelzarbeit und mit aufgelegten Mes- 
singrändern geziert. Die gegenwärtige Zusammenstel- 
lung datirt schon aus alter Zeit. 1 ) Der Helm bietet 
ein Beispiel des Ueberganges von der Form der Schal- 
lern in den geschlossenen Helm der Renaissancezeit. 
Am Kragen findet sich in Goldschmelz die Collane 
des Vliessordens, Die flache Doppel brust weist zwei 
Probemale von Armrust bolzen auf. Am Handschuh 
liest man die Jahreszahl 1511« 


J ) So Ist er auch in dem Ambraser Heldenbuch des 
Jakob Schxenckh von Notzing {1582 begonnen, 1602 heraus- 
gegeben), abgebildet, welches die Persönlichkeiten In Abbil- 
dungen enthalt, von weichen Erzherzog Ferdinand von Tirol 
die Harnische und Waffen bewahrte. 


Saal Maximilian I. 


2 7 


68. Fredrico Gonzaga, Markgraf von Man- 
tua. (Gest. 1484.) Blanker Feldharnisch mit schwarz 
geätzten und ornamentirten Rändern. Die Gehörrosen 
des geschlossenen Helmes sind durchbrochen und ent- 
halten die Buchstaben A T, auf der rechten ist über- 
dies eine durchbrochene Rundplatte, ein M darstel- 
lend, aufgenietet. Bei diesem Harnische entsprechen 
nur die Brust mit dem Rücken und die Beintaschen 
der Lebensperiode des Fürsten, alle übrigen Theile 
stammen aus dem ersten Jahrzehnt des XVI. Jahr- 
hunderts, die Aetzungen aus noch späterer Zeit. 

69 . Ludwig II., König von Ungarn. (1506 
bis 1526.) Ganzer Harnisch, blank, mit geätzten und 
vergoldeten Verzierungen, die verhaute Tracht dar- 
stellend, zwischen denen wiederholt die Buchstaben 
E*S erscheinen. Der burgundische Helm besitzt ein 
doppeltes Visir. Zu diesem Harnische gehört ein 
Sattel von gleicher Arbeit. (Der Bezug ist spätere 
Zuthat.) Nach dem Auftreten des »Jungfrauenadlers« 
am oberen Brustrande zu schliessen, ist der Har- 
nisch Nürnberger-, jedenfalls aber deutsche Arbeit. 
Um 1520. 

70 . Tartsche eines ungarischen Reiters, von 
Holz, mit Pergament überzogen, versilbert und bemalt. 
In der Mitte erblickt man die Darstellung einer Jung- 
frau in Holzschnittmanier. Die Zeichnung verräth den 
Einfluss der fränkischen Schule, etwa des M. Wohlge- 
muth. Auf einem Spruchbande liest man die Buch- 
staben i • ui • im • • • R • T • ti (ich wart im garten). Die 
Tartsche stammt vermuthlich von den ungarischen 
Trabanten Kaiser Maximilians I., die wiederholt im 
»Theuerdank« abgebildet erscheinen. 


28 


Saal XXV, 


Oberhalb an der Wand: 

Auf den beiden Gonsölen erblickt man, und zwar 
rechts eine Eisenhaube, links eine Schallern für 
einen Reisigen, ln der Waffengruppe in der Mine 
findet sich oberhalb ein schweres Spiesseisen, daneben 
zwei deutsche Helmbarten, daran reihen sich zwei 
Runkas (Ron 90 ns), auch »Wolfseisen« genannt. 
Unterhalb ein zweihändiges und zwei deutsche Reiter- 
schwerter, ausserhalb z wei italienische Fussknecht- 
schwerter vom Anfang des XVI* Jahrhunderts, In 
der Mitte erblickt man ein Bruststück gothlscher Form 
von ca, 1490, 

Im Kasten II gegenüber der Wand: 
Oberhalb ; 

71 . Georg Castriota, Fürst von Albanien, 

genannt S kan derbeg, (1403—1467*) Helm mit aufge- 
setztem getriebenen und vergoldeten Ziegenkopfe. 
Die Haube umgibt ein breites Band aus Kupfer, mit 
Rosetten und den darin eingegrabenen Buchstaben 
* in ■ pt ■ ta * ta ■ xt - bt * Es sind dies die Anfangsbuch- 
staben eines Textes, der ziemlich ähnlich wie : »Jhesus 
Nazarenus.- Prinripi Emathiae ■ Regi Albaniae * Terror! 
Osmanorum ■ Regi Eptri ■ Benedica T« lauten dürfte. 

72 . 73 . 74 . 75 . Drei Paar Sporen von gothi- 
scher Form von Eisen, theils vermesslngt. XV. Jahr- 
hundert, Ende, 

In der Mitte: 

76 . Armrustköcher von Holz, mit Pergament 
überzogen und mit gepresstem Kalbleder besetzt. 
Innen einige gemeine Bolzen, Deutsch, um 1460, 


Saal Maximilian L 


2 9 


77. 78. Zwei Paar Steigbügel von ungarischen 
Reitzeugen, aus Eisen und vermessingt* XV . Jahrhundert . 

79. Langer Dolch mit Griff aus Bergkrystall 
und Beschlägen aus vergoldetem Silber, Die Scheide 
aus gepresstem Leder besitzt schön ciselirte Beschläge 
aus Silber mit Ornamenten in Frührenaissance, Am 
Mundbleche erscheint der habsburgische Bindenschild* 
Italienisch, um 1500 . 

80. Langer Dolch mit Griff und Parirstangen 
aus B erg kry stall und schön ciselirten goth ischen Be- 
schlägen aus vergoldetem Silber, Die Klinge enthält 
eine Anrufung Mariens in vergoldeter Aetzung, Die 
schöne Scheide aus Silber tragt vergoldetes Beschläge 
mit zierlichen Lilien friesen. Das Ort band ist spätere 
Zugabej etwa von 1540 , aber von tüchtiger Arbeit* 
Darauf erscheint Judith mit dem Haupte des Holofer- 
nes. In dem Besteck befinden sich ein ähnlich ausge- 
stattetes Messer, zwei derlei kleinere und ein Pfriemen. 

Unterhalb: 

8 1 * Streitkolben von Bronze, mit durchbrochenen 
Verzierungen in spätgothischem Stile* Um 1460 . 

82. 83- 84- 85. Vier Paar Sporen aus Mes- 
sing* XV. Jahrhundert* 

Im Mittelraume : 

86 Reiterschwert des Kaisers Maximilian!* 
Auf dem bimförmigen Knaufe aus vergoldetem Mes- 
sing sind die Embleme des Vliessordens gravirt, auf 
der Parirstange die Initialen: »H ■ M * I ■ A * D*, ferner 
der Buchstabe M (Maximilian). Die schöne federkräf- 
tige Klinge ist an beiden Seiten mit Bandzügen geätzt, 
zwischen denen wiederholt das burgundische (Andreas-) 


3 o 


Saal XXV. 


Kreuz mit dem Feuereisen und dem Wahlspruch des 
von Alfons V., König von Aragonien, gestifteten Ordens 
der Massigkeit erscheint, dessen Mitglied Maximilian !. 
gewesen war: »halt ■ mas * in * allen * dingen«. Deutsch, 
um 14S0, 

87 , Schwert. Der plumpe Griff gehört dem 
XVII. Jahrhundert an, die Klinge jedoch der zweiten 
Hälfte des XV, Jahrhunderts; sie enthält die geätzte 
und vergoldete Inschrift: »MATHIAS * C DRV IN US * REX * 
VNGARjE - PRO - REGE ■ DIVINA > LEGE ■ ET - GREGE.« 

88, Ceremonienschwert des Rectors, d. I. des 
Oberhauptes der Republik Ragusa, der reich gravirte 
und vergoldete Griff’ trägt gothisirendes Ornament. 
Die allgemeine Griffform ist italienisch. Die Parir- 
Stangen sind von späterer Hand verstümmelt worden. 
Die Klinge ist von minderem Werthe. Dabei die schön 
montirte Lederschelde. Um 1470, 

89 , Prunkschwert. Auf der sehr schönen ita- 
lienischen Klinge des XIV. Jahrhunderts ist in Goki- 
scbmelz alla sanguigna der Tiroler Adler dargestellt, 
Welcher in späterer Zeit mit Oelfarbe In den Farben 
des römischen Königsadlers übermalt wurde. Auf dem 
einseitigen Knaufe ist ein silbernes Plättchen einge- 
lassen, In welchem das Osterlamm wie im Wappen 
von Brixen erscheint. Auf der andern Seite erblickt 
man ein emaillirtes Rundplättchen, in welchem ein 
viergetheiltes Wappen dargestelit ist. Es enthält die 
Wappenfiguren: I. der Welser, II. der Spalten, I II. der 
Amon, endlich IV. der Stürmer-Neustadter. Beide 
Plättchen sind Zuthaten des XVI. Jahrhunderts. Dabei 
die Lederscheide mit einem Theile des Gehänges, 
Fassung deutsch, aus der Mitte des XV. Jahrhunderts, 


Saal Maximilian l. 


3 1 


90 - Reiterschwert zu anderthalb Hand. Der 
Griff aus vergoldetem Messing, mit Einlagen von 
weissem Bein, weist spätgothische Formen, Berner- 
kenswerth ist die Scheide mit aus freier Hand einge- 
pressten gothischen Schl Ingo rnamcntem XV. Jahr- 
hundert, z. Hälfte, 

91 Reiterschwert zu an- 
derthalb Hand. Interessante ältere 
Klinge mit dem seine Jungen mit 
dem eigenen Blute nährenden Pe- 
likan in Messingtausia. Fassung 
um 1500, 

92 . Zweihändiges Krummsch wert, angeblich 
* von Georg Castriota, Fürsten von Albanien, genannt 
Skanderbeg, (1403—1467,) Dasselbe besitzt die Form 
der venetianischen Fechtschwerter, wie sie in den 
Fechtbüchern des XV. Jahrhunderts vor Augen treten. 
Der Griff besteht aus gepresstem Leder. Die ältere 
Klinge ist mit interessanten, in Gold tauschlrten Orna- 
menten geziert, die noch spät romanische Anklänge 
erkennen lassen. Gewicht 3*2 Kilogramm. Italienische 
Fassung. XV. Jahrhundert, Mitte, 


d */ k 


Unterhalb: 

93 . Kleiner Bolzenköeher, XV. Jahrhundert, 

Mitte. 

94. 95. Zwei Paar Sporen mit sehr langen 
Hälsen. XV» Jahrhundert, 


Zunächst rechts : 

96 . Rennfahne des Kaisers Maximilian 1. Um 


1510. 


32 


Saal XXV. 


97. Richtschwert. Die kurzen Parirstangcn sind 
an den Enden mit Schellen besetzt. Auf dem Griffe ist 
nebst anderen Gestalten die heil. Katharina mit der 
Jahreszahl 1409 in roher Gravirung dargestellt. Auf der 
breiten, zugespitzten Klinge erblickt man Galgen und 
Rad eingegraben. Dabei die einfache Lederscheide. 

98. Streitkolben gleich Nr. 81 . 

99. 100. 101. 102. 103. Sporen vom Ende des 
XV. Jahrhunderts. 

Im Kasten III zunächst dem Fenster: 

104. Rundschild des Kaisers Maximilian I. 
Blank, mit Verzierungen in vorzüglicher Hochätzung, 
welche eines der frühesten Beispiele dieser Technik 
bieten. Unter den figuralen Darstellungen, welche vor- 
wiegend dem Gebiete der Mythologie und der Reli- 
gionsgeschichte angehören, finden sich auch solche 
mit Beziehungen auf die Minnepoesie des XIII. Jahr- 
hunderts. An einer Stelle findet sich der einköpfige 
Königsadler, womit die Beziehung des Schildes zu 
Maximilian I. hervortritt. Am Rande liest man ein 
Mariengebet in lateinischer Sprache. Deutsch, um 1490 . 

105. Schild aus der Schale einer Riesenschild- 
kröte, darauf Manlius Torquatus dem überwundenen 
Gallier die Torques abnehmend. Toskanische Schule 
des Quattrocento. 

106. DeutscheStreithacke eines Kürissers vom 
Anfänge des XVI. Jahrhunderts. 

107. Linke Achsel eines geriffelten (Maximilian-) 
Harnisches, mit vergoldeten und gravirten Strichen 
geziert. Angeblich von Ludwig II., König von 
Ungarn. ( 1500 — 1526 .) Deutsch, um 1520 . 


Saal Maximilian I. 


33 


108. Linkes Armzeug mit Handschuh von 

einem gothischen Turnierharnische, der seinerzeit Karl 
dem Kühnen, Herzog von Burgund (gest. 1477) 
zugeschrieben wurde. Um 1470. Das Plattner- 
zeichen ist burgundisch. 

109. Hölzerner Commandostab, sogenanntes 
»Regiment«, mit Spuren von Bemalung, des Gian 
Giacomo Trivulzi, Marschalls von Frankreich. (1447 
bis 1518.) 

110. Ein Paar gemeine Sporen. XVI. Jahr- 
hundert, Anfang. 

111. Schweres Hiebschwert mit Griff aus ge- 
presstem Leder. XV. Jahrhundert, Ende. 

112. Italienisches Fussknechtschwert mit 
gravirtem Messinggriff. XV. Jahrhundert, 2. Hälfte. 

113. Reiterschwert Philipps I. des Schönen, 
Königs von Castilien. (1478—1506.) Knauf und Parir- 
stange sind aus geschnittenem blanken Eisen. Auf der 
federkräftigen Klinge zeigt sich das geätzte Brustbild 
eines jugendlichen Mannes, ferner die Majuskelschrift: 
»JESVS • AVTEM • TRANSIENS« und das Bild eines 
nicht näher erkennbaren Vogels, auf der Kehrseite 
steht die Fortsetzung des dem Evangelium (Lucas 4, 
3 o) entnommenen Verses: »PER*M(E)DIVM *IL(L)ORVM* 
IBA.T« *) und am Schlüsse das Bild eines Lindwurmes. 
Deutsch, um 1500. 

1 14. Italienisches Schwert. Knauf und Parir- 
stange sind von Messing, vergoldet und gravirt. Am 

’) »Jesus aber, hindurchgehend mitten zwischen ihnen, 
wandelte von dannen«, hier auf die Ohnmacht der Feinde 
gedeutet. Derselbe Vers rindet sich auf Goldmünzen dieses 
Königs. Siehe auch Nr. 66. 



3 


34 


Saal XXV. 


Mitteleisen liest man die Worte; »IN * DIO ■ AMOR«, 
Der Handgriff ist mit Holz und Perlmutter eingelegt. 
Die spitz zulaufende Klinge ist mit figuralen Dar- 
stellungen von gewandter Hand geziert > welche ver- 
goldet sind. Dabei die schön gepresste Lederscheide, 
Vielleicht römische Arbeit, um 1480, 

115 . Reiterschwert mit vergoldetem Knaufe* 
Faustschutzbügel und Handgriff mit rothem Sammt 
überzogen, 

116 - Langes Pörschwert, vom Anfänge des 
XVI, Jahrhunderts, mit beledertem Griffe, 

117 . Langes Pörschwert des Kaisers Maxi- 
milian I. (1459— 1519) mit eiförmigem Knaufe und 
dreischneidiger Klinge, 

118. Modell eines Mörsers aus Bronze; auf 
der hölzernen Schleife die geschnitzte Figur eines 
ruhenden Landsknechts, Das Rohr bezeichnet : » MARIA* 
ANNA * S* V * ANO 1515.« 

119 . Ein Paar Eisenhandschuhe mit durch- 
löcherten Platten, Um 1500, 

120 . Kriegsflegel mit eiförmiger Schiagkugel, 
XVI, Jahrhundert^ Anfang. 


Wand IV. 

Nächst der Thur . 

121 . Maximilians Harnisch mit geschlossenem 
Helm alter Form, sogenannter Todtenkopf, grossen 
E 11 en b o gen kac h el n un d br eit e n S c h u h eo (Ku h m äu 1 e rn) , 
Deutsch, um 1515, 


Saal Maximilian 1, 


35 


122 . Bartolome© Colleoni, Feldherr Venedigs- 
(ca. 1399—1475.) Geschiftetes Bruststück in gothischer 
Form, mit gravi rten Verzierungen* 

123 - Panzerhemd mit theils genieteten, theils 
gesdiweissten Ringen, XV. Jahrhundert, Ende, 

Links von der Thür . 

Unten längs der Wand: 

124 - Francesco Gonzaga, Markgraf von 
Mantua, (1466—1519,) Ganzer Harnisch. Derselbe 
war ursprünglich blank und besass gravirtc und ver- 
goldete Randstreifen, Später wurde er durch Feuer so 
bedeutend beschädigt, dass er vollkommen geschwärzt 
wurde und das Gold der Randstreifen schmolz und 
herabfloss. Italienisch, um 1510. 

125 - Streitaxt. Deutsch, um 1520. 

126 . Kaiser Karl V. Ganzer Harnisch eines 
Knaben mit getriebenen Pfeifen, Schlitzen und Puffen, 
die verhaute Tracht darstellend. Unvollendet und 
hammerfertig belassen. Das Inventar von Ambras von 
1583, woher der Harnisch stammt, sagt darüber: 
»Kaiser Carolus etc. Weil Ihre Majestät noch ein 
Junger Herr gewesen Ist. Ein unausgemachts Harnisch 
ulC.« Nach den Dimensionen wurde derselbe 1511 oder 
15 ic begonnen und ist unbekannter Umstände halber 
un au sg efer t i gt ge bl ieb en . 

127 Ganze Rossstirne mit vergoldetem Messing 
berandet und mit gravirten Verzierungen ausgestattet. 
Um 1460. 

128 . Maximilian-Harnisch, Helm mit Teufels- 
schembart, Achseln mit hohen St oss kragen, grossen 


3 


36 


Saal XXV. 


Armkacheln und breiten Eisenschuhen (Kuhmäulern). 
Deutsch, um 1510. 

129 Ganze Rossstirne, blank, mit Kehlungen 
und schmaler Messingberandung. Deutsch, um 1490. 
Das Stirnschildchen ist um ca. 60 Jahre jünger. 

130. Jakob von Embs, Feldoberst. (Gest. 1512.) 
Korazin, mit kirschrothem Sammt überzogen. Ita- 
lienisch, vielleicht Mailändisch, um 1500; dabei eine 
mit rothem Sammt überzogene Sturmhaube. ] ) 

131. Italienische Helmbarte mit halbmond- 
förmigem Beile, Hammer mit Diamantspitzen und zwei- 
spitziger Stossklinge. Um 1500. 

132. Ganzer blanker, theil weise geriffelter 
Harnisch. Um 1510. Derselbe war in den alten Am- 
braser Inventuren Hermann Herzog von Schwaben 
zugeschrieben, später dem Hildebrand Madruzzo von 
Trient (gest. 1547). Beides ist unrichtig, letzteres umso- 
mehr als die alten Inventare von der genannten Persön- 
lichkeit keine Erwähnung machen. 

Oberhalb an der Wand: 

Auf der dreitheiligen Console befindet sich in 
der Mitte ein geschlossener Helm mit schallern- 
förmigem Scheitelstück und steifen Halsreifen. Ueber- 
gangsform. Rechts ein geschlossener Helm ältester 


J ) Die Korazine sind Wämser aus Stoff, welche im 
Innern mit kleinen, dachziegelförmig sich übergreifenden 
Stahlplättchen benäht sind. Sie dienten den leichten Truppen 
(Bogen- und Armrustschützen), aber auch Höheren zum 
Schutze bei Reisen und im gewöhnlichen Leben. 


Saal Maximilian I. 37 

Form, um 1500. Links eine gemeine Schallern mit 
geschobenem Nackenstück. 

Die oberhalb angeordneten drei Waffengruppen 
enthalten, und zwar die mittlere oben ein schweres 
Spiesseisen, zu den Seiten zwei deutsche Helm- 
barten, um 1500. Ausserhalb zwei Partisanen. Um 
1520. Unten vier deutsche Reiterschwerter. Das 
Ganze deckt eine Setztartsche aus der ersten Hälfte 
des XV. Jahrhunderts. Dieselbe ist von Holz, mit Per- 
gament überzogen und mit Temperafarben bemalt. 
Sie zeigt den österreichischen Bindenschild und zwei 
kleinere Wappen (eines darunter vielleicht Constanz). 

Die beiden anderen Waftengruppen enthalten 
jede: oben in der Mitte ein schweres Spiesseisen, 
zu dessen Seiten zwei deutsche Helmbarten, 
ausserhalb zwei Runkas, unten deutsche und ita- 
lienische Reiterschwerter. Ausserdem enthält jede 
der drei Waffengruppen in der Mitte unterhalb ein 
zweihändiges Schwert, sogenannten »Bidenhander«. 
Beide werden durch Panzerhemden gedeckt. 

An der Wand nächst der Eingangsthüre: 

133 . Blanke Rossstirne mit steifen Ohren, ge- 
trieben. Um 1490. Darunter 

134 . Einzelne Theile eines italienischen Korazin- 
harnisches, bestehend aus einer vorderen und einer 
rückwärtigen Korazinplatte, zwei halben Unter- 
beinröhren, zwei halben Unterarmröhren und 
einem Visir. Um 1500. Gefunden bei Gelegenheit einer 
Erdausgrabung im Gässchen Sta. Catharina zu Mailand. 


SAAL XXVI. 

Periode der Landsknechte. 


Links vom Eingänge beginnend und den Raum vollständig 
umschreitend . 

Zunächst der Eingangsthüre : 

135. Ungarische Tartsche von blankem Eisen 
mit gravirten und vergoldeten Emblemen. In den fign- 
ralen Darstellungen erblickt man den heil* Christoph 
und Georg, Jagdthiere im Charakter der rheinischen 
Schule* Um 1500* 

136. Panzerkragen von einer Landsknecht- 
ausrüstung* 

Wand I. 

Unten längs der Wand: 

137. Maximilians-Harnisch mit schwarz ge- 
ätzten Strichen* In der Bordüre der Kugelbrust zeigt 
sich ein italienischer Schild, worin ein wachsender Bär 
nach links gewendet mit Halsband und Ring ersichtlich 
ist. Es ist dies eine Figur aus dem Wappen der Anhalt 
und könnte der Harnisch möglicherweise Wolfgang 
von Anhalt (1492—1 566) angehört haben. 

138. Gemeiner Landsknechtspiess, soge- 
nannte *> Pinne« (altfranz. pennon), vom Anfänge des 
XVI* Jahrhunderts. 


Periode der Landsknechte, 


3 9 


[ 39 * Christoph Herzog von Würtemberg. 

£^15 _ 1568.) Ganzer blanker, geriffelter Harnisch, 
Burgundischer Helm mit Schembartvisir, breite Kugel- 
brust. Arm zeug mit grossen Kacheln und übermässig 
grosse Kuhmäuler, Den Lebensdaten des Herzogs nach 
zu schliessen könnte der schöne Harnisch nur nach 
1530 geschlagen sein, zu welcher Zeit die hier er- 
scheinenden Formen nicht mehr üblich waren. 

140 , Philipp der Streitbare, Pfalzgraf am 
Rhein, (1503— 1548.) Ganzer geriffelter, sogenannter 
Maximilians-Harnisch, in den Formen um 1525, 

141 . Otto Heinrich, PFalzgraf am Rhein. 
(1503—1539,) Ganzer geriffelter Feldharnisch mit ge- 
ätzten Strichen, Der AefzkÜnstler hat sich an der 
linken Achsel mit H, am Gesässschurz mit M be- 
zeichnet. Dabei eine ganze Rossstime mit Kanz 
(Halsdecke), ferner ein Feldsattel mit Krippen und 
Schenkel Wülsten, Geschlagen 1533. 

[ 42 . Eitel Friedrich, Graf von Zollern, (Gest. 
1513.) Ganzer blanker, zum Theil geriffelter Feld- 
hämisch mit geblauten, mit Goldschmelz verzierten 
Zügen. Unter den Ornamenten finden sich figurale Dar- 
stellungen aus der Bibel und dem Leben. Die Manier 
erinnert an Israel von Meekenen. Auf der Brustmitte 
Ist der heil. Georg, sowie der Orden des goldenen 
Vliesses dargestellt. Deutsch, um 1510. 

143 . Maxim ilian s-Harni sch . B u rg u ndisc her 
Helm mit sogenanntem >/ Affen visir«, Achseln ohne 
Flüge (sogenannte Spangröls, corrumpirt aus dem 
italienischen Spalla-Gola). Geschlossene Armbeugen. 
Er trägt das Nürnberger Beschauzeichen. Deutsch, 
um 1530. 


40 


Saal XXVI. 


144 . Maximilians-Harnisch, Burgun di scher 
Helm. Das Beinzeug besitzt keine Eisenschuhe* Deutsch, 
um 1515. 

145 . Gemeiner Landsknechtspiess , wie 

Nr. i 3 S. 

146 - Matthäus Lang von Wellenburg, Erz- 
bischof von Salzburg. (1468—1540*) Ganzer blanker, 
geriffelter Harnisch mit geätzten und vergoldeten 
Strichen. Deutsch, um 1515* 

Oberhalb der Wand: 

Auf den beiden Consolen erblickt man Helme mit 
Schern bart vis iren, der rechts befindliche mit Sonnen- 
schirm ist Frederigo von Montefeltre, Herzog von 
Urbino {gest* 148z) zugeschrieben. 

In den drei Waffengruppen oberhalb erblicken 
wir, und zwar in der mittleren: ein Spiesseisen, 
zwei italienische Helmbarten und zwei Spetums, 
sogenannte Friauler Spiesse. Unterhalb in der Mitte 
ein schönes italienisches, zweihändiges Schlacht- 
schwert* Das Ganze deckt Brust und Schösse eines 
Maximilian-Harnisches, Die beiden anderen Gruppen 
zu den Seiten enthalten je ein Spiesseisen, daran 
zwei venezianische Glefen, die rechte eine Ronka 
und ein Spetum, die linke zwei gemeine Spiesse; 
in letzterer ist auch ein schönes italienisches 
Schlachtschwert mit geraden Parirhaken bemer** 
kenswerth. Beide deckt je eine ungarische Tartsche 
aus Holz, theils mit gepressten Ornamenten geziert, 
theils mit Pergament Überzogen, bemalt und ver- 
goldet. 


Periode der Landsknechte. 


4 * 


Rechts von der Thür zu Saal XXIX: 

147. Ungarische Tartsche von Holz, mit ge- 
pressten Ornamenten und vergoldet. Auf einem Schrift- 
bande liest man die Devise des Ordens der Massigkeit : 
»HALT • MAS.« 

148. Krippensattel, blank, mit geätzten Ver- 
zierungen. Um 1500. 

149. Max Sittich von Hohenembs.(Gest. 1533 .) 
Unvollständiger Maximilians-Harnisch ohne Helm. Auf 
der Bordüre der Brust erblickt man die Darstellung 
der heil. Anna mit anderen Heiligen in vergoldeter 
Aetzung. Die Composition erinnert an B. Beham. 
Um 1525. 


Im Kasten I zunächst dem Fenster: 

150. Burgundischer Helm. Blank gekehlt und 
mit gravirten Verzierungen ausgestattet. Am unteren 
Rande derselben findet sich folgendes Fragment einer 
Umschrift: » . . . EG • ER j R • • RS • NOR HILF 
HAILIGE FRAU SANT | ANNA | SAND FRID.« Es ist 
dieser Helm eines der ältesten bekannten Exemplare 
eines Bourgignots. Um 1495. 

151. Ein Paar geschobene Eisenschuhe mit 
Sporen. Um 1510. 

1 52. Reiterhammer, Waffe und Würdenzeichen 
der Rottmeister in den Kürisser-Regimentern Maxi- 
milian I. 

153. Reiterhammer, wie Nr. 152. 

154. Deutsche Streithacke für Reisige, blank, 
geätzt und mit Messingeinlagen ausgestattet. Um 1520. 


42 


Saal XXVI* 


1 55 . Deutsche Streithacke, ähnlich der vorigen, 
zur Harmschausrüstung Otto Heinrichs, Pfalzgrafen 
am Rhein, Nr* 141 gehörig* Von 1523* 

156 - Kleiner Streitkolben mit 'gothisirender 
Gliederung. Um 1515. 

157 . Schildchen von einer Rossstirne* Blank, 
mit kupferstichartiger Gravirung geziert, auf einem 
Flugbande und in einer Gartouche liest man : » M - D ■ Z * 
1516*0 

158-160 Drei Streitkolben , ähnlich wie 
Nr* 156* 

! 6 1 — 1 62 * Zwei Schefflin (Javelins), Wurf- 
spiesse, eine beliebte Waffe der Landsknechte, mit 
hohlen Spiesseisen und dünnen , leider gekürzten 
Schäften, welche mit feinem Bast überzogen sind. 
Um 1510. 

163 * Bohrschwert* Griff und Parirstangen sind 
mit eingelegtem Messing verziert, der Griff ist beledert. 
Ende des XV* Jahrhunderts* 

164 * Italienisches Kurz Schwert mit muschel- 
förmigem Korbe. 

165 * Landskneehtschwert des kais. Feld- 
obersten Ulrich von Schellenberg (ca. 1487^1358)* 
Der Griff ist vergoldet, an den Parirstangen befinden 
sich Schellen. An der Lederscheide erblickt man ein 
Besteck für acht Messer, welche auf der nebenbefind- 
lichen Etagäre liegen* Auf den Griffen derselben findet 
sich der aus älterer Zeit datirende Minne vers: »Kain ■ 
fred * on * sie * — ich * hof * und * zihfel ■ d — als - 
mit - gluck — ich - wart * der - zk — - ich * lid * und * 
schwig - — ich * klag * das - nit ■ s - m — als * ir * 
zu - lieb - « Deutsch um 1310* 


Periode der Landsknechte* 


4 3 


166. Reiterschwert mit blankem eisernen, 
theils mit Messing belegtem Grifte* Auf der 
einschneidigen italienischen Klinge ist der 
bayrische Rautenschild ins Gesenk geschlagen. 

Um 1515 . 

167. Gemeines Landsknechtschwert mit 

blankem eisernen Knaufe und Parirstangen und be- 
ledertem Grifte. Um 1510 * 

168* Kurzes Hiebschwert eines venetianischen 
Seesoldaten mit sägeförmiger Klinge. Um 1510 . 

169- Schwert mit alter spitzzulaufender Klinge. 
Der kurze Griff aus der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhun- 
derts ist beledert* Knauf und Parirstangen von grauem 
Eisen sind in Silber tauschirt, In der stark abgeriebenen 
Tausia sind noch einige Jagd- und Kampfs eenen er- 
kenntlich* Klinge Anfang des XVI* Jahrhunderts* 

170. Reitstange mit breiten getriebenen Buckeln 
aus Kupfer, ganz ähnlich jener an dem Ross harnische 
Maximilian I* (Saal XXVII, Nr* 52 *) 

171. Schwerer Streitkolben. 

172. Streitkolb en eines Reisigen vom Anfänge 
des XVI. Jahrhunderts, 

Zwischen den Fenstern. 

Unten längs der Wand: 

173. Maximilians-Harnisch mit geschlossenem 
Helm, 

174* Panzerkragen* 

175* Andreas Graf von Sonnenberg* (Er- 
mordet 1511 .) Ganzer blanker Turnierharnisch, mit 
vielen zur Garnitur gehörenden Wechsel- und Ver^ 



44 


Saal XXVI. 


stärkungsstücken, welche am Sockel daneben gruppirt 
sind. Derselbe ist mit gebläuten, in Goldschmelz ver- 
zierten Zügen im Stile der Frührenaissance ausge- 
stattet. Auf der Brust findet sich noch die Spur einer 
Heiligendarstellung, wie eine solche noch am 
Rücken deutlich erkennbar ist. Dieser pracht- ml 
^ volle Harnisch trägt das Augsburger Be- 53 
5 $ schauzeichen, ferner das Zeichen des kaiser- 
J liehen Hofplattners Desiderius Helmschmied. 
v l (Gest. i53z.) Um 1508. 

176 . Panzerkragen, wie Nr. 174. 

177 . Joachim II., Kurfürst von Branden- 
burg. (1505 — 1571.) Blanker Maximilians-Harnisch von 
spätestens 1520. 

Oberhalb an der Wand: 

Auf den Consolen liegen Helme, aus dem Beginne 
des XVI. Jahrhunderts datirend. Die oberhalb in der 
Mitte angeordnete Waffengruppe enthält nebst bereits 
vor Augen gekommenen Hieb- und Stangen' warten 
einen schweren Rosskopf von dem Rosszeuge zu 
einem Maximilians-Harnische mit vergitterten Augen- 
löchern. Deutsch, um 1510, 

Im Kasten XI, vor dem Fenster: 

178 - Karl, Herzog von Bourbon. {1489^1527.) 
Helm und Rundschild, blank, mit gravirten und ver- 
goldeten Strichen und figuralen Emblemen. Am Schirme 
des ersteren die Aufschrift : »A BIA ■ RESPET ■ AL -TVO ■ 
H ONO RE. « Die figuralen Darstellungen enthalten 
Samson, Nessus und Dejanira, ferner Jagdscenen. Der 
Rundschild unterhalb besitzt sternförmige Streifen. 


Periode der Landsknechte. 


45 


Am Rande folgt das gekrönte Jerusalemkreuz mit dem 
Buchstaben R wechselnd. Auf dem inneren Rund- 
streifen liest man: »MATER • DEI • MEMENTO • MEI«. 
Italienisch, um 1520. 

179. Ein Paar Panzerschuhe mit blanken 
eisernen Schuhkappen, welche Schnürlöchcr besitzen. 
Um 1525. 

180. Streitaxt vom Ende des XV. Jahrhunderts. 

181. Innenseite des Rückenthciles eines ita- 
lienischen Korazins von ca. 1520. 

182. Schwert sammt Scheide aus vergoldetem 
Silber, nebst einem reichen, golddurchwirkten Gehänge 
von der typischen Form der geweihten Schwerter, 
welche die Päpste an Fürsten zu verleihen pflegten, 
die sich im Kampfe mit den Ungläubigen Verdienste 
erworben hatten. Die Klinge, ebenso die Scheide tragen 
wiederholt das Wappen der della Rovere und die In- 
schrift: »IVLIVS • (il.) PONT * MAX • ANNO • VII. (1510.)« 
Bemerkenswerth sind die schönen Emails auf der 
Scheide wie am Beschläge des Gehänges. Vermuthlich 
eine Gabe des Papstes an Kaiser Maximilian I. 

183. Streitkolben des Matthäus Lang, Erz- 
bischofs von Salzburg, von vergoldeter Bronze mit 
Einlagen von getriebenem Silber und translucidem 
Email. Gehört zur Ausrüstung von Nr. 146. Um 1515. 

184. Gemeiner Landsknechtdolch sammt 
Scheide, mit rohen Einlagen in Bein. Um 1525. 

185. Sogenannter Laternenschild mit Klingen- 
fänger und bewehrtem Eisenhandschuh. Sie wurden 
von den italienischen und spanischen Fusssoldaten 
unter Karl V. bei nächtlichen Ueberfallen geführt. Die 
zugehörige Hornlaterne ist abgängig. Um 1525. 


4 6 


Saal XXVI. Periode der Landsknechte. 


186 . Kleiner Streithammer, mit Hochätzungen 
geziert und theils vergoldet. Um 1530. 

187 . Kleiner Faustschild mit gothisirenden 
Auflagen und einfachem Klingenfängerring. Um 1500. 

188 . Kleine Streithacke mit Hochätzungen. 

189 . Streitkolben. 

190 . Kleiner Streithammer von blankem Eisen. 
Italienisch. 

191 . Unterer Theil einer sogenannten eng- 
lischen Armrustwinde«. Auf dem System des 
Flaschenzuges beruhend. Um 1530. 

192 . Ein Paar Steigbügel von einer ungarischen 
Pferderüstung. Um 1500. 

In der Ecke rechts vom Eingänge: 

193 . Wolf Dietrich von Embs, Freiherr von 
Hohenembs, Feldoberst. (1506—1536.) Halber blanker 
geriffelter Harnisch. Oer burgundische Helm besitzt 
ein Schembartvisir. Der Harnisch ist nicht nach 1525 
geschlagen. 

194 . Ungarische Tartsche, blank, mit meister- 
haften Darstellungen in Schwarzätzung im Stile der 
fränkischen Schule. In der Mitte die Flammen aus- 
strahlende Sonne, in den Ecken zwischen stilisirten 
Wolken die vier Winde» Unterhalb der Tod, reitend. 
Die Darstellung erinnert an die apokalyptischen Reiter 
A. Dürer’s. Um 15*0. 

195 . Sattel mit Bezug aus rothem Leder, welches 
mit feinen Ornamenten in Gold und Silber bemalt ist. 
Er stammt vermutlich aus dem Besitze Kaiser Maxi- 
milians I. Um 1510. 


SAAL XXVII. 

Saal Karl V 


Links vom Eingänge beginnend und den Saal nach dieser 
Richtung vollständig umschreitend. 


Wand I. 

Unten längs der Wand: 

196 . Johann Friedrich, Kurfürst von Sach- 
sen. (1503 -1554.) Ganzer geriffelter und geschwärzter 
Harnisch mit blanken, schwarz geätzten Zügen, mit 
figuralen Verzierungen von gewandter Hand. Unter 
den Ornamenten findet sich das nebenstehende Aetz- 
maler-Monogramm /^\ (Mathias Gerung?). Dabei 
ein zugehöriger Rosskopf mit Mähnenpanzer (Kanz). 
Fertigungsjahr um 1527. Kam 1585 in den Besitz des 
Erzherzogs Ferdinand von Tirol. 

197 . Philipp der Grossmüthige, Landgraf 
von Hessen. (1504—1567.) Ganzer Feldharnisch, 
theilweise getrieben und mit schönen, kräftig gezeich- 
neten, schwarz geätzten Strichen geziert. Auf dem 
oberen Brustrande findet sich die Jahreszahl 1534. 

198 . Ruprecht von der Pfalz. (Gest. 1504.) 
Vollständiger geriffelter, sogenannter Maximilians- 
Harnisch, für Mann und Ross zum Feld- und Turnier- 


4 8 


Saal XXVII. 


gebrauch, theilweise getrieben und mit in Goldschmelz 
gezierten Rändern ausgestattet. In den alten Inventaren 
ist dieser Harnisch Ruprecht von der Pfalz zuge- 
schrieben und mit dem gleichnamigen römischen 
Könige (1352 — 1410) verwechselt. Auch in Schrenckh’s 
Heldenbuch ist diese Verwechslung übergegangen. Er 
gehörte aber ohne Zweifel jenem Ruprecht von der 
Pfalz , dem Zeitgenossen und Gegner Maximilian I. ? 
der durch seine Fehde um das Erbe Bayerns bekannt 
ist. Die Form des Harnisches stimmt auch genau mit 
seiner Lebens periode, 

199 . Alessandro Vitelli, Feldherr. (Gest. 1556.) 
Kragen, Brust- und Rückenstück nebst Beintaschen 
eines Prunkharnisches, blank, mit vergoldetem Aetz- 
werk auf schwarzem Grunde, mit zahlreichen figuralen 
symbolischen Darstellungen und heraldischen Em- 
blemen, Unter den letzteren findet sich der einköpfige 
Adler nebst dem Wappen der Vitelli und Medici. Auf 
der Brust liest man die Aufschrift »Fidel io«, ferner 
A * D etc. Italienisch, um 1520, 

200 . Friedrich III,, Graf von Fürstenberg 
und W' erdenberg. (1496—1559.) Ganzer blanker 
Feldharnisch, mit schwarzgeätzten Zügen. An den 
Hinterflügen findet sich der Spruch : »ZVM • KUCK - 
MIT - FRET * WIE ■ GOT * WIE. * Ferner am oberen Brust- 
streifen die Jahreszahl 15dl. Er führt als Plattner- 
z eichen den Buchstaben W. (Vermuthlieh Wilhelm von 
Worms der Aeltere von Nürnberg,) 

201 . Francesco von Castelalto, Befehlshaber 
in Tirol. (Gest. 1550.) Halber blanker Feldharnisch, 
Deutsch, um 1525. Er trägt das gleiche Plattner- 
zetchen wie der vorige Harnisch Nr. 200. 


Saal Karl V. 


49 


202. Moriz, Kurfürst von Sachsen. (1521 — 
1553.) Halber blanker Feldharnisch von den um 1540 
gebräuchlichen Formen. In der geschlossenen Sturm- 
haube prägen sich bereits ungarische Formen aus. Kam 
von Kurfürst August I. von Sachsen 1585 als Geschenk 
in den Besitz des Erzherzogs Ferdinand von Tirol. 

203. Caperation, aus Stahlplatten, durchbrochen 
gebildet und mit rothem Sammt überzogen. Es ist 
dies eine jener sechs in der Sammlung noch befind- 
lichen Pferdeausrüstungen, welche dem Vermuthen 
nach aus dem Besitze Kaiser Ferdinands I. stammen 
und später in den erblichen Besitz des Erzherzogs 
Ferdinand gekommen sind. Deutsch, um 1550. 

204. Spetum oder Friaulerspiess mit originalem 
Schafte. 

205. Blanker Landsknechtharnisch mit 

Sturmhaube aus der Zeit Kaiser Karls V. 


Am Pfeiler gegenüber der Wand: 

206. Wilhelm von Roggendorf, Feldhaupt- 
mann, Mitvertheidiger Wiens 152g. (1481 — 1541.) Hal- 
ber blanker schwarzgeätzter Landsknechtharnisch, in 
dessen Form die »verhaute« Haustracht der Zeit nach- 
geahmt ist. Derselbe bildete einen Theil einer grossen 
Harnischgarnitur, von welcher nur wenige Stücke mehr 
existiren. In der Sammlung waren jedoch nie mehr als 
die gegenwärtigen vorhanden. Die zugehörige Lands- 
knechthaube fehlt, der Helm gehörte zum Feld- 
harnische derselben Garnitur. Deutsch, um ca. 1515. 

207. Georg von Frundsberg, oberster Feld- 
hauptmann, der Vater der Landsknechte. (1475—1528.) 


4 


5o 


Saal XXVII. 


Halber blanker Fe Id harnisch ohne Achseln und Helm. 
Deutsch, um 1515* 

Im Kasten I gegenüber der Wand: 

208- Geschlossene Sturmhaube mit Sonnen- 
schirm, blank, mit geätzten und vergoldeten Ver^ 
zierungen. Deutsch, um 1525. 

209, Ein Paar Steigbügel von vergoldetem 
Messing, mit schönen Reliefs in italienischer Renais- 
sance. Italienisch, um 1520. 

210. Steigbügel aus vergoldetem Messing, mit 
schönen Verzierungen in italienischer Renaissance. 
Italienisch, um 1525, 

21t. Ein Paar Panzerhandschuhe, blank, mit 
geätzten und vergoldeten Rändern. Italienisches Muster, 
deutsche Arbeit, um 1540. 

212, Kleiner Streithammer* Derselbe gehörte 
dem Herzoge von Urbino, Francesco von Rovere- 
Montefeltre. (1401—1538,) Italienisch , um 1530. 
(Siehe Nr, 33 o.) 

213. Streithammer, mit schönen Nieüover- 
zlerungen am Handgriffe. Um 1520. 

214 Bruststück eines italienischen Kora~ 
zins. r6, Jahrhundert, Anfang. 

215. Laternenschild von geschwärztem Eisen, 
mit Klingenfängerring, Degen brecher und bewehrtem 
Handschuh. An der Innenseite ist die Laterne und 
die originale Fütterung noch erhalten. Italienisch, 
um 1530. 

216. Kurzer Büchsenlauf von Eisen, mit ge- 
schnittenen Verzierungen. 


Saal Karl V. 


5 I 

217. Streithacke, mit schönen Verzierungen in 
Goldschmelz. Zum Harnische des Ruprecht von der 
Pfalz (Nr. 198) gehörig. 

218. Streithammer von Eisen, mit äusserst 
fein mattirten Verzierungen. 

219. Armschild mit bewehrtem Handschuh aus 
geschwärztem Eisen. Italienisch, um 1530. 

220. Theile eines Korazins mit Ueberzug 
von schwerem Golddamast. 

221. Armrust mit Stahlbogen und freischwe- 
bender Nuss. Italienisch, XVI. Jahrhundert, Anfang. 

222. 223. 224. 225. Vier sogenannte deutsche 
Armrustwinden zum Spannen der Sehnen. Sie 
tragen oberitalienische Marken, XVI. Jahrhundert, 
1. Hälfte. 


Am andern Pfeiler. 


226. Conrad von Bemelberg, Landsknecht- 
führer. (1494—1567.) Halber Landsknechtharnisch, mit 
geätzten, theils schwarzen, theils vergoldeten Zügen 
und figuralen Emblemen. Auf der Brust ist der Hei- 
land am Kreuze dargestellt. Zwischen den Ranken er- 
blickt man das Monogramm des Aetzmalers A • G, viel- 
leicht des Iliuministen Albert Glockendon. (Gest, nach 
1556.) Auf der Haube findet sich das Plattnerzeichen, 
auf der Brust das folgende Zeichen. Ersteres 1 
gehört dem berühmten Nürnberger Plattner 
Valentin Siebenbürger, letzteres dem Schwiegervater 
desselben, dem nicht minder bedeutenden Plattner 
Wilhelm von Worms den Jüngeren (gest. 1539). Der 
Harnisch datirt von ca. 1532. Conrad von Bemelberg 


% 


52 


Saal XXVJl. 


ist in diesem Harnische in einem Oelgettiälde von 
Petrus Dorisy in Augsburg 1582 abgebildet, das in den 
kaiserlichen Sammlungen befindlich Ist, 

227 , Caspar von Frundsberg, Fe Id haupt- 
mann- (ca. 1501—1536,) Blanker Lands knechtharnisch, 
mit geätzten und vergoldeten Verzierungen und Em- 
blemen, Derselbe tragt die Jahreszahl 1527* 


Wand IL 

Unten längs der Wand; 

228 - Brust und Rücken sammt Schössen 
eines Landsknechtharnisches. 

229 , Heinrich der Jüngere, Herzog von 
Braunschweig, (1489—1568,) Halber geschwärzter 
Harnisch mit blanken und geätzten Strichen. Der 
Helm mit Sonnenschirm ist ein Mittelding zwischen 
Helm und Sturmhaube, Auf der spitz vo f getriebenen 
(Tapul-) Brust erblickt man den gekreuzigten Erlöser* 
vor welchem ein Mann 111 der Tracht der Landsknechte 
kniet. Im Querstreifen liest man den Spruch: »HERE* 
MINE -T1DT * STEIT * IN - DINEN - H ENDEN - ERREDDE * 
MI «VAN • DEN « DE« Ml «VOR «VOEGEN * PSALM * DAVIT,« 
Niederdeutsch, um 1540, 

230 Halber blanker Landsknechtharnisch 
mit Sturmhaube. Deutsch, um 1530, 

231 « Ulrich, Herzog von Würtemberg. 
(1487—1550.) Halber geschwärzter Feldharnisch, mit 
blanken Strichen von ungewöhnlich starken Dimen- 
sionen, Derselbe datirt aus den letzten Lebensjahren 
des Herzogs. 


Saal Karl V. 


53 


232- Caperation von rothemSammt, wie Nr. 2o3. 

233. Heinrich von Rantzau, Feldoberst. 
(1526—1599.) Halber gebläuter Harnisch mit geätzten 
Verzierungen. Auf der Brust Christus am Kreuze mit 
Maria und Johannes, auf dem Rücken der Sündenfall 
in vergoldeter Aetzarbeit. Auf dem oberen Brust- 
streifen liest man die Inschrift : » GOT- BEHYT- NICHT* 
MEHR • DEN • LEIB • SEHL - UND • E - R.« Arbeit von 
ca. 1550. 

234. Brust, Rücken und Beintaschen eines 
Landsknechtharnisches, mit Nürnberger Marke, 
um 1530. 

235. Caperation von rothem Sammt, wie 
Nr. 203 und 232. 

236. Brust und Rücken eines Landsknecht- 
harnisches, mit der Marke von Nr. 200 und 201. Um 
I535- 

237. Gian Giacomo von Medici, Markgraf 
von Marignano. (1498 -1555.) Geschobenes Brust- 
stück mit Beintaschen, sogenannter »ganzer Krebs«, 
geschwärzt, mit blanken, rund gezackten Fürfeilen. 
Italienisch, um 1530. (Siehe auch Nr. 246.) 

238. Caperation von rothem Sammt, wie 
Nr. 203, 232 und 235. 

239. Cosimo von Medici, der Grosse, 
Grossherzog von Florenz. (1519— 1547.) Halber 
blanker Harnisch von ca. 1540. 

240. Brust und Rücken eines Reiterhar- 
nisches, mit steifen Beintaschen. Deutsch, um 1530. 

241. Halber Landsknechtharnisch aus der 
Zeit des schmalkaldischen Krieges. Am Oberrande 
der Brust zeigen sich geätzte Verzierungen, darunter 


54 


Saal XXVIL 


erblickt man die Abbildung zweier Landsknechte. Der 
Harnisch trägt den Nürnberger Besthau Stempel, 

242 , Brust und Rücken eines Reiterhar- 
nisches mit geschobenen Beintaschen. Deutsch, 11m 

1540. 

Am Pfeiler gegenüber: 

243 - Fernando Alvarez, Herzog von Alba, 

(1508— 1583.) Halber blanker geschobener Harnisch 
(ganzer Krebs) mit vergoldeten Aetz streifen. Auf der 
Brust erblickt man den Erlöser am Kreuze * vor 
welchem ein Geharnischter kniet , auf dem Rücken 
die heil, Barbara, Nach vergleichenden Studien in 
einem alten Plattnereodex ist der Harnisch ein Theil 
einer completen Harnischganiitur, von Desiderius 
Helmschmied, um 1560 gefertigt. 


Im Kasten II: 

244 . Geschlossener Helm, blank, mit ge- 
ätzten und vergoldeten Rändern, um 1547. 

245 . Ein Paar Panzerschuhe ohne Kappen. 

246 . Gian Giacomo von Medici, (1498^1555.) 
Ründschild mit aus freier Hand geschnittenem und 
getriebenem Leder. In den plastischen, bemalten und 
tbeils vergoldeten Emblemen finden sich Thiere dar- 
gestellt mit lateinischen Bandinschriften oberhalb der- 
selben, welche sich auf deren Eigenschaften beziehen. 
Dazwischen finden sich menschliche Figuren, welche 
den deutschen Reichsadler, die Muschel und die Lilie 
in Händen halten. Im Innern zeigen sich Jagddar- 


Saal Karl V, 


55 


Stellungen; in der Randeinfassung wechselt die 
Muschel, der Hahn und die Lilie, Italienisch, um 
1530. (Siehe auch Nr. 237.) 

247. Deutsche Armrust mit Stahlbogen, die 
Nuss läuft im Faden. Der Abzug besitzt Stechvor- 
richtung. 

248- Spangenvisir, mit vergoldeter Aetzung 
geziert. 

24£h Schwert. Der Griff, mit Korb von grauem 
Eisen, ist in Gold und Silbertausia geziert. Die weit 
ältere ßrescianer Klinge zeigt Spuren von Äetzungen, 

250. Kurzschwert* Der Stahlgriff, mit vergol- 
deter Aetzung geziert, zeigt orientalische Formen, die 
Klinge ist an der Angel mit Aetzwerk geziert. Ita- 
lienisch, vielleicht venetianisch, um 1520. 

251. Kalend erschwert. Der Griff ist jünger 
wie die Klinge. Auf letzterer ist ein vollkommener 
Kalender geätzt, der auf jeder Seite sechs Monate 
enthält. Die beweglichen Feste sind für die Jahre 1533 
bis einschliesslich 1542 berechnet. 

252. Ochsenzunge. (Anelace, Pistos, in Italien 
auch cinque dea [dita] genannt). Die Klinge zeigt 
gravi ne figurale Darstellungen von gewandter Künstler- 
hand, nebst lateinischer Inschrift. Italienisch, um 
1520. 

253. Kaiser Karl V* Der Griff' ist in zarter 
Goldtausia geziert. Auf der Klinge ist an beiden Seiten 
der Kalender des Jahres 1530 geätzt. Gegen die Spitze 
zu finden sich folgende Inschriften ; »CAROLVS * ROMA- 
NORVM ■ SEMPER * VLTRA - 1530 • AMRROSIO - GEM- 
LICH - DE - MONACO.« Auf der andern Seite der 
Spruch: »SI - DEVS - N'OBISCVM etc.« Einer Tradition 


56 


Saal XXVII. 


nach bediente sich der Kaiser dieses Degens auf dem 
Reichstage des obigen Jahres in Augsburg. 

254 , Haudegen. Der Grift' aus Bronze 

S ist meisterhaft geschnitten. Die zweischnei- 
dige Klinge tragt als Marke den gekrön- 
ten Mohren köpf und den Namen MÄTINNI • 
ANTANNL 

255 - Courtelas (cottclaggio, Krummschwert, 
Malchus). Die Ferrareser Klinge besitzt abgesetzte 
Hohlschliffe. Italienisch, um 1530. 

256 - Sturmhaube, mit schwarzem Sammt über- 
zogen. 

257 . Dolch, bei Grosspechlarn aus der Erde 
gegraben. XVI. Jahrhundert, Mitte. 

258 . Morion, blank, mit vergoldeter Aetzung 
geziert. Am Kamme erblickt man das Wappen der 
venetianischen Patricierfamilie Da Mula. Italienisch, 
um 1550. 

259 Ein Paar Steigbügel, in vergoldeter 
Aetzung verziert, 

260 . Faustrohr und Puffer Erzherzog Fer- 
dinands von Tirol mit silberbeschlagenen, mit figu- 
ralen Reliefs gezierten Schäften, im Geschmacke der 
o b e rdeuts c hen S chu 1 e , be zeichne t 1555. DerErz her zog 
führte dieselben im Sattel bei seiner Hochzeitsfeier 
mit Herzogin Anna von Mantua, 158z. 

261 . Faustrohr, ganz ähnlich dem vorigen und 
von demselben Meister. Es trägt das Monogramm H. S. 
und die Jahrzahl 1555. Auf der Kappe zeigt sich das 
Wappen des Burggrafe nt hu ms Meissen mit den Ini- 
tialen; »H • B * Z ■ M ■ D * J.*, d. i. Heinrich (VH.), 
Burggraf zu Meissen, der Jüngere. (1536—1572.) 


Saal Karl V. 


5 7 


262. Steigbügel aus gegossener Bronze, mit 
figuralen Reliefs und der Darstellung des Herkules und 
der Dejanira, angeblich von Franz I., König von Frank- 
reich, herrührend. Ein beigefügter Pergamentstreif ent- 
hält die Inschrift, dass derselbe weiland Sr. Majestät 
dem Kaiser Franz I. von dem Staatsminister Grafen 
von Metternich 1810 verehrt wurde. 

263. Linker Handschuh, mit Klinge und 
Degenbrecher bewehrt, aus geschwärztem Eisen. Ita- 
lienisch, um 1540. 


Kasten III. 

264. Zischägge oder ungarische Sturmhaube, 
mit geätzten Verzierungen und vergoldet. Deutsche 
Arbeit, um 1550. 

265. Ein Paar Steigbügel, aus Bronze gegossen, 
mit reichen, durchbrochenen Verzierungen in ita- 
lienischer Renaissance. Um 1550. 

266. Morion, mit geätzten Verzierungen und 
vergoldet. Die etwas bizarre Form desselben ist ita- 
lienisch, die Aetzmalerei deutsch. Um 1550. 

267. Deutscher Dolch. Die Klinge, von beson- 
derer Schönheit, besitzt sogenannte »Giftzüge«. Die- 
selbe zeigt an jeder Seite sieben tiefe »Blutrinnen«, 
welche der Quere nach fein durchlöchert sind. 
Um 1560. 

268. Deutscher Dolch. Knauf und Parirstangc 
sind vergoldet und punzirt. Die schwere Klinge trägt 
figurale Darstellungen, darunter ein Greif mit einem 
Schwert in der Pranke. Ueber beide Seiten verbreiten 


58 


Saal XXV 11 . 


sich die Inschriften; »STECH • NICT • WEN • STECH • 
NICHT • VEM ■ SCHAW • THV ■ NICHT • DAS • DIR • 
GERAW ■ VERBORGEN • GLVKE • ERFREVET • MICH - 
HALT ■ MAS • GEDENKS ■ ENDE • — JN • DEINEN • 
NODT • BRAVCH ■ MICH ■ ÄSER ■ WOL ■ BEDENCKT ■ 
DICH«, ferner »ALLEN • DENEN • DIE • MICH ■ KENNEN • 
DAS ■ GEB ■ GOTT - WAS ■ SIE • MIR • GOENNEN • FIDE • 


SED ■ ANTE • VIDE • CVI • TVTO • F 1 DERE • POSS • 
LABOR ■ ET • DOLOR ■ NIHIL -SEMILIVS-EST -INSANO ■ 
QVAM * EBRIVS.« Um 1560. 

269 - Dolch summt Scheide. Der Griff von Horn 
ist mit aufgelegter Filigranarbeit geziert. Die Klinge 
zeigt an der Angel ein in orientalischem Geschmacke 
gezeichnetes Ornament in Silbe rtausia. 

270 - Essbesteck, bestehend in zwei ineinander 
zu steckenden Messern. Die Griffe sind in feiner Gold- 
tausia geziert. Italienisch, um 1560. 

271 . Reisebesteck in sammtener Scheide* Das- 
selbe enthält zwei Messer und einen Pfriemen, der 
Grift des letzteren ist ab zu schrauben und enthält eine 
stählerne Schreibfeder, Italienisch , um 1560, 

272 - Springdolch, dessen Klinge durch einen 
Druck auf eine Feder sich spaltet, um nach dem Stosse 
die Wunde zu vergrössern. 

273 . Kaiser Karl V. (1 500 — 1558*) Schwert, 
Der Griff ist aus vergoldeter Bronze, Die schmale 

t Klinge, welche den gekrönten Mohrenkopf 
als Zeichen trägt (ähnlich wie Kasten II, 
Nr. 254), ist mit gravirten Inschriften und Em- 
blemen ausgestattet* An der Vorderseite zeigt 
sich das Brustbild des Kaisers, dabei liest man die 
Worte: »IM ■ CAES * CAROLUS * V- SEMP * F * AUGUST - 


Saal Karl V. 


59 


AN-AET*XXX.« An der Rückseite erblickt man die 
»Säulen des Herkules« mit dem Wahlspruche: »PLUS- 
ULTRA«, ferner die Inschrift : »FUN DATORI ■ QUIETIS ■ 
MDXXX.« 

274 . Schwert des Kriegsobersten Georg von 
Frundsberg. (1475—1528* Siehe Nr* 207.) Der Griff 
ist in Eisen geschnitten, theils vergoldet, theils mit 
perlenartig aufgeschlagener Silbertausia geziert* Auf 
der Klinge , welche das 
Passauer »Wolfszeichen« 
führt, liest man die Verse : 

^Herr Jorg von Fron sp erg 
wohlbekanndt , Hatt mich 
geführt durch manches Lande* In d re y zehn Schlach- 
ten wohlgemueth, Vergossen wir vihl Feindesblutt« ? 
weiters auf der Rückseite: »Von Frantzosen, Ungarn^ 
Tartarn und Türkhen, deren wir theten vihl erwürgen* 
Jetzund Ich mich zum Friden kehr. Weil Thomas 
Moll ist ietzund Herr*« Der Charakter der Schrift 
ist aus der Wende des XVI* Jahrhunderts* 

275 Philipp I* der Schöne, König von 
Castilien. {1478—1506,) Schwert* Der Griff von ver- 
goldetem Messing ist durchbrochen gearbeitet. Auf der 
schönen Klinge zeigen sich die Wappenfiguren des 
Hauses Rovere-Montefeltre, möglicherweise des Guido- 
baldl*, Herzogs von Urbino (gest, 1508), oder des Papstes 
Julius II. (gest. 1518)- Italienisch, um 1506. Dabei die 
Scheide und das Schwertgehänge, dessen Beschläg- 
t heile noch original sind. 

276 - Schwert, ganz ähnlich dem vorigen, mit 
Spuren von schönen figuralen Verzierungen auf der 
Klinge* Italienisch, um 1500. 



ßo 


Saal XXV 11. 


277. Breitschwert- Der Grift ist mit Perlmutter 
geziert* Die Klinge enthält vergoldetes Ae tz werk, mit 
welchem von gewandter Hand Phantasiefiguren dar* 
gestellt sind. Italienisch, um 1500, 

278 , Kaiser Maximilian I. ^459—1519.) 

Schwert* Knauf und Griff sind aus Elfenbein, mit 
vergoldetem Kupfer belegt; ersterer enthält die nach- 
stehende Bandinsehrift in Fracturiettern: . gen | 

rtrir | mit | ria | m [mm ■ fitn«, an der inneren Seite : 
»fl * mu ttrr , 90 ] tfes j hilf | f ... anm - M ■ ■ am ■ tn'b * 
mrirt - amen.« Auf der Klinge erblickt man in ver- 
goldeter Gravirung die Heiligen Andreas, Georg, Mi- 
chael und Romanus, 

279 und 280 . Zwei Runkas (Ronsards), die 
eine in feiner Gold- und Silbe rtausia, die andere in 
vergoldeter Gravirung ausgestattet, die Schäfte mit 
Samnit überzogen und mit vergoldeten Nägeln besetzt. 
Dieselben sind derart eingerichtet, dass die Ohren 
zusammenzuschieben und die Schäfte umzulegen sind, 
um die Waffe leichter verpacken zu können. Sie 
dienten als Trabanten waffen, wahrscheinlich am Hofe 
Kaiser Karls V, Italienisch, um 1535, 

281 . Eiserne Larve, ein Strafwerkzeug* XVI, 
Jahrhundert, Anfang, 

282 Ochsenzunge, ähnlich Nr, 252 (Kasten II), 
jedoch mit un verzierter Klinge. 

283 , Burgundischer Helm mit Visir, welches 
JlSjjJ in Form einer Fuchsschnauze vorgetrieben ist, 
blank, mit vergoldetem Aetzwerk geziert. 
Aus den am Kamme dargestellten Wap- 
penschildern ist zu entnehmen , dass 
dieser Helm Kaiser Ferdinand L (1503 



Saal Karl V. 


6 ! 


— 1564) angehörte und vor 1527 geschlagen wurde. 
Im Nacken zeigt sich der Stempel des Innsbrucker 
Plattncrs und von 1555 an kaiserlichen Harnisch- 
meisters Jörg Seusenhofer. 

284. Armrust mit hölzernem Bogen. Die Nuss 
läuft im Faden. Sie besitzt keine Stechvorrichtung. 
Deutsch, um 1520. 

285. 286. 287. 288. Vier deutsche Arm- 
rustwinden von verschiedener Einzelzusammen- 
setzung. Interessant ist die zuletzt hängende, welche 
ein Zifferblatt besitzt. IJm 1530. 


Am Pfeiler im Glaskasten. 

289. Niclas Graf Zrinyi, Banus von Croa- 
tien (gefallen 1566). Ungarische Sturmhaube, so- 
genannte Zischägge, mit in Gold geschmelzten Ver- 
zierungen auf gebläutem Grunde. Säbel mit schwarz- 
sammtener Scheide. Auf der Kappe des Griffes ist das 
Wappen der Zrinyi cingravirt. Ein Hermelinpelz von 
italienischem Damast. Das Inventar von 1583 sagt 
darüber: »Sein ungrischs schuppinzerle von goldt und 
weissen seiden tamaschganicrt, innwendig mit härmele 
fuetter gefüettert.« Sturmhaube und Säbel um 1550. 


Wand III. 

Unten, längs der Wand. 

290. Karl Freiherr von Zierotin, Feldhaupt- 
mann. (1509—1560.) Unvollständiger geschobener Har- 
nisch, sogenannter »ganzer Krebs«, ohne Helm. Ge- 


Ö2 


Saal XXVII, 


schwärzt* Dabei eia Unterbeinzeug mit kurzen Unter- 
diechlingen. Um 1540, 

29 L Spetum mit originalem Schafte* 

292 . Caperation von rothem Sammt wie 
Nr. so 3 , 282, 235 und 238 * 

293 . Adam Gail Ritter, Kriegs oberst* (1507 
—1574.} Ganzer Krebs, ohne Helm, blank. An der 
Vorderseite der Brust liest man folgende Inschrift : 
»ADAM * GALL * RITTER«, ferner die Buchstaben: 
*H- * 1 - B ■ M • D * D - K-. G ■ S - M • M. « >) 

294 . Runka mit originalem Schafte, 

295 Kaiser Ferdinand I* (1503—1564.) Har- 
mschgarnitur, bestehend aus zwei Feldharnischen und 
einigen Wechsel- und Verstärkungsstücken. Blank, 
mit schwarzgeätzten Strichen* Am Rücken des einen 
zeigt sich der römische Königsadler, auf der Schuh- 
kappe des andern der Königsadler und der böhmische 
Löwe. Ferdinand trug diesen Harnisch in dem Kriege 
gegen den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen, 
1547. Arbeit des Plattners Jörg Seusenhofer in Inns- 
bruck von 1537. (Siehe auch Kasten IV, NT. 3 z 6 *} 

296 . Turnier harnisch, blank, mit schwarz 
geätzten Strichen. Deutsch, um 1550* Er 

^ trägt die Marken des Nürnberger Platt- 

” ners Wilhelm von Worms des Jüngeren* 

Auf der andern Seite der Mittel thür. 

297 . Kaiser Ferdinand I* (1503—1564.) Grosse 
vollständige Harnischgarnitur, bestehend aus zwei 

!) Heilige Jungfrau beschütze mich durch deine heilige 
Gnade, siehe mein Mühsal, 


Saal Karl V. 


63 


Turnierharnischen, einem Harnisch für den Fuss- 
kampf, einem Feldharnische und einem Trabharnische. 
Sämmtliche mit gleichen Dessins, einem Geflechte von 
Rosenblättern geziert. *) Vier der Harnische sind in 
vergoldeter Actzung ausgestattet und zeigen die Kette 
des Vliessordens, einer der Turnierharnische trägt den 
gleichen Dessin, blos in Schwarzätzung. Deutsch, 
vielleicht Dresdner Arbeit des Hans Rosenberger, 
um 1560. 

298. Ganzer Feldharnisch mit getriebenen, 
geätzten und vergoldeten Strichen. Derselbe trägt den 
Augsburger Stempel (den Pinienapfel). Dabei befindet 
sich eine zugehörige Doppclbrust, ferner eine schön 
geätzte Tartsche für das sogenannte Realgestech. 


Am Pfeiler gegenüber. 

299. Niclas III., Graf von Salm-Neuburg 

(gest. 1550). Halber blanker Harnisch mit geschobener 
Brust, geätzt und reich vergoldet. Auf der Brust zeigt 
sich die Collane des Vliessordens, darunter der ge- 
kreuzigte Heiland. An den Folgenrändern liest man 
die Inschrift: »MEMENTO *MORI*A • 0-1542 •D(omine) • 


*) Daher die üblich gewordene Bezeichnung: »Die 
Garnitur mit den Rosenblättern.« Von dieser Garnitur, welche 
im Zeughause zu Wien sich befand, sind bei einer der in 
der Einleitung erwähnten Beraubungen der Sammlung werth- 
volle Stücke abhanden gekommen; so figurirt der zugehörige 
Rossharnisch im Zeughause zu Berlin, einige andere Stücke 
in der kaiserl. Waffensammlung zu Tsarskoe-Selo, einzelne 
sind im Privatbesitze. 


6 4 


Saal XXVII. 


M (iserere) - M (ei) * Q (uum) - P (er) * T (uam) * M (iseri- 
cordiam) ■ SALVABIMVR - RESPICE - FINEM.« Der Har- 
nisch ist schon seit 1583 in der Sammlung. 

300. Sebastian Scherdin von Burtenbach, 
kais. Feldmarschall. (1495 — 1577*) Blanker Landsknecht- 
harnisch, mit meisterhaft verzierten ornamentalen 
Strichen im Stile der oberdeutschen Klein meister. 
Um 1540. 

Kasten IV. 

301. Sturmhaube eines kaiserlichen Trabanten, 
mit reicher Ausstattung in Gold- und Silbertausia. Die 
Glocke war ehemals mit orange gelbem Sammt über- 
zogen. Mailändisch, um 1550. 

302. Ein Paar Panzerschuhe, zum Lands- 
knechtharnische des Lazarus Schwendi (Pfeiler Nr. 33 1) 
gehörig, 

303- Rund Schild, blank, in vergoldeter Aetz- 
arbeit reich geziert und mit Edelsteinen besetzt. Die 
Fütterung ist original. 

304. Armrust mit Holz bogen und v erbeinte r 
Säule. Deutsch, um 1560. 

305. Linke Achsel eines blanken Harnisches, 
mit schwarzgeätzten Verzierungen aus gestattet. 

306. Ein Paar Faustrohre mit verbeinten 
Schäften. Bez. 1567. 

307. Haudegen mit Schiess Vorrichtung. 

308. Schwert mit reichgeziertem Knaufe in 
Silbertausia. Das Uebrige am Griffe ist eine spätere 
Zuthat. Die Klinge trägt den Namen des berühmten 
Belluneser Klingenschmiedes Andrea Ferrara. 


Saal Karl V. 


65 


309. Lange Wurf hacke. Das 

reich in Silbertausia gezierte Beil zeigt 
den Stempel des Verfertigers und die 
Jahrzahl 1573 . 

310. Prunkschwert mit reich gezierter Scheide. 
Griff und Scheidenbeschläge in vergoldeter Bronze. 
Auf dem Knaufe sind in einem Medaillon die Buchstaben 
S • R eingeätzt. Am Mundbleche der Scheide erblickt 
man die allegorische Gestalt der Demuth, darüber in 
einem Täfelchen die Buchstaben: »M -HZ- G.« Die 
Gesammtform ist ungarisch, um 1565 . 

311. Streitkolben mit eisernem geschnittenen 
Stiele. Italienisch, um 1560 . 



312. Prunkschwert. Der reich gezierte Griff 
ist aus vergoldetem Silber. Die 
weit ältere Klinge zeigt den 



Passauer »Wolf« und einen 
schräg getheilten Wappen- 
schild in Tausia. XVI. Jahrhundert, 2 . Hälfte. 

313. Streitkolben, gleich wie Nr. 3ii. 

314. Schwert. Der Griff von Eisen ist gepunzt 
und vergoldet. Die Klinge ist mit rohen eingehauenen 
Verzierungen ausgestattet. Darunter eine Hand mit 
einem Türkensäbel, ferner liest man die 
Buchstaben I H S und die Jahrzahl 1560 . 

315. Schwert mit in Gold 
und Silber tauschirtem Griffe. Die 
Mailänder Klinge trägt den Stem- 
pel V • F. Gm 1560 . 

316. Schwert mit Schiessvorrichtung. Der Griff 
ist in zarter Tausia geziert. Italienisch, um 1560 . 


56 °. I 



66 


Saat XXVII. 


317. Kleines Faustrohr, doppelläufig, söge- 
nannter »Doppelfauster«. Die Eisentheile sind reich 
geätzt und theilweise vergoldet. Der gerade Schaft ist 
mit Bein eingelegt. Um 1565. 

318. Gemeiner Streitkolben. Italienisch. 

319. Geschlossener Helm, mit schwarz ge- 
ätzten Strichen geziert. 

320. Ein Paar Panzerschuhe, zum Harnische 
des Antonio von Leiva (Pfeiler Nr. 33 z) gehörig. 

321. Jablonsky. Geschwärztes Rückenstück 
eines Harnisches mit breiten blanken Kehlungen. Das 
Inventar von 1596 bemerkt darüber nur: »Das rugg- 
stuckh von Jabions khj,<t Die Tradition sagt, die obge- 
nannte Persönlichkeit habe im vollen Harnisch einen 
Schuss in den Rücken erhalten, ohne dass das Rücken- 
stück verletzt worden wäre. 

322- 323- 324. Zwei Paare und ein einzelner 
Sporn aus geschnittenem Eisen, mit Spuren von Ver- 
goldung. Italienisch, um 1565. 

325. Schildchen von einer Rossstirn, mit 
dem Emblem der Lilie. Geätzt und vergoldet. Um 
* 55 °- 

326. Harnischröekchen aus schwarz gefärbter 
Schafwolle, zur Harnischgarnitur des Kaisers Ferdi- 
nand I, (Wand UI, Nr. 295) gehörig. 

327. Linkes Armzeug von einem Harnische,, 
mit Spuren von geätzten Verzierungen, Deutsch, um 

328. Faustrohr. Lauf und Radschloss sind in 
schöner Gold- und Silbertausia geziert. Der Schaft mit 
Auf- und Einlagen in Silber, Die Afterkugel stellt 
einen Tigerkopf dar. Deutsch, um 1545. 


Saal Karl V, 


67 


329 . Faustrohr* Die Eis ent heile sind geätzt 
tmd vergoldet, auf dem Laufe ist der Erzengel Raphael, 
ferner der Tod dargestellt, der eine Jungfrau mit sieh 
nimmt. Daneben die Worte : »Tempvs est. Du mvsst 
mit mir.« Der Schaft trägt Auflagen mit Reliefs in 
vergoldetem Silber. Deutsch, um 1545. 

An der Sti rnseite des Kastens, 

330 . Francesco Maria von Rovere-Monte- 
feltre, Herzog von Urbino. (1491 — 1538.) Sturmhaube 
und Brigantine (Schuppen panzer) ge- 
bräunt und von getriebener Arbeit. An 
der Sturmhaube ist ein gelocktes Haupt 
im antikisirenden Stile nachgeahmt, an 
den Backenstücken sind menschliche 
Ohren ausgetrieben, Die Sturmhaube 
trägt im Nacken 
die Aufschrift: 

»Philippi Nigro- 
11 . Jac. F. Medio - 
lanensis Opus 
MDXXXID, fer- 
ner die oben- 
stehende Marke. Der dazu gehörige Streithammer 
findet sich in dem Kasten I unter Nr. 212. 

Am Pfeiler nebenan: 

331 - Lazarus Schwendi, Freiherr von Ho- 
henlandsberg, Feldhauptmann (1522—1584,) Ganzer 
Landsknechtharnisch, mit breiten, schwarzgeätzten 
Strichen im Stile der gleichzeitigen Niederländer 




5 


68 


Saal XXVII, 


Ornamenüsten. Sturmhaube. Brust mit stark vor- 
tretendem Vorsteckbart. Um 1560. (Siehe auch Kasten 
IV, Nr. 302 .) 

332 , Antonio von Leiva, Feldherr Karls V. 
(Gest. 1536.) Ganzer Harnisch, mit theiis schwarz- 
geätzten, thelis geätzten und vergoldeten Strichen. 
(Siehe auch Kasten IV, Nr. 3 ao.) Dabei eine halbe 
Rossstime, eine steife Achsel und eine Sturmhaube. 
Von den Schössen ist die oberste Folge abgängig. 
Um 1530, 

Wand IV. 


Unten längs der Wand. 

333 , Ferdinando Gonzaga, Herzog von 
Ariano. (1507 — 1557,) Halber blanker Harnisch mit 
vergoldeten Rändern. Auf der Brust ist in geatzter 
Arbeit die heil. Jungfrau, auf dem Rücken die heil. 
Barbara dargestellt. Um 1540. 

334 , Kaiser Maximilian II. (1527 — 1576.) 
Ganzer Feld harnisch blank, mit geätzten und ver- 
goldeten Strichen und figuralen Darstellungen. Unter 
den Aetzungen tritt die Darstellung des deutschen 
Königsadlers auf, wodurch die Herstellungszeit 

zwischen 156z und 1564 fiele, der 
Harnisch ist aber bestimmt um zwan- 
zig Jahre älter. An mehreren Stellen 
erscheint das Nürnberger Beschau- 
zeichen, ferner als Marke ein aufsteigender Löwe, das 
Zeichen des Plattners Kunz Lochner. Dabei einige 
Wechselstücke. 

335 , Einzelne Theile eines Feldharnisches, 

welcher ehemals in der Sammlung befindlich war. 



Saal Karl V. 


6g 


Blank, mit theils schwarzgeätzten, theils geatzten und 
vergoldeten Strichen und Rändern. Der Rest besteht 
noch gegenwärtig aus einem geschlossenen Helm, einer 
Helmverstärkung fürs Turnier, zwei Schuhkappen, 
einem Sattel, einer halben Rossstirne, endlich einem 
Rundschilde, Auf dem Schildchen der Rossstirne zeigt 
sich der Bindenschild mit der Collane des Vliessordens 
und die Jahreszahl 1549, auf dem Rundschild erscheint 
in getriebener Arbeit Samson, mit dem Löwen kämpfend. 
Der Harnisch, aus einer Augsburger Werkstätte stam- 
mend, gehörte zweifelsohne Kaiser Ferdinand I. 

336 Korazin mit Ueberzug aus ehemals grünem 
Sammt« 

337 . Leichter Rossharnisch, gefertigt für den 
damaligen König Ferdinand I. im Jahre 1547 von 
Jörg Seusenhofer in Innsbruck. Er ist in gleicher Form 
eines Rossharnisches gehalten, welchen der genannte 
Meister 1539 für den König fertigte. Letzterer war 
gleichfalls in der Sammlung, wurde aber mit acht 
anderen Harnischen auf Befehl Napoleons I. 1806 nach 
Paris abgeführt, wo derselbe jetzt imMus^e d’ Artillerie 
aufgestellt ist. Beide Rossharnische dienten bei den 
Festlichkeiten 1582 zu Innsbruck, wie noch aus gleich- 
zeitigen Abbildungen in den kaiserk Sammlungen zu 
ersehen ist. Der Rossharnisch ist in getriebener 
Arbeit und mit vergoldetem Aetzwerk geziert. Auf 
dem Fürbug und den Geliegertaschen sind Seejung- 
frauen und geflügelte Tri tonen dargestellt. 

338 , Korazin, ähnlich wie Nr. 336 und von 
gleicher Farbe. 

339 - Ganzer Feldharnisch, blank, durchaus 
mit feinen Riffelungen ausgestattet und mit geätzten 


70 


Saal XXVII, 


und vergoldeten Rändern geziert. Der Harnisch stimmt 
in seinen Dimensionen, seiner Form und seiner Zu- 
sammensetzung so genau zu dem Harnische Karls V. 
(Nr. 368, in der Mitte des Saales), dass dessen Zu- 
schreibung an diesen Monarchen sich rechtfertigen 
würde. Dabei einige zugehörende Stücke: ein Rund- 
schild, ein Sattel und eine halbe Rossstirne, deren 
Schildchen eine spätere Zuthat ist* Deutsch, um 1550. 

340 , Ganzer Feldharn iseh, mit geschobenen 
Schössen , Blank, mit sch war zgeätztenSt riehen * Deutsch, 
um 1547* Er trägt die Marke des Nürnberger Plattners 
Wilhelm von Worms jun. wie Nr. 296 (Wand III). 

Zunächst der Eingangsthür, 

341 , Cornelio Bentivoglio, Feldherr* (Gest, ca* 
1568.) Halber Prunkharnisch, mit breiten, vergoldeten 
und ornamentirten Zügen. Italienisch, um 1540. 

Am Pfeiler gegenüber* 

342 , Kaiser Karl V. (1500-1558*) Trab- 
harnisch, mit geätzten und vergoldeten Zügen und 
figuralen Darstellungen. Auf der Brust ist die Mutter 
Gottes, auf dem Rücken die heil* Barbara dargestellt. 
Ein kleiner Rüsthaken ist unkenntlich in die Brust 
zu rückzu schieben. Das Inventar von 1596 bemerkt bei 
Erwähnung dieses Harnisches: #Hats bei Ingolstat ge- 
fürt.& (1546.) Dieser Trab harnisch ist einer grossen 
Harhischgarnitur angehörig, welche sich in der Armeria 
Real zu Madrid befindet* Auf einem Harnische der- 
selben findet sich die Jahreszahl 1543. 


Saal Karl V. 


7» 


Kasten V. 

343. Degen, mit Griff aus geschnittenem Eisen, 
vergoldet und tauschirt, Die Klinge trägt 
die Toledaner Marke, sowie jene des 
berühmten Klingenschmiedes Alonso de 
Sahagun des Alten (um 1570), 

344. Reit erschwert, mit Griff aus Eisen, in 
feiner Goldtau sia geziert. Die weit ältere Klinge des 
XIV. Jahrhunderts trägt als Zeichen den Reichsapfel. 
Fassung mailändisch, um 1540. 

345. Georg Castriota, genannt Skanderbeg. 
(1403 — 1466.) Schwert, mit türkischer Fassung, sammt 
Scheide, Die Klinge trägt Ornamente und Inschriften, 
die von einem des Schreibens Unkundigen gefertigt 
sind. Die letzteren lesen sich wie: 

2 l 1 i, ) 

Scheide und Fassung sind jünger als 1466. 

346. Reit erschwert, ganz ähnlich wie 344. Auf 
der gleichfalls dem XIV. Jahrhundert ungehörigen 
Klinge sind die Buchstaben A und L eingehauen. Mai- 
ländisch, 

347. Schwert, mit in Eisen geschnittenem, 
thells vergoldetem Griffe. Italienisch. 

348. Doppeldegen (sogenanntes Duellbesteck). 
Auf der Klinge zeigt sich der Name des spanischen 
Klingenschmiedes Juanni eingeschlagcn, 

349. Ein Paar Faustrohre mit Radschlössern 
und verbeinten Schäften, mit grossen Afterkugeln, 

350. Ein Paar Faustrohre mit Radschlössern 
von in Gold und Silber verziertem Eisen. 



Saal XXVII. 


7 * 


351. Deutsche Sturmhaube des Kaisers 
Karl V. Aus einem Stück Eisen gefertigt und in 
meisterhafter Technik in getriebener Arbeit geziert. 
Die trefflich erfundenen Compositionen, Scenen aus 
der Aeneide darstellend, weisen auf einen hervorragen- 
den Meister aus der besten Zeit der Renaissance. Um 
1550 - 

352. Kleines Faustrohr, mit in Gold und 
Silber tauschirten Eisentheilen und geschnitztem Holz- 
schafte. An der Kappe zeigt sich das habsburgische 
Wappen. Um 1560 . 

353. Kleines Faustrohr, mit geätzten und 
vergoldeten Eisentheilen und verbeintem Schafte. Es 
trägt die Jahrzahl 1556 . 

354. Prunkschild des Kaisers Karl V., von 
Eisen getrieben und mit Bandornamenten in aufge- 
schlagener Goldtausiaund mit kleinen goldenen Löwen- 
köpfen besetzt. In den Cartouchcn sind Scenen aus 
dem Leben eines Helden dargestellt, ausserhalb in 
bewegten Gruppen gefangene nackte Krieger. Die 
meisterhafte Composition weist auf die römische 
Schule der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts. 

355. Haudegen mit alter Passauer Klinge. 

356. Courtelas (Kordelätsch) mit Schicssvor- 
richtung. Der Griff ist mit Fischhaut überzogen, das 
Beschläge von geschwärztem Eisen. Die Klinge ist in 
schöner Schwarzätzung geziert. 

357. 358. Zwei Paar Faustrohre mit Rad- 
schlössern und verbeinten Schäften. 

359. Faustrohr mit zwei Radschlössern und 
verbeintem Schafte und in Bronze verzierter After- 
kugel. Italienisch, um 1560 . 


Saal Karl V. 


73 


360. Ungarisches Schwert. Griff und Schei- 
denbeschläge sind aus vergoldetem Silber. Letzteres 
zeigt Dessins für Grubenemail. Die Klinge mit vier 
seichten Blutrinnen ist italienischer Herkunft. Um 
i55o- 

361. Degen. Das Gefäss ist aus geschnittenem 
grauen Eisen. Am Knauf wie am Korbe sind Kampf- 
scenen im Relief dargestellt. Um 1550. 

362. Breitschwert mit reich verziertem Griffe 
aus vergoldeter Bronze. Die weit ältere Klinge trägt 
als Marke in Kupfertausia : den Reichsapfel, den Mond, 
den Pfeil, ferner den Buchstaben W. Um 1565. 

363. Prunkdegen. Der Griff ist von grauem 
Eisen, die geschnittenen ornamentalen Reliefs sind im 
Grunde vergoldet. Die feine 
Klinge mit Giftzügen trägt 
die nebenstehenden Marken, 
ferner den Namen des be- 
rühmten Klingenschmiedes 
Juan Martinez von Toledo (sen.) eingeschlagcn. Um 

1565- 



364. Degen. Alle Theile des eisernen Griffes 
sind mit zarten Reliefs geziert. In den figuralen Dar- 
stellungen aus der Religionsgeschichte finden sich: 
Judith, David vor Saul, Lot mit seinen Töchtern, Jonas, 
Sissera und Jael. Die etwas ältere, dem Griffe 
nicht zugehörige Klinge 



mit Giftzügen trägt die 
nebenstehenden Marken 
und im Hohlschliff den 
Namen »Pietrus Antonio Furmigano (Formicano) 
Padano«. Italienisch, um 1565. 


74 


Saal XXVII, 


365 . Ein Paar Faustrohre mit Rad- 
schlossern* Die Eisent heile sind facettirt, und es 
zeigt sich nirgends eine Schraube, Sämmtliehe Theile 
werden durch einen der Länge nach laufenden Stift 
zu sam menge halte n* Auf einem Faustrohre zeigt sich 
am Schwanz sch raubenfo rtsat z der einköpfige Adler, 
umgeben von der Collane des Vliessordens. Um 1560, 

366 - Faustrohr mit zwei Läufen und Rad- 
schlössern, Der Schaft ist reich mit Elfenbein eingelegt. 
Die Läufe tragen die Nürnberger Be schau marke und 
» das Eichhörnchen«. Um 1565, 

367 . Faustrohr mit gebläutem Laufe und reich 
verbeintem Schafte. Nürnberger Marke. Um 1565. 

In der Mitte des Saales . 

Im Kasten. 

368 . Kaiser Karl V. (1500— 15 58,} Feld- 
harnisch. Derselbe ist schwarz angelaufen und mit 
breiten, erhaben und durchbrochen gearbeiteten Bor- 
duren geziert, welche stark vergoldet sind. In den 
meisterhaft componirten Arabesken finden sich figu- 
rale Darstellungen von phantasievoller Auffassung, 
Manche Einzelheiten der Örnamentation erinnern an 
JamnitzeEsche Motive. Um den Oberrand der Brust 
läuft die Collane des Vliessordens. Der Meister dieses 
ausgezeichneten Kunstwerkes, welches um 1550 datirt, 
ist bis jetzt noch nicht erforscht. 

Im Kasten VL 

369 * Morionj 

370 - Kragen, ferner 


Saal Karl V, 


75 

371. Rundschild, Ergänzungs- und Wechsel- 
Stücke zum Harnische Kaiser Karls V. Nr. 368 . An der 
breiten Bordüre des Rundsehildes wiederholt sich die 
Darstellung des Kampfes von wilden Männern, 

372- Ein Paar Panzerschuhe, 

373 - Ein Paar langer Faustrohre mit 
eisernen Schäften, ganz in Schwarzätzung geziert und 
theilweise vergoldet. Deutsch, um 1560. 

374- Ein Paar langer Faustrohre mit ver- 
beinten Schäften aus Nussbaumholz. Italienisch, um 1565 . 

375, Faustrohr mit Hinterladeverschluss und 
Radschloss. Der Schaft ist reich in eingelegtem Elfen- 
bein geziert. Der Verschluss Öffnet sich klappenartig 
seitlich. Die Ladehülsen, welche einzuschieben sind, 
liegen zur Seite. 

376. Schwert mit reich verziertem Griffe von 
geschnittenem Eisen und vergoldet. Italienisch, um 1570, 

377 . Degen* Der Griff aus grauem Eisen und 
das Verstärkungsstück der Klinge sind mit einge- 
schlagener Goldtausia omamentirt. Zwischen 
den geschmackvollen Arabesken sind Jagd- 
und Kampfscenen dargestellt, die Klinge zeigt 
zwei wahrscheinlich Mailänder Stempel, fer- 
ner liest man auf der Schmalseite derselben 
f 0 1 ge 11 de tau s ch i rte 1 ns ch ri ft : * D A M I A N US * 

D’ NERVE * ME'FECIT«, was wahrscheinlich »Damianus 
de Neron Venetus me fecit« zu lesen sein dürfte. 
Um 1560. 

378 , Courtelas mit Griff von geschnittenem 
und vergoldetem Eisen, reich tauschirt. Derselbe war 
ehemals mit Emailplättchen besetzt, wie noch an der 
unterhalb liegenden Lederscheide zu sehen ist. Der 



7 Ö 


Saal XXVII. 


Knauf stellt einen phantastischen Thierkopf dar. Erz- 
herzog Ferdinand von Tirol trug diesen Courtelas 
zu seiner sogenannten =* romanischen Panzerrüstung«, 
(Saal XXVIII, Nr. 47 3 und 474.) 

379 , Kaiser Karl V. (1500—1558.) Prunk- 
degen. Das Gefäss ist aus geschnittenem Golde, mit 
den reichsten Verzierungen in Email. Eine der herr- 
lichsten Waffen und eines der schönsten Werke der 
Goldschmiede kunst des XVI, Jahrhunderts überhaupt. 
Ohne Grund war es früher Benvenuto Cellini zuge- 
schrieben, obwohl es dieses Meisters nicht unwürdig 
wäre. Die Klinge trägt die Marke und den Namen des 

t berühmten Mailänder Kl in gen sch mied es An- 
tonio Piccinino (1509—1589). Dabei das Ort- 
band der Scheide, 

380 . Courtelas. Das Gefäss, in Eisen geschnitten 
und theiiweise vergoldet, gehört zu den geschmack- 
vollsten Kunsterzeugnissen der besten Zeit der Renais- 
sance. Auf dem Knaufe zeigen sich phantastische 
Figuren im Hochrelief zwischen freigearbeiteten Orna- 
menten, die Pa rir Stangen laufen in gebundene Pferde- 
schädel aus. Die schwere Klinge ist mit geschnittenem 
In Gold und Silber tauschirtem Bandornament geziert. 
Dabei die Scheide aus rothem Sammt mit getriebenen, 
vergoldeten Messingbeschlägen. Italienisch, um 1565, 
381 - Stossdegen, Knauf und Korb von grauem 


her sonderbarer Weise den Passauer Wolf, in Kupfer 
tauschirt. Um 1560. 




S ge n au sge s tattet . Die ia nge 
Raufdegenklinge trägt das 
B res cian er Zeichen, neben- 


Saal Karl V. 


77 


382. Reiterschwert mit vergoldetem Griffe, 

Dabei die Schelde aus rothem Sammt, mit reich ver- 
siertem Beschläge, in getriebener Arbeit, in welcher 
der Sündenfall sich darstellt. Deutsch, um 1550* 

383- Schildchen von einer Rossstirne* mit der 
geätzten Darstellung des die Säulen tragenden Herkules. 

Deutsch, um 1550. 

384. Hintersteg eines Sattels, mit getriebenen 
Emblemen. In der Mitte die Darstellung der Tödtung % 

des Sissera durch JaeL 

385 und 386- Steigbügelund Reitstange, von 

Messing gegossen und vergoldet, mit meisterhaft com- 
ponirtcn Reliefs in der Art des Wenzel Jamnitzer. 

Deutsch, um 1550, 

387- Streitkolben, in feiner Goldtausia geziert, 

Kaiser Karl V. zugeschrieben. 

388 . Faustrohr mit Rad schloss. Der Schaft von 
Eisen ist gepunzt, vergoldet und tauschirt. Auf der 
Kappe ist das habsburgische Wappen mit dem Vliess- 
orden ersichtlich. Italienisch, um 1570. 

389. Faustrohr mit Radschloss. Schaft und 
alle Eisentheile sind in feiner Goldtausia ausgestattet. 

Auf der Kappe das habsburgischc Wappen wie bei 
Nr. 388 . Italienisch, um 1560. 

390. Ein Paar Sporen von geschnittenem Eisen, 
theilweise vergoldet. 

39! Faustrohr, alle Theilc von Eisen, mit 
zierlicher Silbertausia ausgestattet. Italienisch. 

392- Ein Paar Faustrohre, mit geschnittenen, 
theilweise vergoldeten Läufen. Italienisch. 

393. F ä u stlin g m i t H 1 nt er lade vo r ric htu ng und 
eingelegtem Holzschafte. Deutsch. 


7 8 


Saal XXVII. 


394 . Faustrühr, alle T heile von Eisen, in 
zierlicher Goldtausia ausgestattet. An der Kappe zeigt 
sich das habsburgische Wappen. Der Lauf tragt die 
Marke H - S. 


Am Pfeiler nebenan. 

395 Philipp IL, König von Spanien. Ganzer 
Feldharnisch mit geätzten und vergoldeten Strichen 
und getriebenen Verzierungen. An den Ellbogenkacheln 
zeigt sich das Feuereisen des Vliessordens* Auch dieser 
Harnisch gehört einer vollständigen Garnitur an ? deren 
übrige Bestandteile : ein Kampf- und ein Harnisch 
mit geschobener Brust, sich in der Armeria Real zu 
Madrid befinden. Deutsch, um 1546. 


SAAL XXVIII. 


Saal Erzherzog Ferdinands 
von Tirol. 

Links vom vorderen Eingänge beginnend und den Saal 
umschreitend . 


Wand I. 

Unten längs der Wand: 

396 . Stephan Bäthory, Fürst von Sieben- 
bürgen. (1531^1586.) Halber gebläuter Prunkhar- 
nisch, mit breiten Strichen in Goldtausia. Die unga- 
rische Ziscbäggc besitzt ein zierlich durchbrochenes 
Naseneisen. Auf der geschobenen Brust, sogenanntem 
»halben Krebs«, ist der gekreuzigte Heiland in grayirter 
Goldtausia dargestellt. Um 1565. 

397 . Ganzer Feldharnisch. Blank, mit ge- 
ätzten und vergoldeten Strichen. Er trägt 
die Marke des berühmten Augsburger Platt- 
ners Matthäus Frauenpreiss (Frawenbries, 
gest. 1549). Um 1547* Siehe auch Nr. 930 (Saal XXXVI). 

398 . Ganzer Feldharnisch. Blank, mit ge- 
ätzten und vergoldeten Strichen, in welchen der Adler 
von Niederösterreich sich im Ornament wiederholt. Das 
Auftreten desselben deutet auf Kaiser Maximilian II. 



So 


Saal X XVIII, 


in jüngeren Jahren. Deutsch , um 1547. Dabei zwei 
Tumiersättel, deren Bezug nicht mehr original ist, 

399 . Italienischer Jazeran (Magi iaghiazzeri na), 
aus flachen, übereinander liegenden und sich deckenden 
Ringen bestehend. Um 1550. 

400. Juan Manriquez de Lara, spanischer 
Vicekönlg von Neapel* (Gest. 1557 .) Brust- und 
Rückenstück eines Prunkharnisches, mit geätzten und 
vergoldeten Ornamenten auf gebläutem Grunde und 
mit Edelsteinen besetzt. 

In den Waffengruppen erblickt man Spetums 
verschiedener Formen. 

Wand II. 

Unterhalb, längs der Wand: 

401- Carlo Gonzaga, Graf von Gazzuolo. 

(Gest. 1555.) Halber geschwärzter geschobener Har- 
nisch, mit getriebenen und vergoldeten Arabesken ge- 
ziert, Um 1550, 

402. Fahnenstange, gekehlt und bemalt. 

403. Gio vanni Bona, der Leibtrabant des Erz- 
herzogs Ferdinand von Tirol, ein Mann von riesiger 
Leib es grosse, die nach den alten Aufzeichnungen neun 
Werkschuh betragen haben solL Blanker Lands- 
knechtharnisch, mit geätzten Strichen. Um 1570, Die 
Auszierung Ist ganz ähnlich jener des Hämisches im 
Saal XXIX, Nr* 523, 

404. Fahnenstange, gleich Nr. 402* 

405. Agostino Barbarigo, ünteradmiral Vene- 
digs, (Fiel bei Lepanto 1571,) Korazin, mit Bezug aus 
rothem Sammt. Um 1560, (Siehe auch Saal XXX, Nr. 647.) 


Saal Erzherzog Ferdinands von Tirol, 


8 I 


406 , Reste eines blanken Harnisches, mit 
geätzten und vergoldeten Rändern. 

407 . Erzherzog Ferdinand von Tirol. (1529 
bis 1395.) Vollständige Garnitur eines Harnisches, 
bestehend aus einem Feldharnische, einem Harnische 
für den alten deutschen Fusskampf und 34 Wechsel- 
und Verstärkungsstücken zur Ausrüstung für alle 
Turmerarcen, wie zur Bildung eines Trab- und Lands- 


knecht hämisches. Diese Garnitur wurde auf Befehl des 
Königs Ferdinand I. von dem Hofplattner Jörg Sensen- 
hofer in Innsbruck 1547 gefertigt. Die Ae t zarbeit ist 
von dem Maler Hans Perckhamer, die Fütte- 
rungen und Vorstösse fertigte der Säckler Franz 
Wögerer, beide in Innsbruck. Die Harnisch- 
garnitur kostete 1138 Gulden 8 Kreuzer. Der 
Harnisch trägt die bereits in Nr. 283 {Saal ' 

XXVII, Kasten II) angegebene Meistermarke, und. wie 
dort den Bindenschild, 

408 . Rossstime, geschobener Kanz (Mäh- 
nenpanzer) und Rest eines Schweifgeliegers, getrie- 
ben und mit meisterhaft componirten schwarzgeätzten 
Verzierungen auf Tupfgrund, Deutsch, um 1550. 



An den Säulen gegenüber. 

409 Ganzer blanker Turnierharnisch, 

410 . Reitzeug von ungarischer Form und schon 
gepresstem, theilweise vergoldetem Naturleder, Das In- 
ventar von 1396 berichtet darüber: &so Irfürstl. Durch- 
laucht (Erzherzog Ferdinand von Tirol) zu Mantua 
sambt ainem ross im turnier gewunen haben«, (1583,) 
4 M. Ganzer blanker Turnierharnisch. 


6 



&2 


Saal XXVI IL 


In (Jen Waffen gruppen sind in der ersten zwei 
SchefFlins, in der dritten zwei italienische Helm- 
barten bemerken® werth* An der Decke erblickt man 
ein Rennfähnlein aus der Zeit Kaiser Ferdinands I. 

Wand III. 

Unterhalb längs der Wand: 

4 - 12 - Kürisssattel mit eisernen Stegen, welche 
mit geatzten Emblemen geziert sind* Vorne ist Venus, 
am Hintersteg Neptun und Boreas dargestellt. Die 
Polsterung ist neuere Arbeit. 

413 . Ganzer blanker Feldharnisch* 

414 . Paolo Giordano Ursini, päpstlicher Feld- 
herr* (Gest. 1584.) Ganzer Prunkharnisch, mit breiten, 
geätzten, vergoldeten und ornamentirten Strichen. 
Italienisch, um 1560. 

415 . Johann von Rantzau, dänischer Feldherr. 
(1492—1565.) Gebläuter Harnisch, mit geätzten Ver- 
zierungen* Auf der Brust ist der Heiland am Kreuze 
dargestellt, vor welchem ein Mann kniet. Letztere Dar- 
stellung ist vergoldet. Um 1550. 

416 Johann Fernberger von Auer (ea. 1511 — 
15S4)* Blanker Landsknechtharnisch mit schwarzge- 
ätzten breiten Strichen. Auf der Sturmhaube erblickt 
man den Reichsadler mit dem Wappen der Auer, auf 
der Brust Christus am Kreuz und heraldische Embleme. 
Deutsch, um 1550. 

Im Kasten nebenan, 

417 . Erzherzog Ferdinand von Tirol* (152g 
—1595*) Halber Prunkharnisch von meisterhaft ge- 


Saal Erzherzog Ferdinands von Tirol. 


83 


tricbener Arbeit, geschwärzt und reich in Goldtausia 
geziert. Der Helm stellt ein Löwenhaupt dar, auf der 
Brust zeigen sich in Reliefs Neptun und Samson, am 
Rücken Jupiter und Vulcan. Dabei ein Rundschild. In 
dessen Mitte erblickt man das hochgetriebenc Bild 
eines Medusenhauptes, umgeben von allegorischen 
Reliefs. Helm und Rundschild sind italienisch, beide 
wurden wahrscheinlich um 1552 für König Ferdinand 
gearbeitet, nach einem am Schilde sichtbaren Mono- 
gramm von dem berühmten Mailänder Waffenschmiede 
und Tausiator Lucio Piccinino. Brust, Rücken und 
Kragen sind etwas spätere deutsche Arbeit. Erzherzog 
Ferdinand erscheint in diesen Harnisch gekleidet 
wiederholt in gleichzeitigen Abbildungen. 

418. Melchiorre Michieli, Procurator von Vene- 
dig. (Gest. 1570.) Halber geätzter, ganz vergoldeter Har- 
nisch, mit geschwärzten Bändern geziert, welche in 
Nestelverzierung geschlungen sind. Das Inventar von 
1596 sagt darüber: »darauf schwarze züg und zweifls- 
khnöpf geezt«. Auf der Brust erblickt man ein von 
einer Dogenmütze bedecktes Wappen mit der Bei- 
schrift : »IVNIVS • POMPEIVS • COMES • ILAS«. Ita- 
lienisch, um 1550. 

419. Derselbe. Korazin, mit rothem Sammt 
überzogen, mit gleich ausgestattetcr Sturmhaube. Ita- 
lienisch, um 1560. 

Rechts von der Thür . 

420 Sebastiano Venieri, Doge von Venedig. 
(1496 — 1578.) Korazin, mit rothem Sammt überzogen, 
mit ähnlich ausgestatteter Sturmhaube. Italienisch, um 
1565. (Siehe auch Saal XXIX, Nr. 526.) 


6 * 


8 4 


Saal XXVIII. 


421 . Filiberto Emanuele, Herzog von Sa- 
voyen, der Eisenkopf (1528—1580). Halber blanker 
Harnisch, mit geätzten und vergoldeten, quergetheil- 
ten Strichen. Deutsch, um 1550. 

Unter den oberhalb an der Wand angeordneten 
Gruppen sind zu erwähnen : In der ersten Gruppe 
rechts und links der Helmbarte, in der Mitte zwei 
geätzte Trabantencousen vom Hofe Kaiser Ferdi- 
nands I. In der zweiten und dritten Gruppe an gleicher 
Stelle die kursächsischen Glefen der Trabanten 
Augusts I., ausserhalb die Trabantenspiesse vom 
Hofe Kaiser Ferdinands I., sämmtliche reich geätzt. In 
der vierten Gruppe erscheinen die venetianischen 
Glefen bemerkens werth. 

Wand IV. 

Im Kasten I, vor dem Fenster. 

422 . Der sogenannte böhmische Hut des Erz- 
herzogs Ferdinand von Tirol, von dickem grauen Stoffe 
mit Silberfäden. Um 1560. 

423 und 424 . Ein Paar Sporen und Hand- 
schuhe, zur »mailändischen Rüstung« gehörig, welche 
nachfolgend unter Nr. 475 beschrieben wird. 

425 . Kleine Eisenkappe, mit Spitzen am 
Scheitelstücke, sogenannte »segretta in testa«, wie 
solche in Italien unter den Hüten getragen wurden. 

426 . Prunkschild von Eisen, mit reich orna- 
mentirten figuralen Darstellungen aus der Mythologie 
in schöner Treibarbeit geziert. In der Mitte ist Jason 
dargestellt, der das goldene Vliess ergreift. Dieses her- 
vorragende Kunstwerk ist deutsche Arbeit und stammt 
die Zeichnung zu demselben wahrscheinlich von der 


Saal Erzherzog Ferdinands von Tirol, 


S5 


Hand des Hofmalers des Herzogs Albrecht V» von 
Bayern, Hans Mielich (gest» 1572}. 

427. Zwei Reit er ge wehre (Arquebusen) mit 
Radschlössern und verbeinten Holzschäften. Um 1570. 

428. Rennfähxüein von weisser Seide und 
bemalt» Die gebundenen sieben Stäbe sind das Sinn- 
bild Wilhelms von Oranien (gest, 15S4) und bedeuten 
die verbundenen Provinzen: Holland, Seeland, Utrecht, 
Geldern, Friesland, Oberyssel und Groningen. Um 1580. 

429 430 43L Faustrohre mit doppelten und 

einfachen Radschlössern. 

432. Schwert» Auf dem Knaufe wie auf der 
Parirstange zeigt sich wiederholt der Salamander, das 
Sinnbild Franz I. von Frankreich, Die Klinge mit dem 
Zeichen des Bise hofstab es ist alter. Die ganze Zu- 
sammenstellung jedoch stammt aus jüngerer Zeit, etwa 
um 1570. 

433. Schwert» Griff aus geschnittenem Eisen 
und gebläut. Die Klinge trägt den Namen des Mai- 
länder Klingenschmiedes Antonio Piccmino {1509 — 
1589). Um 1570» 

434- 435, Degen und Schwert, zur soge- 
nannten » mailä nd i sc h e n Rüstung « gehörig. Die Griffe 
von Eisen sind reich ciselirt, vergoldet und in 
Tausia geziert» Die Degenklinge zeigt den mai- TT 
ländischen Stempel. Ueber die Meister siehe Nr. 475. 


Namen des Klingenschmiedes PETER * BRAS * VON - 
M EIGEN. 



86 


Saal XXVIII. 


437. Schwert. Griff aus geschnittenem und 
vergoldeten Eisen. Auf der Klinge zeigt sich in ver- 
goldeter Aetzarbeit ein Geharnischter, über selbem 
eine schwebende Krone. Auf der andern Seite folgende 
unwahre Inschrift : » BELLA • REX • COEGVS . MORTVVS- 
EST • ANNO • MCXXXXI • ET • FILIO • SVO • GEYSA • 
FRAMEAM • ET • CORONA • OBIECIT • ALBA.« Das 
Schwert stammt aus der zweiten Hälfte des XVI. Jahr- 
hunderts. 

438. Doppelfauster mit gegenseitig gestellten 
Läufen. Der Schaft reich in Perlmutter eingelegt. 

439. Schweinspiess, zur »mailändischen Rü- 
stung« gehörig. Reich geschnitten, vergoldet und in 
Tausia geziert. (Siehe Nr. 475.) 

440. Doppelfauster, von gleicher Construction 
wie Nr. 438, nur einfacherer Ausstattung. 

441. Langes Faustrohr mit reich in Messing 
eingelegtem Schafte. 


Zwischen den Fenstern unterhalb an der 
Wand. 

442. Fahnenstange, gekehlt und bemalt. 

443. Alfonso II. d’Este, Herzog von Ferrara 
und Modena. (1533—1597.) Prunkharnisch, blank, mit 
breiten vergoldeten und ornamentirten Zügen. 

444. Reitzeug, zur »mailändischen Rüstung« 
gehörig, welche mit dem Harnische unter Nr. 475 be- 
schrieben wird. Dahinter: 

445. Einzelne Theile eines Harnisches, 
blank, mit schwarzgeätzten Zügen. Auf der Brust ist 
Christus am Kreuz, vor selbem ein knieender Mann 


Saal Erzherzog Ferdinands von Tirol. 87 

dargestellt. Oberhalb die Bandinschrift : »STEFEN • 
DVRGCKEIDER.« Deutsch, um 1540. 

446 . Erzherzog Ferdinand von Tirol. (1529 
bis 1595.) Feldharnisch, blank, ohne Zeichen, dabei 
eine rothseidcne Feldbinde und ein sogenanntes Re- 
giment aus rohem Holz, welches der Erzherzog scherz- 
weise seinen »böhmischen Ohrlöffel« benannte. In 
diesen Harnisch gekleidet ist der Erzherzog auf seinem 
Grabmale in der Hofkirche zu Innsbruck dargestellt. 
Um 1550. 

447 . Fahnenstange, gleich Nr. 442. 

Im Kasten II vor dem Fenster. 

448 . Sturmhaube und Rundschild, von 

grauem Eisen getrieben und in Goldtausia geziert. 
Auf ersterer erscheinen die Ungeheuer aus Ariost’s 
»rasendem Roland«, daneben Neptun und Venus dar- 
gestellt, auf dem Schilde erblickt man in Lünetten 
fünf Darstellungen der Thaten des Hercules. Die 
Fütterung der Rückseite ist mit prachtvoller Stickerei 
auf rothem Atlas ausgestattet. Auch hier finden sich 
Darstellungen aus der Mythe des Hercules in feinster 
Nadelmalerei zwischen Puttis und stilvoller Ornamen- 
tation. Beide Stücke stammen, ihrer Zeichnung und 
Technik nach zu schliessen, aus der Werkstätte des 
Giovanni Battista Serabaglio in Mailand, die Stickerei 
vielleicht von der berühmten Stickerin Catarina Leuca 
Cantona, welche nachweislich für Katharina von Oester- 
reich arbeitete. Um 1570. 

449 . 450 . Ein Paar Panzerschuhe und 
ein Kniebuckel, zur »romanischen Panzerrüstung« 
Nr. 473 und 474 gehörig. 


88 


Saal XXV IIL 


451 452. Fahnenspitzen, in Gold- und Silber- 
tausia geziert, Mailand i sch, um 1570 , 

453- 454, Blanke Lanzenspitzen, innen 
kohl gebildet* 

455- Zwei kleine Reiterge wehre mit Rad- 
schlossern und verbeinten Schäften* 

456. 457. Vier Faustrohre mit vergoldeten 
Läufen und Radschlössern. 

458 Faustrohr mit Einlagen von Perlmutter 
im Schafte. 

459. Künstliches Radschloss mit Spurre. 

460 Bohrschwert. Knauf und Parirstange aus 
Eisen sind theils gepunzt und vergoldet, theils ln 
aufgeschlagener Sil her tausia geziert* Um 1350 . 

JL- 461, 462- Schwert mit Dolch* Die 
Fassung ist aus grauem Eisen, mit sehr feiner 
fS?| Goldtausia* Die Klingen tragen die neben- 
stehende Marke eines Mailänder Meisters* Um 
***? * 550 * 

463. Säbel mit Griff aus Korallenästen, sammt 
Scheide von grünem Sammt. Die Fassung am Grille 
ist spätere Reparatur, Die Klinge ist theihveise gravtrt 
und vergoldet* Das Beschläge der Scheide ist in ge- 
schmackvoller Zeichnung getrieben und mit Korallen 
besetzt. Italienisch, um 1560 . 

464. Säbel mit Griff aus Korallenästen, sammt 
Scheide von schwarzem Leder. Fassung und Scheiden- 
beschläge nebst einem TheÜe der Klinge von Eisen 
sind mit ungemein zierlichen Decors in Goldtausia 
ausgestattet* An der Scheide befindet sich ein gleich 
ausgestattetes Besteckmesser. Italienisch, vielleicht 
venetianisch, um 1360 . 


Saal Erzherzog Ferdinands von Tirol, 


Sg 


465- Sabel mit Griff’ aus Korallenästen, sammt 
Scheide aus violettem Sammt. Die Klinge ist t heil weise 
gravirt und vergoldet. Das Beschläge der Scheide ist 
gleich mit jenem in Nr* 464 * 

466. Schwert, Der Griff in ähnlicher Aus- 
stattung wie Nr. 461 , mit Gold- und Silbertausia ge- 
ziert, Italienisch, um 1560 , 

467. Sc h wert. De r G ri ff i st in G o I d- u nd Si l he r- 
tausia geziert. In der ebenso ausgestatteten Klinge 
ist ein persisches Muster nachgebildet. Italienisch, 
um 1560* 

468. Kleine Satteldecke, reich in Gold ge- 
stickt, mit S-förmigen Puffen. Italienisch, um 1570. 

469. Ein Paar lange Faustrohre mit in Bein 
eingelegten Schäften. Der Griffbügel ist umzuschlagen, 
um das Rohr an der Wange anschlagen zu können. 

470 Ein Paar Puffer, von gleicher Ausstattung 
wie Nr. 456 und 457 , 

An der Wand nächst der Eingangst hü re. 

471 472. Ganzer Feldharnisch undEands- 
knechtharnisch. Blank, mit geätzten und vergoldeten 
Zügen. Auf der Brust des ganzen Harnisches erblickt 
man den Orden des goldenen Viiesses. Es sind die 
hier vorhandenen Harnische T heile einer um 1447 ge- 
fertigten Garnitur, die vermuthlich für Erzherzog 
Maximilian II. gefertigt wurde. 

An den Säulen gegenüber Wand IV, 

473. 474. Erzherzog Ferdinand von Tirol. 

( 1529 — 1595 .) Vollständige Ausrüstung auf Mann und 


9 o 


Saal XXVI1L 


Ross, im römisch antikisirenden Stile des XVL Jahr- 
hunderts, aus Panzerst off zusammengesetzt. Nur die 
Sturmhaube, die Achseln und die im Kasten II (Nr. 44g 
und 450) ersichtlichen Stücke, ein Kniebuckel und die 
Schuhkappen an den Panzerschuhen, ferner die Ross- 
stirne sind getrieben und vergoldet. Im Inventars von 
1583 wird die Ausrüstung » Ain romanische pantzer 
rüsstung« genannt. Italienisch, um 1580. 

Im Kasten. 

475 . Erzherzog Ferdinand von Tirol* (1529 
—1595*) Die sogenannte »mailändische Rüstung«. 
Vollständige Ausrüstung auf Mann und Ross. Von 
antikisirender Form, mit theils getriebenen, thcils 
tau schiften Ornamenten und figuralen Darstellungen 
bedeckt. Eine gleiche Ausstattung besitzt das Ge reit 
gegenüber an der Wand (Nr. 444), sowie die zuge- 
hörigen Handschuhe und Sporen im Kasten I dieses 
Saales. (Nr. 423 und 424.) Bemerkenswerth sind die 
Sturmhaube mit der Figur des Orca aus AriosFs »Or- 
lando« (XL II, v, 47 und 48), ferner der Rundschild, 
endlich die Plaquen am Gereit. Das Inventar von 1583 
sagt darüber: »Die eisengetriebene rüstung, auf ross 
und männ, so vom kaufmann Serebei erkauft worden 
ist«. Diese Angabe bezieht sich auf den Mailänder 
Treibarbeiter Giovanni Batüsta Serabaglio, von 
welchem der Erzherzog durch Welserische Agenten 
wiederholt Einkäufe machte. 1560. 

476 . Erzherzog Ferdinand von Tirol. {1529 
— 1595.) Halber geschobener Prunkharnisch mit 
breiten, geätzten und vergoldeten Zügen. Es ist der- 
selbe, welchen der Erzherzog bei den Festlichkeiten 


Saal Erzherzog Ferdinands von Tirol» g j 

seiner Vermählung mit Anna Katharina von Mantua 
1582 getragen hatte, wie noch ans gleichzeitigen Ab- 
bildungen im Besitze der kaiserl. Sammlungen zu er- 
sehen ist, Die Sturmhaube hat einen Helm schmuck in 
Form eines Drachen aufgenietet, der noch von den 
genannten Festlichkeiten herdatirt» Auch an diesem 
Harnische ist römisch-antike Tracht nachgebildet. 

477 . Sattel, mit Resten eines Reitzeuges von 
schwarzem Sammt, mit Liesch lägen aus gediegenem 
Silber, theils durchbrochen, mit figuralen Reliefs und 
in Filigran geziert» Auch dieses Reitzeug benützte 
Erzherzog Ferdinand von Tirol bei seiner Vermählung 
1582 nebst den im Saale XXVII, Kasten III, Nr» 260 auf- 
gestellten silbernen Faustrohren. 

An der Decke. 

Rennfähnlein aus der Zeit Kaiser Ferdinand I. 


SAAL XXIX. 


Saal Maximilians II. 

Wand I. 

Durch die Thür zunächst den Fenstern eintretend und von 
links gegen r echts den Saal umschreitend. 

Unten, längs der Wand. 

478. Gianettino Doria, genuesischer Edel- 
mann, (Ermordet 1547 ,) Halber geschwärzter Harnisch 
mit vergoldeten Rändern und getriebenem Blattorna- 
ment. Italienisch, um 1550 , 

479- Bemalte Fahnenstange* 

480- Johann Jakob Fugger, (1516—1575.) 
Garnitur, bestehend aus einem Feld-, einem Turnier- 
harnische mit Wechselstücken und einer Caperation. 
Die Garnitur, ehemals gebläut, spater blank gewischt, 
mit geätztem und vergoldetem Blattwerk geziert, trägt 
den Augsburger Beschaustempel. Die Caperation, be- 
stehend aus Sattel mit reich m Gold auf weissem 
Damast gestickter Decke, ähnlich gezierter Ross snrne, 
ferner einer Barsche aus geblümtem weissen Damast, 
mit reicher Stickerei in Farbe und Gold geziert. Der 
linksseitig aufgestellte Harnisch ist mit dem Bruch- 
stücke eines Ha misch rock che ns ausgestattet, welches 


Saal Maximilians IL 


9 3 

von gleichem Stoffe und Dessin mit der Par sehe ist. 
Die Arbeit an den textilen Theilen scheint italienisch 
zu sein. Um 1560. Die Zuschreibung ist nicht docu- 
mentarisch sichergestellt, hat aber alle Wahrschein- 
lichkeit für sich* Das Ambraser Inventar von 1583 sagt 
blos: £ die plabe rüsstung vom Fugger«. Erst im In- 
ventar von i 663 wird das Object Christoph von Fugger 
(1566—1615) zugeschrieben, was offenbar ein Irrthum 
ist. Das Alter der Garnitur und manche Nebenum- 
stände treffen zusammen, um dieselbe Johann Jakob 
Fugger zuzueignen, der ja mit Erzherzog Ferdinand 
von Tirol in vielfache Berührung gekommen ist. 

481 , Fahnenstange, wie Nr* 479, 

482 - Andrea Doria, Fürst von Melfi. (1466 
bis 1560.) Halber geschwärzter Harnisch mit ver- 
goldeten Randstreifen* Auf der Brust ist in vergoldeter 
Aetzung ein Medaillon, an einem Bande hängend, dar- 
gestellt, Italienisch, gegen 1560* 

In der Mitte des Saales . 

Im Kasten, gegenüber der Wand* 

483 . Die sogenannte » silberne hu ss arische 
Rüstung« des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, be- 
stehend aus einer Zischägge, Reitzeug, Säbel, Sporen, 
Gürtel etc*, von gediegenem Silber, mit orientali- 
sirenden Reliefornamenten geziert. Das Inventar von 
15S3 nennt sie die »weiss husärisch rüsstung auf ross 
und mann«. Deutsche Arbeit, um 1560* Dabei befinden 
sich noch die Reste von zugehörigen Kleidern von 
weissem, geblümten Damast und gewebten Stoffen aus 
Silberdrähten* 


94 


Saal XXIX. 


Oberhalb auf der Console und in den Waffe n- 
grappen sind, und zwar auf ersterer die zwei söge- 
nann t e n S eh ützenha ub e n , i n Sc h wa rza i zu ng ge z ier t , 
in letzteren einzelne Stangenwaffen bemerke ns werth, 
so in der Mittelgruppe eine italienische Helmbarte, eine 
venetianische Glefe, in den Seitengruppen kaiserliche 
Trabantenhelm barten vom Jahre 1563 und Trabanten- 
eousen mit den Emblemen Kaiser Maximilian II. in ver- 
goldeter Äetzung. 

Wand II. 

Unterhalb längs der Wand. 

484 , Partisane aus der Zeit Kaiser Ferdinand 1. 
mit originalem Schafte, 

485. Garnitur, bestehend aus einem Feld- und 
einem Turnierharnische, nebst einigen Wechsel- und 
Verstärkungsstücken, Blank, mit geätzten und vergol- 
deten Strichen, in welchen Trophäen einge streut er- 
scheinen. 

486. Ganze Rossstirne, Auf dem Schildchen 
ist das Wappen von Ungarn und Böhmen, mit dem 
österreichisch -burgundisch- spanischen Wappen im 
Herzschilde, in Schwarzätzung dargestellt, 

487- Partisane, gleich Nr. 4S4. 

488. Kürisssattel mit geätzten und vergol- 
deten Stegen und Bezug aus weissem Sammt. 

489. Turnierhamisch, zum Gestech über die 
Pallia* ’) Blank , mit Füllornamenten in vergoldeter 

b Unter der Bezeichnung Pallia versteht man Im neuen 
italienischen Gesteche die niedere Holzplanke, welche die 
Turnirenden trennte. 


Saal Maximilians II. 


9 5 


Aetzung geziert. Am Kamme des Stcchhclmcs findet 
sich die Jahreszahl 1571. Derselbe dürfte Erzherzog 
Ernst (1553 — 1595) angehört haben. Auf der Brust 
findet sich nebst dem Augsburger Beschau- ^ 
Zeichen noch die Marke des berühmten Augs- 
burger Plattners Anton Petfenhauscr, das »Dreibein«. 

490 . Kaiser Maximilian II. (1527—1576.) 
Harnischgarnitur, blank, mit schönen Ornamenten 
in vergoldeter Aetzung, die sich in Verschlingungen 
über alle Flächen verbreiten. Dieselbe besteht aus 
sechs Harnischen, theils fürs Feld, theils zum Turnier, 
ferner in zwei Turniersätteln, von welch letzteren nur 
die Stege und die Gestelle original sind. Von diesen 
sechs Harnischen nehmen deren drei einen Theil der 
Wand III ein. Deutsch, vielleicht Augsburger Arbeit, 
um 1570. 

Im Kasten I gegenüber der Wand. 

491 . Erzherzog Karl von Steiermark. (1540 
bis 1590.) Sturmhaube und Rundschild, mit ge- 
triebenen, theils goldtauschirten, theils vergoldeten 
Arabesken und figuralen Emblemen. Auf der Sturm- 
haube erblickt man Curtius und Horatius Codes, an 
der Stirne die goldgeschuppten Rosse Neptuns. Der 
Rundschild ist mit braunem Sammt überzogen, auf 
welchem die Embleme in der Form von Plaquen auf- 
genietet sind. In den dargestellten Medaillons erblickt 
man Brustbilder römischer Imperatoren. Die beiden 
Stücke stammen aus der Rüstkammer zu Graz. Ita- 
lienisch, um 1570. 

492 . Ein Paar Faustrohre mit Radschlössern. 


9 6 


Saal XXIX. 


493. Rennfähnlein aus rothcm Damast, mit 
gemalten Darstellungen in Gold. Zwei Löwen, von 
welchen der eine einen Hirsch anfällt, oberhalb ein 
halb verwischtes lateinisches Distichon. Um 1570. 

494. 495. Zwei Paar Faustrohre mit Rad- 
schlössern. 

496. Faustrohr mit Radschloss und zierlich 
in Eisen eingelegtem Schafte. Der Lauf ist eine Arbeit 
des berühmten Lazzaro Cominazzo des Ackeren zu 
Brescia. Um 1580. 

497 bis 503. Sieben Säbel orientalischer 
Form, mit Griffen und Scheidenbeschlägen von vergol- 
detem Messing. Nur vier sind orientalischer Herkunft 
und vermuthlich Trophäen aus dem Türkenkriege von 
1566. Einer davon, Nr. 501, ist europäische Arbeit und 
stammt aus der Wende des XV. Jahrhunderts. Nr. 499, 
gleichfalls nicht orientalisch, ist der ungarische Säbel, 
welchen Erzherzog Ferdinand von Tirol selbst 
getragen hatte. Er ist mit fein ciselirten Reliefs im 
Stile der niederländischen Ornamentisten geziert. Alle 
diese Säbel standen bei den Maskenfesten und soge- 
nannten »hussarischen Turnieren« am Hofe des Erz- 
herzogs Ferdinand zu Prag, Pilsen und Innsbruck in 
Verwendung. 

504. 505. Faustrohre mit Radschlössern. 

506. 507. Zwei Handmörser, sogenannte 
»Katzenköpfe«, zum Schiessen von Brandzeug, mit 
metallenen Läufen. Ende des XVI. Jahrhunderts. 

508. Sturmhaube. Blank, mit theils schwarz- 
geätzten, theils vergoldeten Strichen. Um 1580. 

509. Ein Paar Faustrohre mit Radschlössern, 
von Lazzaro Cominazzo dem Aelteren. Um 1590. 


Saal Maximilians II, 


97 


510. Rundschild aus geschliffener Fischhaut, 
oriental Isi re nd, mit gemalten Ornamenten im chine- 
sischen Stile im Innern. Um 1580 . 

511. 512. Zwei leichte Reitergewehre mit 
Radschlössern und mit Elfenbein eingelegten Holz- 
schäften. Um 1580 . 

5 13- Zwei Paar Reiterpistolen mit Rad- 
schlössern und geriffelten Afterkugeln aus Elfenbein, 
Um 1600 , 

514. Kleines Reitergewehr mit Radschloss. 

Wand IIL 

Unterhalb an der Wand. 

Zunächst reihen sich drei Harnische der Garn nur 
Kaiser Maximilians II., Nr. 490 , welche bereits be- 
schrieben wurde. An diese sch Hessen sich 

515. Latino Ursini, päpstlicher P'eldherr, (Gest. 
1586 .} Kragen, Achseln, geschobenes Brust- und Rücken- 
stück eines geschwärzten Harnisches (Krebs). Um 1570 . 

Vor dem Fenster. 

516. Caperation von gelber Seide, mit Appli- 
cation in rother Seide, die Embleme des Vlies sordens 
darstellend. Der Tradition nach soll dieselbe Philipp 
dem Guten von Burgund angehört haben, sie ist aber 
um mehr als ein Jahrhundert nach dem Ableben dieses 
Fürsten' gefertigt und könnte, wenn schon einem 
Philipp, nur dem König von Spanien dieses Namens 
II. angehört haben. Bei der Caperation befindet sich 
auch ein ganz gleichartig ausgestattetes Harnisch- 


7 


9§ 


Saal XXIX. 


schösschcn, das zugehörige Wams befindet sich nicht 
mehr in der Sammlung. Das Schösschcn wurde, um 
cs in seiner Verwendung vor Augen zu führen, dem 
nächststehenden Turnierharnische Nr* 517 beigegeben, 

Rechts vom Fenster. 

517 . Blanker Turnierharnisch mit linksseiti- 
ger Handschuhverstärkung. Um 15 Go. Das nicht zuge- 
hörige Harnischschösschen ist nur beigegeben, um 
dessen Verwendung zu erklären. 

518 Daniel von Rantzau, dänischer Feldherr. 
(1539—1569.) Halber geschwärzter Harnisch, mit Vor^ 
steckbart, ohne Sturmhaube. Um 1560, 

519 . Wilhelm Herzog von Jülich, Cleve 
und Berg, (1516—1593.) Ganzer blau angelaufener 
Hämisch mit glatten, vergoldeten Rändern. Um 1560. 

520 . Cincio Capisucchi, Marschall der römi- 
schen Kirche. (1525—1575,) Halber geschwärzter Har- 
nisch. Um 1570* 

Im Kasten gegenüber der Wand. 

521 . Ausrüstung für Ross und Mann. Erz- 
herzog Ferdinand von Tirol besass von ähnlichen 
Ausrüstungen für festliche Aufzüge fünf Garnituren, 
jede bestehend aus dem vollständigen Gcreit, voll- 
ständiger Kleidung für den Reiter wie für den soge- 
nannten $Patrin&, Diese Ausrüstungen, in den Metall- 
theilen getrieben vergoldet und versilbert, Tn dem 
Textilen Zugehör von Sammt in gleichem Dessin ge- 
stickt, wurden nach den Farben unterschieden. So 
bezeichnen die Inventare die rot he, blaue, schwarze, 


Saal Maximilians II. 


99 


gelbe und aschgraue (aschergraue) Rüstung auf Ross 
und Mann. Es sind von diesen Ausrüstungen noch 
gleichzeitige Abbildungen in der Bibliothek der kunst- 
historischen Sammlungen vorhanden. Die vor Augen 
liegende ist die aschgraue Rüstung, bestehend in 
Sattel, Rossstirne, Gelieger, Fürbug und einem Wams, 
Alles in Grau und Silber ausgestattet. Italienisch, ver- 
muthlich mailändisch, um 1570. Siehe auch Saal XXXII, 
Nr. 698, 699, 703 und 704. 

Wand IV. 

Unterhalb längs der Wand. 

522. Ascanio Sforza Graf von Santafiora. 

(1520 — 1575.) Halber geschwärzter Harnisch mit Rän- 
dern von Malergold. Um 1570. 

523. Ganzer Feldharnisch, blank, mit schwarz 
geätzten Strichen. Der Helm ist abgängig. Dabei einige 
Wechselstücke. Um 1560. 

524. Ganzer Harnisch ohne Schuhe. Um 1570. 

525. Andreas Teufel Freiherr von Gun- 
tersdorf, kaiserl. Feldhauptmann. (1522 — 1592.) Ge- 
schwärzter Harnisch mit geätzten und vergoldeten 
Rändern. Auf der Brust Christus am Kreuz, vor 
welchem ein Geharnischter kniet. Brust und Rücken 
um 1550, das Uebrige etwas spätere Arbeit. 

526. Sebastiano Venieri, Doge von Venedig. 
(1496—1578.) Halber blanker Harnisch mit schmalen 
gekehlten und vergoldeten Aetzstrichen. Italienisch, 
um 1560. (Siehe auch Saal XXVIII, Nr. 420.) 

527. Kürisssattel, mit gekehlten und schwarz- 
geätzten Stegen und sogenannten geschlossenen Steig- 


lOO 


Saal XXIX. 


bügeln, auch »Frauensteigbügel« genannt. Der Bezug 
ist nicht mehr der alte. 

528 . Gabrielle Serbelloni, Statthalter von 
Mailand. (1509—1579.) Halber geschwärzter Harnisch 
mit vergoldeten Rändern. Auf der Brust ist in ver- 
goldeter Aetzarbeit ein an einer Kette hängendes 
Malteserkreuz dargestellt, dieselbe ist vorne zu öffnen. 
Italienisch, um 1570. 

Im Kasten vor dem Fenster. 

In diesem Kasten werden zwei geweihte Schwerter 
und Hüte bewahrt, wie solche schon seit dem XII. Jahr- 
hundert und bis ins XVIII. die Päpste jenen Fürsten 
zu verleihen pflegten, welche sich im Kampfe gegen 
die Ungläubigen Verdienste erworben hatten. (Siehe 
auch Saal XXVI, Nr. 182.) 

529 . Geweihtes Schwert und Hut. Auf der 
Klinge des Schwertes liest man: »PIVS V. PONTIFEX * 
OPTIMVS • MAXIM VS • ANNO II.« (Pius V. Ghislieri, 
geb. 1504, folgte 1566, starb 1572.) Auf dem Griffe von 
vergoldetem Silber, wie auf dem in Gold gewebten 
Gürtel erblickt man wiederholt das Wappen des 
Papstes, wie auf der reich gezierten Scheide auch 
dessen Bildniss im Medaillon. Auf dem rothsammtenen 
Hute ist der heilige Geist in Gestalt einer Taube in 
Perlen gestickt. Wie das alte Inventar sagt: »hat 
solches schwert vnd huet Irer Fr. Durchl. Erzherzog 
Ferdinand etc. Pabst pius der fünfft presentieren lassen « . 

530 . Geweihtes Schwert und Hut. Der Griff 
und die Scheide des Schwertes sind von vergoldetem 
Silber, reich ornamentirt. Auf dem Knaufe erblickt man 


Saal Maximilians II. 


101 


das Wappen des Papstes Clemens XIII. (Buoncampagni, 
geh. 1502, folgte 1572, starb 1585), mit der Wappen- 
figur, den Drachen, als Ziermotiv. Das Gürtelbeschläge 
trägt die Aufschrift: »GREGORIVS * DECIMVS • TER- 
TIVS • PONTIFEX • MAXIM VS • A. XI.« Der Hut ist mit 
dem vorbeschriebenen von ganz ähnlicher und typischer 
Form. Wie das alte Inventar berichtet, wurden beide 
Stücke von dem genannten Papste durch den Bischof 
von Sporeno am 9. Mai 1582 dem Erzherzog Ferdinand 
übersendet. 

In der Ecke gegenüber dem Fenster. 


531. Niclas III. von Radzivil, 

Grossmarschall von Litthauen. (Gest. 
1584.) Schwarzer leichter Harnisch. Um 
1570 . 

532. Venetianische Glefe mit ge- 
punzten Verzierungen auf der Klinge und 
auf dem Schafte. Auf der Klinge erblickt 
man das MailänderWaffenschmiedzeichen, 
den Scorpion. 



Oberhalb auf der Console. 

533. Cesare di Napoli, Feldherr in vene- 
tianischen, später in kaiserlichen Diensten. (1488 bis 
1568.) Geschwärzte italienische Sturmhaube. 


Im Kasten II, gegenüber der Wand. 

534. Georg von Thury, Befehlshaber in Un- 
garn. (Gest. 1571.)’ Ungarisches Schwert mit ara- 
bischer Klinge, darauf in Goldtausia der Anfangsvers 
der 48. Sure des Korans (Sura des Sieges), ferner des 


102 


Saal XXIX* 


Waffenschmiedes Muhammed Al Anssari (das ist Mu- 
hammed aas Medina)* 

535- Degen mit eisernem geblauten Griffe mit 
Faustschutzbügel. Die Klinge trägt die Marke und den 
Namen des berühmten Waffenschmiedes Juan Martinez 
in Toledo des Jüngeren. 

536, Haudegen. Griff und Knauf sind aus ge- 
schnittenem Eisen, mit aufgelegter Silbertausia und 
Spuren von Vergoldung. Die gepunzten Marken auf 
dem Klingenansatz sind nachgeahmt. 


537, Gemeines italienisches Fussknecht- 
schwert. Um 1570 . 

538- Prunkdegen. Der Griff ist äusserst zierlich 
geschnitten und mit Email geziert. Der Knauf wie die 
Enden der Parirstangen und Faust schütz spangen bilden 
trefflich modellirte Mohrenköpfe. Die gedämmte Klinge 
ist von minderem Werthe. Italienisch, um 1590. 

539. Spanisches Rappier. Der Griff ist aus 
grauem Eisen, von zierlich geschnittener Arbeit. Auf 

dem Knaufe ist ein Reitergefecht dargestellt. 
Vjfif U Die lange Klinge führt Marke und Namen 
des berühmten Waffenschmiedes Thomas 
Ayala von Toledo (arbeitete Anfangs des XVII. Jahr- 
hunderts), 

540. Rappier. Der Griff mit doppeltem Faust- 
schutzbügel ist mit abgeschlagener Silbertausia ge- 

ziert. Die lange Klinge führt den Namen des 
arSB Solinger Klingenschmiedes Meves Berns und 
die Jahrzahl i6i3, ferner dessen Marke. 

541. Zwei lange Faustrohre mit durch- 
brochenen Einlagen in den Schäften und langen, aus 
dem Vorderschaft zu ziehenden Bajonetten. Um 1620. 


Saal Maximilians IL 


io 3 


542 . Ein Paar Faustrohre, Die Radschlösser 
sind von der Anschlagseite zu spannen. Bez. 1640, 

543 . Sturmhaube und Rundschild* Beide in 
Eisen getrieben, theils vergoldet, theils in Goldtausia 
geziert. Auf der Sturmhaube erblickt man Gruppen 
von muskirenden Personen zwischen Trophäen. Auf 
dem Mittelfelde des Rundschildes ist in einer figuren- 
reichen Scene das Unheil des Paris in trefflicher 
Com position und Arbeit dargestellt. Das Motiv der 
Composition geht auf eine Handzeichnung Raphaels 
zurück (Vasari, Edit. Milanesi V, p. 41 1), die sich aber 
nur in Stichen von Marcanton (R. 245) und Marco da 
Ravenna (B. 246) erhalten hat* Ein Rundschild des- 
selben Meisters im Zeughause zu Berlin (Nr* 6477) ent- 
hält die gleiche Scene, nach Marcanton genommen, 
mit einigen Varianten* Der vorliegende Schild weicht 
dadurch, dass die Frauengestalten bekleidet erscheinen, 
noch weiter vom Originale Raphaels ab* Dem Ver- 
muthen nach gelangten Sturmhaube und Schild als ein 
Geschenk des Herzogs Wilhelm von Mantua 1561 an 
dessen Schwager, den Kaiser Maximilian IL Die Einzeln- 
heilen in der Zeichnung und technischen Behandlung 
weisen auf die Werkstätte des Lucio Piccinmo in 
Mailand. 

544 . Faustrohr mit durchbrochenen Eisen- 
einlagen im Schafte. Brescianer Arbeit* 

545 * Fau Stroh r von ähnlicher Ausstattung* Der 
Lauf ist von Lazarino Coininazzo dem Jüngeren* 
(Gest. 1696 zu Gardüne.) 

546 Zwei leichte Reitergewehre mit reich 
in Elfenbein und Perlmutter eingelegten Schäften* 
Um 1590, 


io 4 


Saal XXIX* 


547. Rundschild mit getriebenen, vergoldeten 
und versilberten Emblemen und Verzierungen, In den 
Medaillons erscheinen allegorische Figuren, Jagd- und 
Kampfscencn. Um 1590 , 

548. Rechtsseitiges Armzeug von ge- 
schwärztem Eisen, Der Handschuh besitzt auch an 
der inneren Handfläche Folgen, welche mit Spitzen 
besetzt sind. Ausrüstung für das Handgemenge* Ita- 
lienisch, um 1600 . 

549. 550. Fahnenspitzen, theils geschnitten 
und vergoldet, theils in Tausia geziert. Mailändisch, 
um 1560 , 

551- Stock mit Schiessvorrichtung, in Elfen- 
bein eingelegt. 

552. Doppeltes Faustrohr von gleicher Con- 
struction wie Nr, 43 s (Saal XXVIII), nur einfacherer 
Ausstattung* 

553. Faustrohr mit Bocklauf und zwei Rad- 
schlössern* 

554. Ein Paar Faustrohre mit Schäften aus 
Elfenbein* 

555* Faustrohr mit grosser Afterkugel und 
feinen Einlagen von Bein im Schafte, welche in eine 
Lage von Asphalt eingepresst sind, 

556- Venetianischer Bombardierdolch, so- 
genannter »Fussctto*. Mit Gradeinthei hingen in der 
Klinge, welche die Kalibermasse darstellen sollen, aber 
nur flngirt sind. Um ihoo* 

557 bis 564. Faustrohre verschiedener Con- 
Struction vom Ende des XVI* und Anfang des XVII* 
Jahrhunderts. 


Saal XXX. 


Saal des Alessandro Farnese. 

Rechts vom Eingänge beginnend und den Saal umschreitend . 

Unterhalb längs der Wand. 

565. Partisane. 

566. Turnierharnisch, blank, mit schwarz- 
geätzten Strichen. Um 1560. 

567. Francesco Duodo, Admiral von Venedig. 
(Gest. ca. 1580.) Halber Harnisch, geschwärzt, mit 
vergoldeten Rändern. Italienisch, um 1580. 

568. Turnierharnisch, mit schwarzgeätzten 
Strichen. 

569. Giacomo Soranzo, Procurator von Ve- 
nedig. (1518 — 1599.) Halber, roh getriebener und ge- 
schwärzter Harnisch. Auf der Brust ist ein ver- 
goldetes Ordenskreuz aufgenietet. Italienisch, um 1570. 

570- Stangenwaffe mit Schiessvorrichtung. 
Um 1590. 

571. Feldharnisch, blank, mit schwarzgeätzten 
Strichen. Deutsch, um 1570. 

572. Don Juan d’ Austria, natürlicher Sohn 
Karl V. (1547—1577.) Rest einer Garnitur eines ita- 
lienischen Prunkharnisches, zu zwei Harnischen zu- 
sammengestellt. Gebläut, mit reichen Verzierungen 


io 6 


Saal XXX. 


in Gold- und Silbertausia. Dabei ein Rundschild. Die 
eingestreuten figuralen Embleme stellen allegorische 
Figuren, darunter den Triumph der Liebe dar. Um 1575- 
573 - Halber Feldharnisch, geschwärzt, von 
roher Arbeit. Um 1570. 

574 . Partisane mit doppelter Sc Kies s Vorrich- 
tung, in vergoldeter Aetzung geziert. Um 1580. 

575 , Ganzer Feldharnisch, blank, mit schwarz- 
gcatzten Strichen. Deutsch, um 1570. 

I11 den W aff'engruppen oberhalb zeigen sich, und 
zwar in der Wandmitte durchbrochene, sogenannte 
»niederländische* Helmbarten, ferner drei Zwei- 
händer, In der Gruppe zur Rechten drei Helm- 
b arte n d er Zeit u m 1 570, f e r n e r z we i Tr a baute 11- 
consen Kaiser Maximilian II. , endlich wieder drei 
Zweihänder. 0 her ha 1 b d er Wa ft e ng.ru p pen e rb lick t 
man drei Fahnen: eine Feldfahne mit dem Bildnisse 
des heiligen Georg, eine kleine Reiterfahne, mit dem 
Embleme eines von Pfeilen durchstochenen Herzens 
und der Jahreszahl 1614, endlich eine Reiterfahne 
mit dem Bildnisse des Gekreuzigten einerseits und 
dem Bindenschilde anderseits. 

Im Kasten I, vor dem Fenster. 

576 . Pulverflasche, mit Ueberzug von mit 
freier Hand geschnittenem Leder, mit welchem Krieger- 
figuren und Trophäen dargestellt sind. Italienisch, 
um 1580. 

577 . Morion. Blank. An beiden Seiten erblickt 
man in Schwarzätzung das Wappen der Tiroler Grafen- 
familie Spaur. 


Saal des Alessandro Farnese. jQy 

578- Morion, mit grünem Sammt überzogen, 
579 bis 583. Zwei Musketierpulverftaschen 
und drei Flaschen für das Zündkraut, von Holz, 
mit gelbem Sammt überzogen und mit vergoldeten 
Beschlägen geziert. Dabei die originalen Quasten und 
Schnüre ans Wolle. Um 1580, 

584. Ein Paar Pistolen mit Radschlössern und 
fein durchbrochenen Eisenbeschlägen im Schafte. Ita- 
lienisch, um 1620, 

585. Pul verlasche aus getriebenem Leder, 
muschel förmig gestaltet. Italienisch, um 1590, 

586. 587. Zwei Paar Pistolen mit Rad- 
schlössern, Um 1620, 

588. Pistole zum Schiessen von Brand zeug, mit 
Messingeinlagen im Schafte. Um 1620. 

589, Rundschild von Eisen, mit schwarzem 
Sammt überzogen, reich in Gold und Silber gestickt 
und mit bandartigen Beschlägen aus Eisen, welche 
theils in feiner Goldtausia, theils in Hochätzung ge- 
ziert sind. Das Innere ist mit schwarzem Sammt über- 
zogen und in Sou tachear beit in Gold gestickt. Einzelne 
Wiederholungen von Ziermotiven der sogenannten 
mal ländischen Rüstung (Saal XXVIII, Nr. 444 und 475) 
lassen erkennen, dass der Schild aus der Werkstätte 
des Giovanni Battista Serabagiio in Mailand stammt. 
Um 1570. 

590, Kleines Reitergewehr. Der Schaft ist 
mit einer röthlichen Harzmasse überzogen, in welcher 
kleine Partikel von farbigen Steinen und Perlmutter 
gepresst sind. Um 1580. 

591. Kleines Reitergewehr. Der Schaft ist 
reich in Elfenbein eingelegt. 


io8 


Saal XXX. 


592. Modell eines Harnisches mit Sturm- 
haube ohne Unterbeinzeug. Blank, mit schwarzge- 
ätzten Strichen. Er trägt die Augsburger Beschaumarke. 

593. 594. Zwei Pulverflaschen mit durch- 
brochenen und getriebenen Beschlägen, welche in 
Goldtausia verziert sind. Mit selben sind Krieger- 
gestalten und Trophäen dargestellt. Die Quasten der 
einen aus Wolle, der andern aus rother Seide, sind 
original. 

595. Handpöller zum Schiessen von Brand- 
zeug (Katzenkopf). Das Metallrohr zeigt die Buch- 
staben M • D und die Jahrzahl 1622. 

596. Kleines Schwert mit Griff aus geschnit- 
tenem und vergoldetem Eisen. Die Klinge trägt per- 
sische Decors in Tausia, die sich als eine alte Imita- 
tion erkennen lassen. 

597. Rappier. Der Griff ist aus ciselirtem Silber. 
Am Knaufe ist die Büste eines Mannes mit antikem 
Helme dargestellt. Die Klinge trägt den Namen des 
Klingenschmiedes Thomas Ayala in Toledo. 

598. Degen, mit Griff aus durchbrochenem 
Eisen. 

599. Don Juan d’ Austria. (1574—1577.) Prunk- 
degen. Der Griff ist durchbrochen gearbeitet, vergoldet 
und mit aufgeschlagcncn Silberperlen geziert. Die 
Parirstange und die Faustschutzbügel stellen Ketten 
dar. Dabei die Scheide, das in schwarzem Sammt ge- 
stickte Gehänge und eine Dolchscheide. 

600. Degen mit geschnittenem Knauf und 
Korb aus grauem Eisen. Die Klinge trägt die 
Marke und den Namen des Klingenschmiedes 
Weilm Klein in Solingen. 


Saal des Alessandro Farnese» 


109 

60 ! . Rappier. Der Griff, Knauf und Korb be- 
stehen aus einer lichtblauen Glaspasta, Die Klinge trägt 
die Inschrift » Jesus Maria«. Um 1590. 

602 . Degen. Der Griff ist überaus fein und 
zierlich in Eisen geschnitten. Die Arbeit scheint von 
der Hand jenes Meisters zu sein, der das Gefäss des 
Degens Nr, 364 (Saaal XXVII) fertigte. Auch hier ist 
die stilvolle Zeichnung und die minutiöse Detaildurch- 
führung zu bewundern. Die Klinge trägt gleich 364 
die Marke und den Namen Pietro Formicano aus 
Padua. Um 1580. 

603 . Streitkolben mit Schiessvorrichtung, soge- 
nannter * Weihwassersprenger«, von Holz, mit rohen 
Einlagen in Bein; Um 1600. 

604 . Ein Paar Pistolen mit sehr zierlichen 
Radschlössern, welche den Namen des Büchsen- 
machers Jean Vadenouge tragen. Niederländisch, um 

IÖQO, 

605 . Handpöller zum Schiessen von Brandzeug, 

Zwischen den Fenstern. 

606 Ottavio Farnese, Herzog von Parma. 
{1535 — 1586.) Ganzer geschwärzter Feldharnisch, mit 
seicht getriebenen Verzierungen. Italienisch, um 1570. 

607 , Caperation, zum Harnische des Alessandro 
Farnese gehörig, welche unter Nr, 635 beschrieben 
wird, 

608 . Alessandro Farnese, Herzog von Parma. 
(1544—1592.) Kragen, Brust-, Rückenstück und Hand- 
schuhe eines schweren geschwärzten Harnisches, 
Um 1565, 


I 10 


Saal XXX, 


Im Kasten II, vor dem Fenster. 

609. Erzherzog Karl von Steiermark, (1540 
— 1590 ,) Schwert mit gebläutem Griffe und alter Klinge, 

610 Schwert, Der Griff ist neuere Arbeit und 
ohne Werth. Die schöne persische Klinge mit charak- 
teristischen figuralen Ornamenten in Gold- und Silber- 
tau sia und den Sprüchen In Talikschrift : >0 du 
Schwert, von dem der Glaubensfeind umkommen 
mag, der Garten des Sieges werde durch dein Wasser 
erquickt! Dein Besitzer sei einer, der durch das 
Schwertgehet Schutz erhält, dein Genosse sei der 
Hauch des DsM-fakär. *) Jeden Tag zuckt die Sonne 
ein Schwert, um das Herz der Liebenden (zu ver- 
wunden?)« 

611 Kleines Prunkschwert mit Griff aus ver- 
goldeter Bronze und schön geätzter Klinge, 

612- Prunkschwert, Der Griff aus vergoldeter 
Bronze ist mit Perlmutter belegt und mit kleinen 
Rubinen besetzt. Mehr Werth besitzt aber die alte 
Klinge. Die rothsammtene Scheide trägt ein imitirtes 
Besteck, 

613, Kleines Schwert, Der Griff ist geschnitten 
und in Gold und Silber tausch! rt. Die Klinge trägt den 
italienischen Stempel V * F. 

614, Schwert. Der Griff ist spätere Arbeit vom 
Ende des XVI. Jahrhunderts. Die italienische Klinge 
mit vergoldeten Gravirungen am Ansatz gehört dem 
Anfänge des XVI, Jahrhunderts an. 


q Dsü-1-fakar, gemeinlith Zulftkar genannt, ist der 
Name des Schwertes Ali’Sj des Schwiegersohnes des Pro- 
pheten, Es wird mit zwei Klingen abgebildet. 


Saal des Alessandro Farnese. 


[ I l 

615 . Ungarischer Säbel mit sogenannter 
»Paternosterklinge«, mit symmetrisch verLheilfcen ein- 
geschliflfeuen Grübchen, welche angeblich die Kugeln 
des Rosenkranzes vertraten. 

616 . Erzherzog Maximilian IIL, Hochmeister 
des deutschen Ordens* (1558—1618.} Schärpe von rother 
Sctde, mit dem Rüde des Gekreuzigten in farbiger 
HochStickerei. Um 1580. 

617 . 618 . Zwei Faustrohre mit Radschloss. 
Revolversystem mit sechssch rissigen Trommeln. Um 
1590* 

619 - Sturmhaube, Schild, Panzerschuhe, 
Sporen und ein Streitkolben, zur Harnischausrüstung 
Alcssaiidro Farnese’s gehörig, welche unter Nr. 635 
beschrieben wird. 

620 , Ein Paar Steigbügel, in Gold- und auf- 
geschlagener Silbern usia geziert. An den Steigriemen- 
gehäusen zeigt sich die kaiserliche Krone. Um 1570, 

621 , Ein Paar Streithacken mit Schiess Vor- 
richtung, sogenannte »Schiesshacken«. Die Schäfte 
sind reich mit Elfenbein eingelegt. Um 1660. 

622 , Ein Paar Pistolen mit Flintenschlössern. 
Die Schlosstheile sind geschnitten. Um 1650, 

623 - Ein Paar Pistolen mit doppelten Fliitten- 
schlössern für zwei übereinander geladene Schüsse im 
Rohre. 1650. 

624 . Schützenhaube. Blank, mit theils schwarz- 
geätzten, theils vergoldeten Strichen und figuralen 
Emblemen, Allegorien enthaltend. Um 1580. 

625 , Ein Paar Steigbügel von vergoldetem 
Messing. Auf den Riemengehäusen zeigen sich die 


I 1 2 


Saal XXX. 


Buchstaben TA und F, verschlungen in durchbrochener 
Arbeit. 

626. Spiessklinge von grauem Eisen, mit feiner 
Gold- und aufgeschlagener Silbertausia geziert, ln der 
Mitte zeigen sich beiderseits allegorische Embleme. 
Italienisch, der Meister vom Harnische Nr. 572. 

627. Kaiser Ferdinand II. (1578—1637.) Com- 
mandostab aus gedrehtem Elfenbein, mit Beschlägen 
aus Gold mit translucidem Email. Oberhalb erblickt 
man den Kopf des Kaisers, von einem Visirhelm be- 
deckt, in Email, mit Edelsteinen geziert. Die Email- 
arbeit in der Art des Augsburgers David Attemstetter. 

628. Feldbesteck, enthaltend zwei Messer mit 
Griffen von durchschimmerndem Horn in Lederscheide. 
Bezeichnet »1588«. 

629. Ochsenzunge mit gepunzten Ornamenten 
auf dem Griffe. 

630. Patronbüchse von Eisenblech, mit schwarz- 
geätzten Verzierungen. Am Gürtel zu tragen. Zu einer 
niederländischen Arkebusierausrüstung gehörend. Um 
1580. 

631. Reste eines ungarischen Reitzeuges, 

mit in schöner Zeichnung gepressten silbernen Be- 
schlägen. Italienische Arbeit, um 1580. 

632. Pulverprobe mit Hebelsystem und Zahn- 
radhemmung. 

Unterhalb im Kasten sind Radschlösser verschie- 
dener Grössen und Systeme aufgestellt. 

An der Mittelsäule, gegenüber der Wand. 

633. Pferderüstung, bestehend aus einem 
Sattel mit schwarzem Bezug und vergoldeten Stegen, 


Saal des Alessandro Farnese. i j 3 

einer blanken Rossstirne und einer vollständigen soge- 
nannten Parsche aus Elenhaut, welche dicht mit 
eisernen kleinen Ringen benäht ist. Um 1560. 

634. Sattel mit getriebenen, vergoldeten und 
in Gold tauschirten Stegen. Auf dem Vorderstege 
erblickt man Samson, mit allegorischen Figuren. Der 
Sattel ist gleich jenem Nr. 636 Alessandro Farnese 
zugeschrieben. Arbeit in der Art des Lucio Piccinino 
in Mailand. Der Bezug ist neuere Zuthat. 

Im Kasten. 

635. Alessandro Farnese, Herzog von Parma. 
(1544 — 1592.) Prunkharnisch sammt Gereit(6oy), Sturm- 
haube, Sporen und Streitkolben (619). Gebläut und 
ganz mit theils vergoldeten, theils versilberten Reliefs 
bedeckt, welche Ornamente allegorische und mytho- 
logische Figuren darstellen. Die reich gezierten Striche 
werden durch Festons verbunden. Auf dem im Kasten II 
aufgestellten Rundschildc sind die ephesische Diana 
und die Jahreszeiten dargestellt, in der Mitte die 
Uebergabe einer Stadt. Das ursprünglich mit blauem 
Sammt ausgestattet gewesene Gereit ist mit Platten 
aus vergoldetem Silber geziert, welche mit grossen 
orientalischen Türkisen besetzt sind. Rossstirne und 
Sattelstege sind gleich dem Harnische gehalten. Arbeit 
des Mailänder Tausiators Lucio Piccinino um 1570. 

636. Sattel, ähnlich wie Nr. 634. Am Vorder- 
stege erblickt man David mit dem Haupte des 
Goliath, ferner Schlachtscenen. Alessandro Farnese 
zugeschrieben. In der Art des Lucio Piccinino. 

637. Pferdeausrüstung, ähnlich wie Nr. 633 , 
bestehend aus einem Sattel mit blanken Stegen und 

8 


ii4 


Saal XXX. 


Bezug aus weissem Leder, blanker Rossstirne und 
einer vollständigen Barsche aus Elenhaut. Um 1560. 

Wand III. 

Unterhalb, längs der Wand. 

638. Turnierharnisch. Blank, mit schwarz- 
geätzten Strichen. Deutsch, um 1560. 

639. Johann Baptist Freiherr von Thurn 
und Taxis. (Gest. 1588.) Schwerer geschwärzter, 
schussfreier Harnisch. Um 1585. 

640. Sforza Pallavicini, Marchese von 
Cortemaggiore, Feldherr Karl V. (Gest. 1585.) 
Ganzer blanker Feldharnisch, mit eingestempften 
Sternen geziert. Italienisch, um 1570. 

641. Venetianische Glefe, mit gepunzten Ver- 
zierungen, darunter das Wappen der Veroneser Patri- 
cierfamilie Cavalli. Darüber wurde in ersichtlicher 
Hast der Doppeladler geätzt. 

642. Jobst Josef Graf von Thurn und 
Valsassina. ( 1533 — 1589.) Halber geschwärzter Har- 
nisch mit deutscher Sturmhaube. Um 1580. 

643. Astore Baglioni, venetianischer Feldherr. 
(1528—1571.) Blankes Brust- und Rückenstück, mit 
schwarzgeätzten Zügen und figuralen Darstellungen. 
Italienisch, um 1560. 

644. Erzherzog Karl von Steiermark. (1540 
—1590.) Ganzer Landsknechtharnisch, gebläut, mit 
blanken Fürfeilen. Die Sturmhaube ist mit schwarzem 
Sammt überzogen, das Gesicht schützt ein an die 
Brust befestigter sogenannter »fürfallender« Bart. 
Um 1570. 


Saal des Alessandro Farnese. 


1 1 5 

645 . Brust und Rücken sammt Schössen 
eines blanken Kinderharnisches. Derselbe war in den 
jüngeren Inventaren Kaiser Karl V. zu geschrieben, 
dies beruhte auf einem Irrthume, Er gehörte ver- 
muthlich dem Markgrafen Karl von Burgau, {1560 — 
1618.) Um 1570. 

646 . Guido Bentivoglio, Feldherr. (Gest, um 
1568,) Halber Feldharnisch, mit schwarzgeätzten und 
schwarz bemalten Strichen. Italienisch, um 1560, 

647 . Agostino Barbarigo, Unteradmiral Ve- 
nedigs. (Fiel bei Lepanto 1571.) Halber geschobener 
Harnisch, geschwärzt, mit geätzten und vergoldeten 
Rändern und getriebenen Verzierungen, Italienisch, 
11m 1565. 

648 . Partisane mit doppelter Schiessvorrich- 
tung, geätzt und vergoldet. Italienisch, um 1570, 

Oberhalb, 

Grosse Fahne eines Fussknechtregimentes, von 
rothem Taflet, mit applicirtem Andreaskreuz ausweisser 
Seide, dazwischen das Monogramm Christi I H S in 
Gold, ferner eingestreute Flammen und schwarze 
Striche, welche die Schlagspuren des Feuerstahles 
(Feuereisen) darstellen sollen. Um 1560. 

Wand IV. 

Unterhalb, längs der Wand, 

649 . Ascanio della Cornea, Feldherr. (Gest, 
um 157 z.) Schwerer, roh geschlagener und geschwärzter 
Harnisch mit Sturmhaube, letztere in Form eines alten 
Bassinets des XIV. Jahrhunderts, Italienisch, um 1570. 


S* 


Saal XXX. 


I 16 


650 . Kiirisssattel mit in Hochätzung gezierten 
blanken Stegen* Der Bezug ist spätere Zuthat. Um 1570. 

651 * Halber Prunkharnisch, gebläut, reich in 
Gold- und Silbertausia geziert, mit vielen allegorischen 
Darstellungen in den Strichen. Hervorragende ita- 
lienische Arbeit, um 1570. Dabei die Stege zweier 
Sättel und zwei Paar Handschuhe. 

652 . Kürisssattel, ganz gleich wie Nr. 650* 
653 Spiess mit doppelter Schiess Vorrichtung. 
Die Eisen theile sind in schöner Schwarzätzung geziert. 
Er tragt das Zeichen der Augsburger Beschau. Uni 1570. 

654 . Ludovico Pico Graf von Mirandola. 
{Gest* 1574 ) Halber gebläuter Harnisch mit vergol- 
deten Rändern. Italienisch, um 1570. 

655 . Vespasiano Gonzaga, Herzog von 
Sabbionetta. (Gest. 1591.) Halber blanker Harnisch, 
mit breiten vergoldeten Aetzstrichen und flguralen 
Darstellungen in denselben. Italienisch, um 1570. 

656 . Friedrich II., König von Dänemark. 
{1534.^1588.) Halber geschwärzter Fussknechtharnisch, 
mit Sturmhaube und »fürfallendem« Vorsteckbarte. 
Um 1580, 

657 . Johann Rueber Freiherr von Füchsen- 
dorf und Grafen wert, Oberbefehlshaber in Ungarn. 
(Gest. 1580.) Halber geschwärzter Harnisch, ähnlich 
dem vorigen. Um 1575, 

658 - Spiess mit Spring klinge und einfacher 
Schiessvorrichtung, in Schwarzätzung geziert. Deutsch, 
um 15S0. 

659 . Johann Kasimir, Pfalzgraf am Rhein. 

(1543*^1592.) Halber geschwärzter, schussfester Har- 
nisch, von der Form wie Nr, 656 und 657, Um 1580* 


Saal des Alesssmdro Farnese# 


7 


An der Mittel sau le, gegenüber der Wand. 

660 . Ungarische Panzerrüstung vom Ende 
des XVI ♦ Jahrhunderts* 

66L Arkebusierharnisch, geblaut, mit geris- 
senen Strichen. Um 1590. 

Oberhalb an der Wand erblickt man Reste von 
Fahnen aus dem Heere Kaiser Ferdinand IL und des 
Erzherzogs Maximilian III. von Tirol# 


SAAL XXXII. 

Saal Rudolf II. 

Rechts vom Eingänge beginnend und denSaal umschreitend. 

Unterhalb längs der Wand: 

662 . Helmbarte mit doppelter Schiessvorrich- 
tung. Die Eisenthcile durchaus in Schwarzätzung ge- 
ziert. Um 1580. 

663 . Ganzer Feldharnisch, blank, mit in 
Gold- und aufgeschlagener Silbertausia gezierten Stri- 
chen. In den in selben eingestreuten figuralen Dar- 
stellungen erscheinen Figuren in Landsknechttracht, 
wie selbe in »Fronsberger’s Kriegsbuch« häufig er- 
scheinen. In einem Medaillon des rechten Diechlings 
(Oberschenkelschiene) zeigt sich die Jahrzahl 1582. 

664 . Trabharnisch, geschwärzt, mit blanken 
Fürfeilen. Um 1580. 

665 . Jakob Hannibal Graf vonHohenembs. 

(1530—1587.) Halber schwarzer Harnisch. Um 1580. 

666. Galeazzo Fregoso, Graf von Mureto. 
(1532 — 1612.) Ganzer geschwärzter Feldharnisch, mit 
schmalen vergoldeten Zügen. Auf der Brust ist an 
einer Kette ein schief herabhängendes Medaillon mit 
dem Bildnisse des heil. Michael dargestellt. Um 1575. 

667 . Kaiser Rudolf II. (1552-1612.) Halber 
Harnisch, blank, mit schwarzgeätzten und vergoldeten 


Saal Rudolf II. 


9 


Zügen, ohne Rüsthaken. In diesem Harnische ist der 
Kaiser als Herzog von Burgund in einem Stiche von 
Martin Rota 1574 *) dargestellt. Ein zweites Mal er- 
scheint Rudolf IL als Kaiser in diesen Harnisch ge- 
kleidet in einem Stiche von Aegvdius Sadcler von 1609. 
Um 1570. 

668. Gemeiner blanker Reiterhamiseh, 

um 1580, 

669 . Halber Harnisch, mit schwarz geätzten 
Strichen, dabei ein gleich Ornament irter Rund schild* 
Italienisch, um 1580, 

670 . Gemeiner blanker Reiterhamiseh, 

Um 1575. 

671 . Christof Freiherr von Teuffenbach, 

kais, FeldmarschalL (Gest, 1599 ) Halber geschwärzter 
Harnisch. Um 15S5. 

Im Kasten I, gegenüber der Wand, 

672 . Italienischer Raufdegen, mit schön 
Ornament irrem, durchbrochen gearbeitetem Korbe, der 
dazu gehörige gleich ausgestattete Dolch, ein soge- 
nannter Parirdolch, befindet sich in demselben Kasten 
unter Nr. 692, 

673 . Ungarischer Säbel sammt Scheide, mit 
vergoldetem Messing montirt. 

674 . Fechtrappier mit vollem vergoldeten 
Korbe, Italienisch, um 1590, 

675 . Ungarischer Säbel, ähnlich wie Nr, 673, 

676 . Degen mit ganzem Faustschutz, Um 1590. 

Eia zweiter, in den Gesichtszügen etwas veränderter 
Abdruck derselben Platte trägt die Jahrzahl 1577* (R 97,) 


120 


Saal XXXII. 


677 . Ungarischer Säbel, ähnlich wie Nr. 673 
und 675. 


monte in Toledo. 

679 . 680 . Zwei Paar Pistolen mit Wende- 
läufen und französischen Flintenschlössern der ältesten 
Form. Um 1650. 

681 . Sturmhaube und Rundschild. Getrieben, 
versilbert und vergoldet. Italienisch, um 1590. 

682 . Ein Paar Sporen mit durchbrochenen 
Stegen. 

683 . 684 . Streithammer und Streithacke, 

beide mit Schiessvorrichtung und Flintenschlössern. 
Die Schäfte sind verbeint. Um 1660. 

685 . Rennfähnlein mit dem in Oel gemalten 
Bildnisse des heil. Georg, in dessen Schilde das Wap- 
pen des deutschen Ordens sichtbar ist. Aus dem Heere 
Erzherzogs Maximilian III., Hochmeister des deutschen 
Ordens. Um 1600. 

686. Sturmhut mit breiter Krempe aus Filz, 
Calotte und Naseneisen. Oberhalb erblickt man ein 
Jerusalemkreuz in Messing, darauf der Spruch: »IN • 
HOC • SIGNO • VINCES«. Innen breite Bänder aus grüner 
Seide. Wahrscheinlich die kriegerische Kopfbedeckung 
eines ungarischen Bischofs. Um 1600. 

687 . Ein Paar Sporen mit hohl gebildeten 
Stegen zur Aufnahme von Trinkwasser, sogenannte 
»Feldflaschensporen«. Um 1620. 

688. 689 . Schwertgriffe von geschnittenem 
Eisen, gebläut und theils vergoldet. Um 1600. 



678 . Lange Stecherklinge mit 

Marken und dem Namen des 


Klingenschmiedes Pedro de Vel- 


Saal Rudolf 11. 


2 


69(h Musketirpulverflasche mit Bezug aus 
schwarzem Sammt und Beschlag aus gegossenem Mes- 
sing. Italienisch, um i6oo, 

69 I. Pferdemaulkorb ans durchbrochenem 
Messing und Eisen. In den Emblemen zeigt sich der 
kaiserl. Adler und die Jahreszahl 1593. 

692. Parirdolch, sogenannte » Linkehand«, 
zum Degen Nr. 672 gehörig. 

693- Dolch. Die orientalische Klinge trägt am 
Ansätze eine arabische Inschrift. Der Griff aus vergol- 
detem Silber ist mit gravi rten Ornamenten verziert, 
der Knauf besteht aus einer türkisfarben Emailmasse. 
Die Scheide von Leder besitzt Beschläge von vergol- 
detem und mit Gravuren ausgestattetem Silber, welche 
dicht mit schönen Cameen besetzt sind. Um iöiu, 

694. Dolchmesser. Das Heft besteht aus ge- 
schnittenem, theils vergoldetem Eisen und ist mit 
kleinen Edelsteinen geziert. 

Zwischen den letztgenannten Gegenständen auf 
beiden Etageren finden sich gewöhnliche Reiter- und 
Kutschenreitersporen aus Messing und Eisen aus 
der Zeit Kaiser Rudolf II. und Mathias. 

695. 696, 697. Pistolen mit Flinten schlossern 
ältester Form, 

Wand II, 

Unterhalb, längs der Wand . 

Im Kasten vor dem Fenster, 

698 699, Die sogenannte »rothe und 

schwarze« Rüstung auf Ross und Mann des 

Erzherzogs Ferdinand von Tirol, bestehend aus den 
Sätteln mit den zugehörigen Ross Stirnen, den gestick- 


I 22 


Saal XXXII. 


ten Caperationen, überzogenen Sturmhauben und 
Röckchen. (Vergl. Saal XXIX, Nr. 521.) 

Zwischen den Fenstern. 

700 . Halber Reiterhamisch , geschwärzt, 
mit den originalen Vorstössen (Aufbreitung) in Gold- 
passementerie. Um 1575. 

701 . Ganzer blanker Harnisch. 

702 . Erzherzog Albrecht VII. (1559—1621.) 
Ganzer Harnisch zum italienischen Gestech, über die 
Pallia von grauem Eisen ganz mit gcpunzten und ver- 
goldeten Ornamenten bedeckt, in welchen zahlreich 
die Buchstaben I und S verschlungen erscheinen. 
Es bilden diese zweifelsohne das Monogramm der 
Gemahlin Albrechts, der Prinzessin Isabella Clara 
Eugenia (1566 - i 633 ). Der Erzherzog ist in diesen 
Harnisch gekleidet in einem Gemälde eines unbe- 
kannten Meisters dargestellt, welches sich im könig- 
lichen Museum zu Brüssel befindet. Albrecht VII. trug 
denselben bei seinem Einzuge in Brüssel (1583) und in 
der Schlacht bei Nieuport(i6oo). 1 ) Einzelne Theile von 
dieser Garnitur, zumeist dem Rosszeuge angehörend, 
werden noch im königl. Museum zu Brüssel bewahrt. 2 ) 
Wahrscheinlich spanisch, um 1580. 

J ) Der Harnisch bildete eine ganze Garnitur, von 
welcher selbstverständlich der Erzherzog bei den erwähnten 
Gelegenheiten nur den Feldharnisch trug. Catalogue des 
armes et armures par E. van Vinckerov, p. 99. 

*) L’armure de parade de l’Archiduc Albert, par 
J. Destree. Annales de la societe d’Archeologie de Bruxelles 
1888. Nach den Angaben in den alten Inventaren soll die 
Garnitur auf 4000 Gulden geschätzt worden sein. 


Saat Rudolf II. 


n3 


Im Kasten vor dem Fenster, 

703 , 704 . Die sogenannte »gelbe und 
blaue« Rüstung auf Ross und Mann des Erz- 
herzogs Ferdinand von Tirol. (Vcrgl. Saal XXIX, 
Nr* 521 und 698 und 699 dieses Saales.) 

An der Säule gegenüber der Wand, 

705 . Kürlsssattel mit geätzten Stegen, theils 
im Grunde gebläut, theils vergoldet. In den figuralen 
Scenen sind die Thaten des Herkules dargestellt* 

Im Kasten, 

706 . Kaiser Rudolf II. (1552—1612.) Prunk- 
harnisch. Dieser zu den hervorragendsten Kunstwerken 
zählende Harnisch ist, wie die angestellten Forschungen 
des Archäologen J. H. von Hefner-Alteneck ergaben, 
nach einem Entwürfe des Hofmalers He rzogsWil he Im V* 
von Baiern , Christof Schwarz aus Ingolstadt (gest, 1594) 
ausgeführt worden. Der Grund des Harnisches ist matt- 
grau gehalten, von selbem erheben sich geschmackvoll 
gez e I c hne te A rab es ke n m i t ein g est re u ten p ha n tasti sch en , 
allegorischen und mythologischen Darstellungen in voll- 
endeter Durchbildung der Details, In den figuralen 
Scenen sind die nackten Theile blank gehalten, die 
Draperien und Arabesken ebenso wie die Randbor- 
düren in Gold und Silber tauschirt* Die bildlichen 
Darstellungen zeigen einige der Thaten des Herkules, 
und zwar in der Mitte der Brust der ruhende Heros im 
goldenen Schuppenpanzer ; zur Rechten Herkules, den 
Cerberus bändigend, zur Linken der Kampf mit der 


124 


Saal XXXII. 


lernäischen Hydra; auf den beiden Vorderflügen, 
Herkules mit Antäus ringend; auf dem Rücken in der 
Mitte Herkules die Säulen tragend, zur Rechten die 
Einfangung des cretensischen Stieres, zur Linken der 
Kampf mit dem nemeischen Löwen. Deutsche Arbeit, 
um 1590. 

707 . Kürisssattel mit in Hochätzung gezierten, 
theils vergoldeten blanken Stegen. Kaiser Rudolf II. 
(1552—1612) zugeschrieben, was sich durch das dar- 
gestellte Tellurium zu bestätigen scheint. Deutsch, 
um 1590. 


Wand III. 


Unterhalb, längs der Wand. 

708 . Ferdinando Graf von Nogarola, Be- 
fehlshaber in Ungarn. (Gest. 1590.) Halber schwarzer 
Harnisch. Um 1580. 

709 . Ferdinand, Herzog von Baiern. (1550 
— 1608.) Ganzer blanker unverzierter Harnisch zum 
Kussturnier. Er trägt das Augsburger Beschauzeichcn. 
Um 1580. (Siehe auch Nr. 719.) 

710 . Peter Emst Graf, seit 1594 Reichsfürst 
von Mansfeld. (1514 — 1604.) Geschwärzter schuss- 
freier Harnisch mit Schützenhaube (sogenannter Pike- 
nierharnisch). Um 1590. 

711 . Ganzer Harnisch. Blank, von ungemeiner 
Schwere. Er trägt einen unbekannten, wahr- 
scheinlich niederländischen Plattnerstempel, 
welchen wir auch auf einer Rossstirne bei 

Nr. 766, Saal XXXIV, wieder antreffen. 



Saal Rudolf II« 


12 ? 


712, Halber Prunkharnisch mit Rundschild 

von grauem Eisen, mit reichen Verzierungen in Gold- 
und Silbe rtausia, Ein Meisterwerk der Tauschirkunst, 
wahrscheinlich italienische Arbeit vom Ende des 
XVI. Jahrhunderts. 

713, Ganzer gebläuter Harnisch mit Strichen 

von Malergold. Um 1590. 

714, Gemeiner blanker Harnisch. Her ge- 
schlossene Helm zeigt im Nacken zahlreiche Durch- 
löcherungen (Luftgeber), Um 1580. 

715 Francesco von Verdugo, Feldherr, (1500 
bis 1595*) Halber gebläuter Harnisch mit Pikenier- 
handschuh. Um 1575, 

716, Niclas Christof von Rad zivil, Herzog 
von OHka. (1549 - 1616,) Halber geätzter Prunkhar- 
nisch mit vergoldeten, versilberten und bemalten Band- 
ornamenten durchaus geziert. Um 1575, 

717, Helmbarte mit doppelter Schiess- 
vorrichtung, in vergoldeter Aetzung geziert. 

Sie trägt eine steirische Klingenschmied- 
marke. Um ißoo. 

Oberhalb an der Wand, befindet sich eine grosse 
Feldfahne des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol 
(1628—1662) aus grünem Talfct mit den Wappen von 
Tirol, Schwaben, Eisass und Habsburg. In der Mitte 
das Monogramm des Erzherzogs. 

Im Kasten II, gegenüber der Wand. 

718, Erzherzog Maximilian III., Hochmeister 
des deutschen Ritterordens. (1558—1620.) Zischägge 
oder ungarische Sturmhaube aus lichtem Eisen, durch- 
aus geätzt und vergoldet. Um 1600. 



Saal XXXI L 


I 26 

719. Reiterhammer von blankem Eisen, zur 
Harnischausrüstung Ferdinands Herzog von Baiern, 
Nr, 709 , gehörig. 

720. Pferdemaulkorb aus durchbrochenem 
und verzinntem Eisen, mit der Jahreszahl 1609 , 

721. Ein Paar Pistolen mit FI inten schlossern 
und Eisenmontirung, bez. »Piraube aux Galleries 
i683«. (Paris, im Louvre.) Am Schlosse liest man 
»Aqua fresea«. 

722. Ein Paar Pistolen mit Flintenschlössern 
und Schnapphahnbatterien, bez. »Pietro Fiorentino«, 
die Läufe bez. »Lazarino«, 

723. Ein Paar Pistolen mit Flintenschlössem 
und zwei Läufen, bez. »Cornelis Coster in Utrecht«, 

724 Dolchmesser. Der Griff ist aus Ahorn- 
holz, die Parirstange bildet einen Hammer und einen 
Schraubenzieher. Auf der Klinge zeigt sich in Schwarz- 
ätzung ein steigender Fuchs und die Buchstaben J. D. 
Es ist die Wappenfigur der österreichischen Familie 
Dieterich. Um 1620 . 

725- Ein Paar Pistolen mit reichen, durch- 
brochenen Eisenbeschlägen. Schlösser bez, »Pietro 
Fiorentino, 1695 *, Läufe »Lazaro Lazarino«. 

726. Ein Paar Pistolen, Hinterlader mit 
Wellenverschluss, bez. »Michele Lorenzoni«. 

727. Karl III., Herzog von Lothringen. 
( 1543 — 1608 .) Zischagge oder ungarische Sturmhaube, 
gekehlt, gravi rt, theilweise vergoldet und mit unechten 
Edelsteinen besetzt. Um 1580 . 

728. Ein Paar Steigbügel von durchbrochenem 
Eisen, 

729. Rennfähnlein Erzherzogs Maximilian III, 


Saal Rudolf II. 


l2 7 


(1558—1620) von rothcm Seidenstoffe. An einer Seite 
findet sich die gemalte Darstellung der heil. Jungfrau, 
mit dem heil. Georg und der heil. Elisabeth, an der 
andern das Kreuz des deutschen Ritterordens. 

730. Kleine Reiterflinte mit messingenem Lauf 
und Schloss. Auf ersterem liest man: »Felix Werder 
Tiguri (Zürich), Inventor 1652.« Eines der ältesten 
datirten Flintenschlossgewehre. 

731. Kleine Reiterflinte mit reich verziertem 
Schloss und zierlichen Einlagen von durchbrochenem 
Eisen. Der Lauf trägt den Namen des Brescianer Lauf- 
schmiedes »Lazarino Cominazzo«. 

732. Ein Paar Pistolen, einfach montirt, mit 
Backenstücken am Kolben zum Anlegen an die Wange. 
Bez. »J. Ueberpacher« (in Linz). 

733. Ein Paar Pistolen mit Läufen und Be- 
schlägen in aufgeschlagener Silbertausia. 

734. Einfacher Degen mit durchbrochenem 
eisernen Stichblatte. 

735. Reiterschwert, sogenannte »Schiavona*, 
wie solche die im Dienste Venedigs gestandenen sla- 
vonischen (dalmatinischen) Reiter trugen. Mit durch- 
brochenem Korbe und Eisen, dabei die originale Leder- 
scheide. Um 1620. 

736. Spanisches Rappier mit durchbrochenem 
Stahlgriffe. Die Klinge trägt die Inschrift: »Spadero 
del rev« und »En Alemania fecit«. Vielleicht Arbeit 
des Enrico Goel. Um 1620. 

737. Richtschwert, der Griff ist von geringem 
Werthe. Die breite kolbige Klinge ist mit Aetzwerk 
geziert und sind auf selber Hinrichtungen dargestellt. 
Dabei Inschriften und die Jahreszahl 1656. 


128 


Saal XXX IL 


738 . Degen mit durchbrochenem Korbe von 
Eisen. E>ie italienische Klinge trägt die Inschrift ; 
»Maria Anna * . 

739 . Italienisches Rappier, Knauf und Stich- 
blatt sind zierlich in Eisen geschnitten. Zwischen den 
Blattornamenten erblickt man kämpfende Reiter, sowie 
Frauen gestalten. Um i 63 o, 

740 . Reiterdegen mit durchlöchertem Stich- 
blatte* Um 1610. 

741 . Ein Paar Pistolen mit Schäften von 
Schildpatt. 

742 . Ein Paar Pistolen mit schön geschnit- 
tenen Läufen und Schlössern aus vergoldetem Mes- 
sing und gebeizten Elfenbeinschäften, bez. »Christoph 
Treff ler«* 

Wand IV. 

Unterhalb, längs der Wand. 

743 . Cristobal Mondrag one, spanischer Mar- 
schall (c, 1510—1596). Schützenhaube, Kragen und 
Brust, gebläut mit aus dem blauen Grunde herausge- 
schabten figuralen Darstellungen von Kampfscenen. 
Eine seltene Technik. Um 1590. 

744 . Geschwärzter Reiter harnisch mit 
Sturmhaube. Das Armzeug besteht nur aus Spangen. 

745 . Ganzer Harnisch aus grauem Eisen, ganz 
mit äusserst zarten in Gold und Silber tanschirten 
Laubzügen bedeckt. Der Harnisch verdient der Schön- 
heit seiner Ornamentation und der Virtuosität in der 
Ausführung wegen Beachtung. Um 1590. 

746 . Camillo Ursini, päpstlicher Feldherr. 
(1491 — 1550.) Kragen, Brust- und Rückenstück eines 


Saal Rudolf 11* 


1 2 9 


einfachen geschwärzten Harnisches von c* 1580* Die 
Zuschreibung somit zweifelhaft, obwohl der Harnisch 
bereits in Sehren ekh’s Kupferwerk von 1582 als der 
genannten Persönlichkeit zugehörig angegeben und 
abgebildet ist* 

747 . Ganzer blanker Harnisch eines Knaben 
ohne Helm, Er war früher irrig Kaiser Karl V* Zuge- 
schrieben, was auf einer Verwechslung mit Nr* 126 
(Saal XXV) beruhte* Er gehörte vermut blich einem der 
Söhne des Erzherzogs Ferdinand von Tirol* Um 1580. 

748 . Niclas IV, von Radzivil, Erbmarschall 
von Litthauen* (Gest. 1567.) Halber geschwärzter 
Harnisch ohne Helm* Derselbe ist aber frühestens um 
1580 geschlagen und dürfte, wie auch die Inventare 
andeuten, dem Sohne des obgenannten Christof an- 
gehört haben, der iöo 3 starb* 

749 * Halber Harnisch und Rundschild mit 
hochgetriebenen, zum Theil in Gold tauschirten Orna- 
menten und figuralen Emblemen geziert. Auf der 
Schützenhaube an deren Stirnseite erblickt man zwei 
Genien, welche eine Krone halten* Im mittleren Medail- 
lon des Rundschildes ist Neptun in einem von Seepfer- 
den gezogenen Wagen, einen König führend, dargestellt* 
Mailändisch, in der Art des Lucio Piccinino, um 1580. 

750 . Ganzer blanker Feldharnisch. Um ifioo. 

751 . Leichter Spiess mit innen hohler Spiess- 
klinge und gepicktem Schafte. Um 1580* 

752 . Andreas von Oesterreich, Cardinal 
(1558—1600). Halber blanker Knabenharnisch mit ge- 
malten Ornamenten auf dem Bruststücke. Um 1570. 

753 . Andreas von Oesterreich, Cardinal* 
Halber blanker Knabenharnisch, Um 1568* 


9 


Saal XXXII. 


I 3o 


754. 755. Zwei halbe blanke Knabenhar- 
nische von der Form der sogenannten »knechtischen« 
mit Sturmhauben. Sie sind in den Inventaren Karl 
von Burgau (1560 -1618) zugeschrieben, was mit dem 
Alter der Harnische, um 1600, nicht stimmt. Nach 
diesem können sie allenfalls Erzherzog Leopold V., 
Grafen von Tirol (1586—1632), in seinen Knabenjahren 
angehört haben. 

756. Leichter Spiess, wie Nr. 751. 

Oberhalb an der Wand erblickt man zwei Feld- 
fahnen aus rothem Seidenstoffe, die linksseitige 
stammt aus dem Heere des Erzherzogs Maximilian III. 
(1558—1620), die andere aus dem des Kaisers Rudolf II. 
(1552—1612). In der in der Mitte ersichtlichen Watfen- 
gruppe sind neben den Trabantencousen noch die 
Luntenstöcke, Wade und Geräth der Büchsenmeister, 
bemerkens werth. 

An der Säule, gegenüber der Wand. 

757. Kürisssattel mit hochgeätzten, an den 
Rändern vergoldeten Stegen. Um 1570. Der Bezug ist 
spätere Zuthat. 

758. Feldsattel mit getriebenen und theils ge- 
schwärzten Stegen. Um 1580. Der Bezug ist spätere 
Zuthat. 

An der Decke oberhalb. 

Grosse Feldfahne aus dem Heere Kaiser Fer- 
dinand II. (1578—1637.) Auf der einen Seite findet 
sich die gemalte Darstellung der »Patrona Hungaria«, 
das ungarische Wappen und die Jahreszahl 1623, auf 
der andern der Doppeladler mit Christus am Kreuz 
und dem österreichisch-spanischen Wappen. 


SAAL XXXIV. 


Periode der Neuzeit. 

Rechts vom Eingänge beginnend und den Saal um- 
schreitend. 

Unterhalb, längs der Wand. 

759. Halber Fussknechtharnisch , blank 
mit schwarzgeätzten Ornamenten, heraldischen und 
figuralen Emblemen. Auf der Sturmhaube finden sich 
religiöse Darstellungen. Auf dem Bruststücke zeigen 
sich der kaiserliche Adler nebst den drei Nürnberger 
Wappen. Am Kragen gewahrt man die Buchstaben 
H-B eingestempelt. Vermuthlich das Monogramm des 
Nürnberger Plattners Hans Becher (gest. 1589). Der 
Harnisch dürfte einem der »reysigen diener« der 
Nürnberger Burghauptmannschaft angehört haben. 

760. Gemeine Pike, die Stosswaffe des Fuss- 
volkes im 17. Jahrhundert. 

761. Erzherzog Sigmund Franz von Tirol 
(1630—1665). Halber Knabenharnisch, gebläut mit ver- 
goldeten Strichen, dabei ein geätzter und vergoldeter 
Rundschild. Italienisch, um i636. 

762. Erzherzog Sigmund Franz von Tirol. 
Halber Knabenharnisch, geätzt und vergoldet, dabei 

9* 


i3s 


Saal XXXIV. 


ein gleich omamentirter Rundschild, Italienisch, um 
i638. 

763 . Gemeine Pike, wie Nr. 760. 

764 . Schwarze schussfreie Reiterrüstung 
aus der Zeit des dreissig jährigen Krieges. Sie war 
früher irrthümlich Dietrich von Embs (gest. 1536) zu- 
geschrieben, Wahrscheinlich gehörte sie dem Grafen 
Jakob Hannibal II, von Hohenembs (1595—1646), 

765 - Halber Prunkharnisch mit theils ge- 
punzten und vergoldeten, theils in Gold tauschinen 
Ornamenten derart bedeckt, dass die Oberfläche wie 
incmstirt erscheint, Vermuthlich spanische Arbeit, um 
1610. 

766 . Gebläuter Feldharnisch aus der Zeit 
des dreißigjährigen Krieges von sehr plumpen Formen. 
Dabei eine Rossstirne. Derselbe war in den Inven- 
raren des 18. Jahrhunderts irrthümlich Ferdinando 
Ävalos Marchese von Pescara (gest. 1525} zugeschrieben. 
Dabei eine Rossstirne, auf welcher die bei Nr. 71 1 
(Saal XXX II) angegebene Plattnermarke ersichtlich ist, \) 

767 . Kleine Helmbarte. 

768 Franz Graf von Vaudemont, Ahnherr 
Sr. Majestät des Kaisers (1571—1632). Halber ge- 
schwärzter Harnisch. Die kugelförmige italienische 
Sturmhaube ist mit apfelgrünem Samjnt überzogen. 
Um 1615. 

769 Unterofficiershelmbarte mit doppeltem 
Beile. Die Klinge ist in Schwarzätzung geziert. Um 1620. 


J) Diese Marke ist niederländisch. Der Meister ist der- 
selbe, welchen die Infantin Isabella 1624 aus Flandern an 
König Philipp IV. nach Madrid sendete. 


Periode der Neuzeit. 


1 33 


770. Erzherzog Leopold V., Graf von Tirol 

(1586—1632). Schwere gebläute Reiterrüstung. Der 
plumpe Helm hat ein Gewicht von 8*i Kilogramm. 
Um i 63 o. 

771. Halber blanker Harnisch mit geätzten 
und vergoldeten Strichen. Um 1610. 

772. Gemeine Pike, gleich Nr. 760 und 763. 

773. Halber Fussknechtharnisch mit schwarz 
geätzten Ornamenten und vielen heraldischen und 
figuralen Emblemen. Auf der Sturmhaube findet sich 
der Nürnberger Adler (die Harpye), ferner zeigen sich 
die drei Schildlein der Malerzunft mit dem Aetz- 
malermonogramm A • F. Am oberen Brustrande die 
Wappen der Nürnberger Losungsherren: Beheim, Hal- 
ler, Pömer und Führer von Heimendorf. In der Brust- 
mittc Allegorie. Am Rücken erblickt man die drei 
Nürnberger Wappen und die Jahreszahl 1616. Der 
Harnisch, welcher das Plattnerzeichen H • F trägt, ge- 
hörte einem Trabanten der Reichstädt Nürnberg. 

774. Gemeine Luntenmuskete aus der 
zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts. 

Im Kasten I gegenüber der Wand. 

775. 776. Zwei Paar Sattelpistolen 

von Josef Fruewürth in Wien. Die n ^ 

Läufe zeigen die Marken von Pistoja. JwV 

777. Kleiner Hofdegen mit 
Montirung aus vergoldeter Bronze sammt Scheide. Um 
i 63 o. 

778. Kleiner Hofdegen mit Griff aus Berg- 
krystall. Griff und Scheide sind mit Cameen besetzt. 




34 


Saal XXXIV. 


Die französische Klinge zeigt Spuren von gravirten 
Inschriften mit der Jahreszahl 1649. 

779 - Kleiner Hofdegen mit Griff aus Onyx und 
emailürten Beschlägen, Die geätzte feine Klinge trägt 
die Inschrift: ^Lustig bin ich, wer es nicht glaubt der 
probir mich, Anno 1661.« Dabei die Lederscheide. 

Unter den unterhalb aufgestellten Flintenschlös- 
sern ältester Form befindet sich auch 

780 . Eines der ältesten Inventionsschlös- 
ser mit Percussion sabfeuerung, bez. & Leonhard Gindt* 
ner in Basel.« 

78 h Rappier mit Korb aus durch bro ebenem 
Eisen, 

782 . Haudegen mit Griff aus geschnittenem 
Eisen, Um i 63 u, 

783 . Degen mit eisernem Griff und Stichblatt. 

784 . Schwert. Griff und Scheide sind aus ver- 
goldetem Silber, Die Klinge ist um Vieles älter. Am 
Beschläge der Scheide erblickt man das oster reichisch- 
burgundische Wappen mit dem schlesischen im Herz- 
schilde und den Namen und Titel des Erzherzogs 
Mathias als ungarischen König (1557—1619), Auf der 
Kehrseite findet sich das Wappen der Stadt Hradisch 
mit der Umschrift: »Anna regiae - civitatis Hradist 
1608.« !) 

J ) Die Stadt Hradisch war durch Privilegium Wladis- 
laws 1 L von 1472 von Steuern befreit und nur verpflichtet, 
jährlich ein Schwert imWerthe von 30 Dueaien dem Landes- 
fürsten zu überreichen. Hier ist eines dieser Tributschwer- 
ter. Nach Urkunden hat noch 1616 eine solche Ablieferung 
stattgefunden, (Vergl. B, Dudik, Mitth. der k. k. Central- 
Commission XII, 1S67.) 


Periode der Neuzeit* 


1 35 


785. Degen mit eisernem Griffe und durch- 
brochenem Stichblatte. 

786 - Erzherzog Leopold V*, Graf von Tirol* 

( 1586 — i 632 .) Degen mit Schwertklinge* Der Griff ist 
zierlich in Eisen geschnitten* Der Meister dürfte der- 
selbe sein, welcher auch das Ge fass des Rappiers 
Nr* 739 (Saal XXXII) gearbeitet hat. Die Klinge 
trägt den Namen des Toledaner Klingenschmiedes 
de Hortano und dessen Marke* 1 } 

787. Spanischer Degen. Korb und Griff von 
blankem Stahl sind durchbrochen gearbeitet. 

788. Pulverprobe, sogenannte Säulen probe, 
nach Furtenbach 1642 . Um 1650 . 

789. Reste eines Patronenbandeliers mit 
sechs Patronenhülsen. Um 1640 . 

790. Elf Stück Fussangeln mit Widerhaken. 
Um 1620 * 

791-792* Zwei Paar Sattelpistolen, Läufe und 
Schlösser bez* »Christoph Ris in Wien«. Am Daumen- 
plättchen zeigt sich der Doppeladler mit den Wappen 
von Lothringen und Toscana im Herzschild. 

793- Ein Paar Pistolen mit schönen türkischen, 
in Gold tauschirten Damaskläufen. Montirung von 
Christof Ris in Wien. 

794* Leichtes Gewehr, in Form eines Säbels 
geschäftet, mit Griff aus Hirschhorn, bcz. »Christianus 
Raier«* 

795. Ein Paar Pistolen mit türkischen, in Gold 
tauschirten Läufen von Rosendamask. Montirung von 
Josef HamerJ in Wien. 



3 ) Wahrscheinlich Hortuno de Aguirre der Jüngere. 


36 


Saal XXXIV. 


Wand II. 

Im Kasten II vor dem Fenster. 

796. Ein Paar Pistolen mit Eisenmontirung 
von Caspar Zellner in Wien. 

797. Ein Paar Pistolen mit Pack fongbesch lägen 
von Josef Hamcrl in Wien. 

798. Kleiner Stecher mit Griff aus Fischhaut 
und schön in Eisen geschnittenen Parirstangen. Auf 
der Klinge liest man die Inschrift: »Ne me tirez pas 
sans raison, — ne me remettez point sans honneur.« 
Um 1650 . 

799. Kleiner Stecher mit Griff aus Perlmutter 
in Stifttechnik geziert. Auf der schwarz geätzten, theils 
vergoldeten Klinge sind Jagdthiere dargestellt. 

800. Hofdegen. Der Griff von geschnittenem 
Bernstein ist am Knaufe in Form eines Vogelkopfes 
geschnitten. Parirstange und Scheidenbeschläge sind 
von Gold. Auf der mit gepunzten Verzierungen aus- 
gestatteten Klinge liest man den Spruch: »Recte 
facicndo neminem timens«. Um 1650 . 

801. Ein Paar Pistolen mit Läufen von türki- 
schem Rosendamask und Beschlägen aus vergoldeter 
Bronze, montirt von Josef Qualek in Wien. Am 
Daumenblättchcn zeigt sich das fürstlich Liechten- 
stein’sche Wappen. 

802. Ein Paar Pistolen mit geschnittenen 
Läufen von Erttel in Dresden. 

803. Degen. Der Griff ist von blankem Stahl 
faccttirt geschliffen. Die Klinge trägt den Namen 
»IAHANNI«. 


Periode der Neuzeit, 


i3 7 


804. Stadtdegen, Der Griff ist mit in Silber 
tauschirten Ornamenten geziert. Die Klinge trägt den 
Stempel von Toledo und die folgen- 
den Marken und Namen des Klingen- 
schmiedes Francisco Ruiz in Toledo, 

Um i 68 o* 

805- Prunkdegen, Der Griff zählt zu den be- 
deutendsten Kunstwerken der Eisenschneidekunst, Am 
Knaufe und am M itteleisen sind Kämpfe des Herkules 
dargestelit. Am Griffe und Faustschutzbügel graziös 
gezeichnete Frauengestalten und Putti, Die erst später 
eiiigestossene Klinge ist von Hortuno de Aguirre dem 
Jüngeren. Um 1650 . 

806, Degen, Die Fassung ist aus geschnittenem 
Eisen, der Handgriff aus geflochtenem Silberdraht, Am 
Knaufe ist der Kopf eines Mannes mit einem Lorbeer- 
kranze dargestellt. Auf der Klinge sind lateinische In- 
schriften eingeätzt. Um 16 S 0 * 

807. Kleiner Stecher mit Griff aus blankem 
Stahl und durchbrochen gearbeitet. Auf der Klinge 
liest man die Inschrift : »St Deus pro nobis« etc., ferner 
gewahrt man die Gestalt eines Helden nach einer un- 
deutlichen Inschrift jene Hanoi bals. Um 1650 . 

808, Ungarischer Säbel mit Montirung aus 
Messing sammt Scheide. Die steirische Klinge trägt 
die einst in Ungarn äusserst geschätzte Bezeichnung 
»FR1NGIA«* 

809. 810. Flinte mit einem Paar Pistolen 

von unvergleichlich schöner Eisenschnittarbeit auf den 
Läufen, Schlössern und Garnituren, Bez, »(Armand) 
Bongarde ä Dvsseldorp«, Am Laufe sowohl als am 
Kolbenhals findet sich das Rildniss des Herzogs Karl 



1 38 


Saal XXXIV. 


Leopold V. von Lothringen (1643—1670). Die Garnitur 
ist vermuthlich ein Hochzeitsgeschenk des Herzogs 
Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg an Herzog Karl 
Leopold gelegentlich dessen Vermählung 1678. 

811 . 812 . Flinte und ein Paar Pistolen von 
meisterhafter Eisenschneidearbeit an den Läufen, 
Schlössern und den Garnituren. Die zierlich gearbei- 
teten figuralen Reliefs liegen in vergoldetem Grunde. 
Auf den Läufen und den Kolben erblickt man das 
Bildniss des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden 
(1655—1707). Es ist diese Garnitur vermuthlich ein Ge- 
schenk Kaiser Josefs I. an den Markgrafen für seine 
Mitbetheiligung an der Eroberung von Landau. Die 
Arbeit des Eisenschnittes ist vermuthlich von der Hand 
des berühmten Graveurs und Medailleurs Philipp 
Christof Becker zu Coblenz (1676—1743). 

Auf den beiden Gestellen links befinden sich 
Pulverflaschen und Pulverhömer von verschie- 
denen Formen, darunter sind hervorzuheben 

814 . 815 . Artilleriepulverflaschen, letztere 
venetianisch, 17. Jahrhundert. 

Zwischen den Fenstern. 

822 . Stefan Fadinger, Bauernanführer. (Gest. 
1626.) Reiterschwert mit geflammter Klinge, hölzerner 
Keule und Fahne. Letztere zeigt hübsche Stickerei auf 
Leinwand von Bauernarbeit, ferner die Inschrift: »Das 
wolt Got Fater Son und heiliger Geist, der den Weg 
zum Himel bereit.« Diese drei Stücke kamen auf 
Befehl Kaiser Franz I. aus dem Archive zu Linz in 
die Sammlung. 


Periode der Neuzeit. 


i39 

823 . Moriz Prinz von Oranien (1567—1625). 
Helm, Achseln, Arm zeug und Schösse eines geschwärz- 
ten Reiterharnisches von c. 1610. Das Bruststück ist 
aus Holz gefertigt. 

824 . Ganzer blanker Feldharnisch mit ge- 
schobener Brust und Schössen. Um 1610. 

825 - Halber geschwärzter Reiterharnisch 

ohne Schösse. Um 1610. 

Im Kasten III, vor dem Fenster. 

826 . Ungarischer Säbel sammt Scheide mit 
Silber montirt. Die Klinge, in Goldtausia geziert, trägt 
türkische Inschriften. 

827 . Karl Alexander Herzog von Lothrin- 
gen. (1712— 1780.) Degen, Knauf, Bügel und Stichblatt 
sind von Gold. Auf der oberhalb blau angclaufenen 
Klinge erblickt man die Lilien der Bourbons, am An- 
sätze den Namen des Pariser Sch wert fegers Boutifar. 

828 . Sabel. Der Griff von Schildpatt ist mit 
Messing montirt. Auf der Klinge sind an einer Seite 
die Namen sämmtlieher ost- und weströmischen Kaiser, 
auf der andern die der deutschen Kaiser bis auf Leo- 
pold L, nebst deren Geburts- und Sterbejahr, dann der 
Regierungsdauer eingeätzt. 

829 . Schwert mit Kalenderklingc. Der Griff 
von Horn wurde erst in späterer Zeit beigegeben. In der 
Mitte der Klinge ist ein Kalender, zu beiden Seiten 
desselben eine Bordüre mit den Wappen der deutschen 
Rcichsstände eingeätzt. 

830 . Ungarischer Säbel mit eingeätzter latei- 
nischer Inschrift auf der Klinge. 


140 


Saal XXXIV. 


831. Infanterie-Officierssäbel mit geätzter, 
gebläuter und theils vergoldeter Damaskklinge. Um 
1840. 

832. Flinte. Der Lauf ist in Eisen geschnitten, 
mit Arabesken und figuralen Motiven, ebenso das 
Schloss. Der Schaft ist in Silber eingelegt und gravirt. 
Unterhalb der Schwanzschraube erscheint das Brust- 
bild Karls VI. in jugendlichem Alter. An der An- 
schlagseite des Kolbens ist eine Reiterschlacht mit 
Trophäen dargestellt. Auf der Schlossplatte ist der 
Meistername »Gruche ä Paris« eingravirt. 

833. Ein Paar Pistolen mit geschnittenen 

Läufen und Schlössern mit Schnapphahnbatterien. 
Die Schlossplatten sind bezeichnet: »Pentermann 

Utrecht«. Die Beschläge sind gleichfalls von geschnit- 
tenem Eisen. 

834. Schabracke von rothem Tuch, mit reicher 
Hochstickerei in Gold mit dem Namenszuge der Kaise- 
rin Maria Theresia, angeblich von dem Reitzeuge 
dieser Regentin stammend. 

835. Ein Paar Pistolen. Die Schlösser tragen 
den Meisternamen »Bizouard ä Marseille«. Die schönen 
Damaskläufe sind mit erhaben geschnittenen Kriegs- 
trophäen geziert, zwischen welchen die verschlungenen 
Buchstaben P • R in Gold tauschirt sichtbar sind. Die 
Schäfte von Nussbaumholz sind reich mit Gold und 
Silber ausgelcgt und sowohl die Kolben als die 
Schlossplattcn mit Brillanten besetzt. Diese Pistolen 
sind ein Ehrengeschenk des Bey von Tunis an Se. Ma- 
jestät Kaiser Franz Josef I. 1S57. 

836. Fahnenspitze, vergoldet, mit eingravirten 
lateinischen Inschriften und den Darstellungen der 


Periode der Neuzeit* 


4 


Wappen von Ungarn, der Palffy ab Erdöd und des 
heiligen Adalbert. Sie stammt von einer Fahne des 
Infanterieregiments Leopold Graf Palffy vom Jahre 1744. 

837 * Karl Alexander Herzog von Lothrin- 
gen. (1712—1780.) Marschallstab. Der Kopf von ge- 
schnittenem Jaspis ist reich mit Brillanten besetzt. 
Oberhalb zeigt sich das Mmiaturporträt der Kaiserin 
Maria Theresia als Witwe. Um 1770. 

838 . Kaiser Franz I. (1708 — 1765). Marschall- 
stab mit Knopf aus Gold, mit Brillanten besetzt. Um 1750. 

839 . Ein Paar Pistolen mit Namen __ 
und Marken von Joh. Jakob Kuchenreuter 
in Regensburg. 

840 . Ein Paar Taschenpistolen. Die 

Läufe tragen die Marke des Nicolaus Bis, die 
Schlösser bez. »Malliar« 

841 . Ein Paar Pistolen mit geschnittenen 
Läufen von Beckers In Mastricht. 

842 Kleiner Hofdegen mit schönem in Gold 
eingelegten Emailgriffe. Die Klinge ist geätzt und ver- 
goldet von der Hand des Aetzmalers am Degen Nr. 804 
(Kasten II). 

843 Ein Paar Pistolen mit geschnittenen 
Eisentheilen von Aubers in Luneville. 

844 . Ein Paar Pistolen. Die italienischen 
Läufe bez. »COMA«, die Montirung ist von Paul Poser 
in Graz. 



An der Säule gegenüber der W and II. 

845 . Sattel mit gebläuten Stegen, vergoldeten 
und versilberten Verzierungen. Der Bezug ist neuere 
Arbeit. 



42 


Saal XXXIV. 


846 . Kaiser Mathias. (1557 bis 1619.) Prunk- 
harnisch 3 vergoldet, theils versilbert, mit getriebenen 
Ornamenten und üguralen Emblemen eil rellef geziert. 
Die Brust zeigt noch eine Vorrichtung für einen 
schwachen Rüst haken. Die Ausstattung, nicht unschön 
und stilvoll, ist auf Effect berechnet. Deutsch, um 1590. 

847 . Feldsattel, mit getriebenen Stegen ge- 
schwärzt, die Ornamente in Gold bemalt, lim 1600. 

Oberhalb an der Decke hängend, 

Fahne des Franz Räkoczy IL (1671 —1735) aus 
ehemals blauem Seidenstoffe mit dem Rdkoczy 'sehen 
Wappen, über welchem folgende Buchstaben zu lesen 
sind: »FR' de - F • V • C * R * H ■ S • D * et * T • P«, 
das ist Franc iscus Rdkoczy de Felsö-Verdacz, Co hör- 
dum Regni Hungariae supremus Dux et Transylvaniae 
Princeps. 

Wand III. 

Unterhalb längs der Wand. 

848 . Partisane der Leibwache des römischen 
Königs Ferdinand IV. (1633—1654.) 

849 . Karl IL, Herzog von Lothringen. 
{1543—1608.) Halber schwerer geschwärzter Harnisch. 
Die italienische Sturmhaube wiegt 67, die Brust 11*2 
Kilogramm. Um 1600. 

850 . Erzherzog Ferdinand Karl von Tirol. 

{162S— 1662.) Halbe Rüstung eines Knaben, Gebläut 
und mit der an der Brust ausgeschabten Inschrift: 
»LEGES ■ VRBAN1TATIS.« Nach dem Invemarc von 
iö63 im Jahre 1641 geschlagen. 


Periode der Neuzeit. 


i 43 


851 - Gemeine Pike, wie Nr. 760, 763 und 772* 

852 - Andreas von Oesterreich, Cardinal, 
(155S — 1600,) Schwere Reiterrüstung aus dem Anfänge 
des XV II, Jahrhunderts. 

853 , Partisane, wie Nr. 848, 

854 , Halber blanker Harnisch mit Riffelungen 
und eingehauenem Blumenornament. Um 1590. 

855 , Partisane, wie Nr. 848 und 853, 

856 - Adolf Graf Schwarzenberg, kais, Gene- 
rallieutenant, (1547 — 1600.) Halber Harnisch, mit Hoch- 
ätzung geziert und reich vergoldet. Um 1590. 

857 , Gemeine Pike, wie Nr. 760, 763, 772 und 851. 

858 , Adolf Graf Schwarzenberg, Harnisch“ 
fragment, zur Garnitur des Harnisches Nr, 856 gehörig 
und mit selbem gleich ornamentirt. Auf der Brust 
zeigt sich ein Kugelloch, Am oberen Brustrande findet 
sich das Wort POMPE, Vielleicht die Signatur des 
Mailänder Waffenschmiedes Pompeo della Chiesa. 

859 . Fragment eines Harnisches, mit ge- 
ätzten und vergoldeten Emblemen geziert, mit weichen 
Trophäen dargestellt sind. Um 1600. 

860 . Halber Harnisch mit gepunzten und ver- 
goldeten, zum Theil auch tauschirten Ornamenten und 
figuralen Emblemen. Am oberen Brustrande erblickt 
man einen Thurm eingestempelt, der das Zeichen des 
Piccinino ist, sich aber auch auf Castilien beziehen 
könnte. Um 1600. 

861 , Erzherzog Ferdinand Karl von Tirol, 

(1628—1662,) Gebläutes Brust- und Rückenstück mit 
gerissenen Strichen, Um 1610. 

862 . Gemeine Pike, wie Nr. 760, 763, 772, 
851 und 857. 


144 


Saal XXXIV. 


863 . Halber schwerer geschwärzter Har- 
nisch. Um 1600. 

Oberhalb an der Wand hängt eine französische 
Fahne von blauer Seide, mit den gekrönten bour- 
bonischen Lilien in Applicationsarbeit, um 1700. Dar- 
unter auf den Consolen liegen geschwärzte Morions, 
mit blanken Lilien geziert. Sie stammen vermuthlich 
aus dem Heere, welches Erzherzog Leopold V. 1611 
Kaiser Rudolf zu Hilfe sandte. 

Im Kasten IV. gegenüber der Wand. 

864 . Ein Paar Pistolen mit gebläuten und in 
Gold tauschirten Läufen von Caspar Zellner in Wien. 

865 . 866. Carabiner und ein Paar Pistolen. 
Die schön geschnittenen Läufe von Rosendamask 
zeigen einen türkischen Stempel. Das Beschläge ist 
reich vergoldet, die Kolben der Pistolen sind mit 
kleinen Brillanten besetzt. Geschenk des Sultans 
Mahmud II. (1785—1839) an weiland Se. Majestät den 
Kaiser Franz I. 

867 . Flinte mit glattem, unverzierten Laufe. 
Auf diesem, wie auf dem mit durchbrochenen Gold- 

auflagen gezierten Laufe zeigt sich die Marke 
Agg? des Diego Ventura, darunter »en Madrid 1722«. 
Der Schaft ist mit Schildpatt belegt und mit 
eingelegten Goldemblemen und Cameen ge- 
ziert. Am Kolbenschuh erblickt man den öster- 
* V.| reichischen Bindenschild und eine Apotheose 
Karls VI.; unterhalb die Ansicht von Neapel. 

868. 869 . Zwei Büchsen mit gezogenen 
Läufen und ein Paar Pistolen. Die Läufe tragen die 


Periode der Neuzeit. i ^5 

Inschrift: »Georg Keiser Alt, 84 Jahr 1781 .« Die ge- 
schnitzten Schäfte sind mit Silber beschlagen. 

870 bis 874- Fünf Seitengewehre ans dem 
Nachlasse weiland Sr, Majestät des Kaisers Ferdinand L, 
und zwar: ein Infanterie-Officierssäbel, ein Infanterie- 
Officiersdegen, Vorschrift 1837 , ein Civil traue rdegen, 
ein zweiter Officiersdegen, endlich ein Gfficierssäbel, 
Vorschrift 1851 , mit Damaskklinge. Letzterer wurde, wie 
die Inschrift auf der Klinge besagt, von weiland Ihrer 
Majestät Kaiserin Maria Anna nach dem Ableben Kaiser 
Ferdinands 1875 an den Oberstkämmerer Fe kl zeug- 
meister Franz Grafen von Crenneville zum Zeichen be- 
sonderer Anerkennung als Geschenk auf Lebensdauer 
verehrt und von diesem kurze Zeit vor bessern Ableben 
der Sammlung zum immerwährenden Andenken über- 
geben. 

875. Officiersdegen, 876- Kürassiersäbel, 

Vorschrift 1837 , von Sr. Majestät dem Kaiser Franz 
Josef L als Erzherzog geführt. 

877 Handgranate von Gusseisen, mit Spreng- 
zündung durch Metallkapseln, Auf derselben steht 
mit Tinte geschrieben: »Verona, Deeember i863.« 

878- Ein Paar Pistolen* Die schönen Damask- 
läufe tragen den Namen des Laufschmiedes Kütsehük 
Ali in türkischen Lettern. Die Montirung ist von Leo- 
pold Becher in Karlsbad, Auf einem Plättchen findet 
sich ein Bischofsstab eingravirt, das Wappenbild des 
Bist bums Eichstätt. 

879. Ein Paar Pistolen mit schöner Montirung 
in vergoldetem Messing von Felix Meier in Wien. 

880. Ein Paar Pistolen mit geschnittenen 


ro 


Saal XXX LV. 


146 

Läufen und mit Silber eingelegten Schäften, bez, » La 
Marre ä Paris«, 

831 Ein Paar Pistolen mit reicher Ausstat- 
tung in Eisenschnitt, Silbereinlage und Vergoldung. 
Die Flintenschlösser besitzen Schnapp ha hnbatterien, 
bez. »Bongarde ä Düsseldorf«, Um 1680. 

882 - Flinte mit meisterhaft geschnittenen, theil- 
weise in Gold tauschirten Arabesken und mythologi- 
schen Darstellungen geziert. Der Fladerschaft ist reich 
mit Silber eingelegt, bez. »Chasteau ä Paris«, 

Wand IV. 

Unterhalb, längs der Wand. 

88 3 * Michael Apafi II,, Fürst von Sieben- 
bürgen, (1677—1713.) Panzerhaube und Panzerhemd 
von der unter den ungarischen Panzerreitern üblichen 
Form. Das Scheitelstück zeigt schönes Niello, die 
Panzerringe sind aus verzinntem Kupferdraht. 

884 . Gemeiner Fahnenspiess, Der Schaft 
ist neueren Datums. 

885 . Erzherzog Ferdinand Karl von Tirol. 

(162S— 1662.) Brust mit Rücken nebst ungarischer 
Sturmhaube von Kupfer und versilbert, 1650 ge- 
schlagen, 

886. Brust- und Rückenstück, geschwärzt. 
Um 1660. 

887 . Haube und Drahthemd eines ungari- 
schen Panzerreiters, XVII. Jahrhundert. 

888- Haidukenrüstung sammt Rundschild 

mit gepunzten und vergoldeten Blattornamenten auf 
schwarzem Grunde. 


l’eriode der Neuzeit. 


‘47 

889 . Ungarische Rüstung eines Knaben, 
blank, mit geätzten und vergoldeten Strichen* 

890 . Kaiser Josef I* {1678—1711,) Ungarische 
Rüstung, bestehend aus einer Zischägge, Brust- und 
Rückenstück gepunzt und vergoldet. 

891 Oberstens - Partisane aus der Zeit des 
Kaisers Karl VI, 

892 . Halbe Rüstung aus Weissbiech mit mes- 
singenen Mäanderverzierungen. Diese Blechrüstung 
wurde gefertigt, um dem Erzherzoge Maximilian Franz, 
späteren Kurfürsten von Cöln (1756—1801), im Jahre 1770 
beim Ritterschläge des deutschen Ordens zu dienen. 
Besonderen Werth für jeden Oesterreicher erhält diese 
unscheinbare Klempnerarbeit aber dadurch, dass einer 
der grössten Heerführer Oesterreichs, Erzherzog Karl, 
in dieselbe gekleidet, gleichfalls zum Ritter des deutschen 
Ordens geschlagen worden ist. 

893 . Drei Fahnen des kaiserL russischen 
Kexholm 'sehen Grenadierregiments Kaiser Franz L, 
welche gelegentlich des am n, Juli 1860 im Lager zu 
Krasnoe-Sdo begangenen 150jährigen Errichtungs- 
jubiläums dieses Regiments und Verleihung neuer 
Fahnen an dasselbe von weiland Sr, Majestät dem 
Kaiser Alexander II. Sr. Majestät dem Kaiser Franz 
Josef I. als dem obersten Regimentschef am 3 . August 
1860 zum Andenken überreicht wurden. 

894 . Estandarte des kaiserL mexikanischen 
Garde husaren- Regime nies, welche von dem Obersten 
dieses Regiments von Mexiko zurückgebracht und am 
10. November 1867 Sr. Majestät dem Kaiser ehrfurchts- 
voll überreicht wurde. Das schöne Fahnen band, von 
Ihrer Majestät der Kaiserin Carlotta dem Regimen te 

10* 


Saal XXXIV. 


148 

gespendet, führt die Aufschrift: »Wo die Adler glän- 
zen, folge der Ruhm«, auf der Kehrseite: » Carlo ta 
Emperatrix«. 

An der Säule gegenüber der Wand. 

895 . Kaiser Josef II. (1741 —1790.) Vollstän- 
diges Reitzeug ungarischer Form, welches derselbe als 
jüngerer König von Ungarn 1748 benützte. Der Sattel- 
bock ist mit blauer si 1 berge st ickter Decke bedeckt. 
Alle Riemen sind aus blauem Chagrinleder mit Silber- 
beschlägen. 


SAAL XXXVI. 


Sammlung von Turnier waffen 
und Turniergegenständen. 

Rechts vom Eingänge beginnend und den Raum vollständig 
umschreitend. 

Unterhalb längs der Wand. 

896. Schwere Stechstange mit Krönig. Die- 
selbe besitzt e»ne Länge von 4-52 Meter und 17-9 Kilo- 
gramm Gewicht. Sie stammt aus dem Besitze des Erz- 
herzogs Ferdinand von Tirol. 

897. Gasparo Fracasso, Gesandter Mailands 
am deutschen Kaiserhofe. (Gest. ca. 1510.) Italienisches 
Stechzeug für das alte welsche Gestech, mit vielen 
gravirten und vergoldeten Emblemen. Darunter finden 
sich die Thaten des Herkules, Kampfscenen, ferner 
zwei einen Baumstamm entzweireissende Hände, 
weiters drei verschlungene G als Mono- 
gramm und wiederholt die Aufschrift »Sig- 
nore Frachasso«. Auf Helm und Brust 
findet sich die gleiche Marke wie auf dem 
Harnische Philipps des Siegreichen Nr. 2 
und Robertos von Sanseverino Nr. 3 (Saal XXV), wo- 
mit die Werkstätte der Missaglia festgestellt ist. Nach 
dem Alter des Stechzeugs um 1480 könnte sie nur von 



Saal XXXVI. 


i 5 o 

der Hand Antonios gefertigt sein. Der Stechzeug ist 
in den ältesten Inventaren von 1583 etwas ungenau 
einem Herzoge von Mailand zugeschrieben gewesen, 
in den späteren trat eine willkürliche Zuschreibung 
an einen Edlen Gambacorta auf, die gegenwärtig 
richtiggestellt wird. 

898- Sogenannte geblendete Rossstirne. l ) 

Auf dem Stirnschilde zeigt sich eingeätzt der ein- 
köpfige Adler mit den Wappen von Ungarn, Böhmen, 
Burgund und Oesterreich im Herzschilde* Um 1530, 

899- Vollständige Rennzeugausrüstung, 
bestehend ans dem Rennhute, dem Stahlbarte, der 
Rennbrust mit Rüst- und Rast hake 11 zum Einlegen 
der Rennstange, dem Rücken, Bauchreifen mit den 
Schössen, der an die Brust geschraubten hölzernen 
belederten Renntartsche, den Dilgen zum Schutze der 
Schenkel, endlich dem Brechschilde (Garbeisen), wel- 
cher ähnlich wie eine Brechscheibe an die Rennstange 
befestigt wurde und den rechten Arm schützte* Um 1480. 

900 Vordertheil eines Schurzes von einem 
Harnische für den alten deutschen Fusskampf. 

901. Turnierstange. 

902. Kaiser Maximilian I. (1459^1519.) 
Deutscher Stechzeug mit durchbrochenen Bordüren in 
spätgothischem Stile, von besonderer Schönheit der 
Zeichnung. Ebenso ist auch die Treibarbeit bewun- 
dernswerth. Zu beachten ist das Helmfenster an der 
rechten Helmseite, das sonst nur an welschen Zeugen 


J ) Die Rosse der Stecher und Renner waren häufig 
geblendet (plendt vnd thört), um das Ausbrechen derselben 
im Momente des Anpralles zu verhindern. 


Sammlung von Turnier Waffen u. -Gegenständen. \ 5 j 

getroffen wird, sowie die Vorrichtung zur Befestigung 
der Helm zier (Zimier). 

903. Streiftartsche, blank und gekehlt. Sie 
diente beim Rennen und auch im Felde gleich den 
Dilgen zum Schutze der Oberschenkel des Reiters. 

904. Bruststück von einem Rennzeuge mit 
mechanischer Vorrichtung für das sogenannte »ge- 
schift Tartschenrennen«, einer Gattung des Turniers, 
bei welchem der gelungene Stoss des Gegners die 
Wirkung hatte, dass eine an der Brust des Getroffenen 
befestigte Tartsche in mehrere segmentförmige Stücke 
sich theilte, welch" letztere, von Federkraft getrieben, 
über den Kopf des Trägers hin wegflogen. Um 1480. 

905. Rennzeug zum Scharfrennen, Die Tartsche 
und die Dilgen, sowie die Stirnschildchen sind abgängig. 

906. Bemalte Turnierstange. 

907- Blanker Helm von einem Harnische für 
das neue Geste eh. Um 1540. 

908. Schwerer Turnierhelm für den Fuss- 
kampf. Das Scheitelstück ist so umfangreich, um den 
Kopf des Kämpfenden vor den Kolbenschlägen des 
Gegners möglichst zu sichern. Um 1490, 

909. Blanker Helm von einem Harnische für 
das neue Gestech. Um i^So. 

910. Stechsack aus roher Leinwand, mit Stroh 
gefüllt. Derlei Polster wurden an die Brust der Turnier- 
hengste zu dem Zwecke befestigt, damit sich die ge- 
blendeten Thiere beim zufälligen An pralle aneinander 
nicht verwundeten. Das Object ist Unicum. 

911. Rennstange* 

912. Rennzeug zum Scharf rennen, ohne Tartsche, 
mit geblendeter Rossstirne. Der Renn zeug ist gekehlt 


152 


Saal XXXVI. 


und mit Schwarzätzung im Stile der Frührenaissance 
geziert. Der Spruch »Jhesus antem transiens etc.« 
(Lucas IV, 3o) auf der Brust deutet darauf, dass der- 
selbe im Besitze Philipps I. des Schönen gewesen ist. 
Um 1500 . 

913. Rennbrust mit mechanischer Vorrichtung. 
Sie diente zu einer Art des Turniers, welche man das 
Rennen »hinter dem Bund« (Bundrennen) nannte. 
Ueber dieselbe wurde die schwere hölzerne Renn- 
tartsche befestigt, welche das Ziel der Stösse bildete. 
Der an der Brust befindliche complicirte Mechanismus 
hatte im Falle eines gelungenen Stosses auf den 
Gegner die Wirkung, dass die Renntartsche sich von 
der Brust löste und von starker Federkraft geschnellt 
hoch über den Kopf des Trägers wegfiog. Um 1480 . 

914 Streiftartsche ähnlich wie 903, nur ge- 
schwärzt. 

915. Deutscher Stechzeug, blank und ge- 
kehlt. Man sieht an der vorderen Helm wand noch 
schwere Spuren von den Stössen des Krönigs. Um 1480 . 

916. Bemalte Rennstange von einem soge- 
nannten ungarischen Turnier. 1 ) 

Oberhalb erblickt man zwei Fahnen, jede mit 
der Darstellung einer That des Herkules. Sie dienten 
als Festfahnen bei den feierlichen Umzügen und alle- 

l ) Derlei ungarische oder hussarische Turniere waren 
am Hofe zu Prag, Pilsen und Innsbruck, aber auch am 
sächsischen Hofe um 1550 und bis 1560 beliebt und unter- 
schieden sich nur dadurch, dass die Stecher und Renner 
ungarisch costümirt erschienen. Die Ausrüstungen waren 
nur wenig verschieden von den gewöhnlichen. 


Sammlung vonTurnierwatfen u. -Gegenständen, i 5 3 

gorischen Vorstellungen, in Verbindung mit Tur- 
nieren, welche am Hofe des Erzherzogs Ferdinand 
von Tirol veranstaltet wurden. Es waren, entsprechend 
der Zahl der Thaten des Herkules, einst deren zwölf, 
gegenwärtig sind nur mehr sechs vorhanden. 

Zwischen den Stech- und Rennzeugen sind, auf 
niederen Böcken ruhend, kleine Sättel aufgestellt. Es 
sind die Sättel, welche hauptsächlich beim Stechen 
und Rennen gebraucht wurden. In Spanien nannte man 
sie Silla rasa, eine Bezeichnung, die auch um 1550 in 
Deutschland üblich wurde. Bei mehreren finden sich 
Reste des Pferdezeuges aus Rindsleder und gewöhn- 
lichen Hanfgurten. Ueber das Ganze kam die bemalte 
oder gestickte Decke, »der Sack«, der das Ross voll- 
ständig einhüllte. Selbst die Zügelriemen erhielten ein 
Gehänge von gleichen Farben. 

An der Säule gegenüber der Wand. 

917. Claude de Vaudrey, Rath und Kämmerer 
des Herzogs Karl des Kühnen von Burgund, (ca. 1450 
bis 1515.) Kaiser Maximilian 1. besiegte ihn im Fuss- 
kampfe zu Worms 1495. Blanker Harnisch zum alten 
deutschen Fusskampfe, mit geschobenem Kampfschurze. 
Arbeit um 1480. Das Inventar von 1596 sagt über 
diesen Harnisch: »darynnen er (Vaudrey) 
mit dem alten kayser Maximilian khempfft 
hat.« Auf dem Oberarmzeuge findet sich 
die nebenstehende Marke. Sie dürfte einem 
der beiden Mailänder Plattner, der Brüder 
Francesco oder Gabrielle de Merate angehören, welche 
sich später auch (1495) in Burgund in der Stadt Arbois 
etablirten. 



Saal XXXVI. 


jf>4 


Wand IL 

Im Kasten I vor dem Fenster. 

918 bis 923. Verschiedene Sorten von Spiess- 
eisen. Darunter sind Nr, giB und 920, ferner gzz 
Renneisen, 91g ist ein Turnierspi esseisen f 921 und 92 3 
sind Krönige für das alte Gestech. 

924 bis 927* Vier Tartschen für das Real- 
gestech, theils schwarzgeätzt, theils geätzt und ver- 
goldet. ’) Sie wurden am Bruststücke und der linken 
Achsel angeschraubt und dienten als Ziel der Stosse. 
Nr. 925 gehört einer Harnischgarnitur an, zu welcher 
auch der schone Harnisch Nr. 397 (Saal XXVIII) zählt. 
Er ist, wie dort erwähnt, von dem Augsburger Platt- 
ner Matthäus Frauenpreiss. Auch die nebenstehende 
Tartsche Nr. 924 dürfte aus dessen Werkstätte stammen. 

928 bis 93 L Vier Harnischhauben (Harnasch- 
haube), welche zum Schutze des Kopfes unter den 
Stechhdmen getragen wurden. 2 ) Derlei Hauben zählen 
zu den grössten Seltenheiten. 

932- Modell eines Harnisches für den 
d e utsch en F us skamp f mit sch war zg eät z te n Striche n . 

Das Realgestech kam von Italien aus um 1545 nach 
Deutschland, als das alte deutsche Gestech und damit die 
schweren Stechzeuge in Abnahme kamen. Die giuerförmigen 
Auflagen dienten dazu, damit der Krönig beim Stosse nicht 
abgleite. 

?) Zum bequemen Richten der Haube wurden die 
seitlich angebrachten Lederriemchen durch die entspre- 
chenden Locher an den Wänden des Stechhelmes gezogen 
und ausserhalb gebunden. 


Sammlung von Turnierw affen u. -Gegenständen, i 5 5 

Innen befindet sich noch die originale Figurine, aus 
Holz geschnitzt und bemalt. Um 1550. 

933. Ein Paar Turniersporen. 

934 bis 939. Sechs Sorten von Rennspiess- 
eisen. Nr. g36 ist in Schwarzätzung geziert. 

940 bis 943. Sechs Tartschen für das 
Realgestech. Nr. 940 und 941 gehören zu der Har- 
nischgarnitur, zu welcher auch die Harnische Nr. 485 
(Saal XXIX) zählen. Um 1580. Nr. 943 gehört zur 
Garnitur, von welcher ein Harnisch unter Nr. 398 
(Saal XXVIII) vorhanden ist. 


Zwischen den Fenstern. 

944. Italienischer Stechzeug mit Rüst-, aber 
ohne Rasthaken rückwärts . ] ) Armzeuge und Bein- 
taschen sind abgängig. 

945. Deutscher Stechzeug mit gekehlten 
Streifen. Um 1480. 

946. Deutscher Stechzeug mit an dem origi- 
nalen Stricke aufgebundener Stechtartsche. Um 1500. 
Oberhalb an den Consolen befinden sich eiserne Larven, 
theils in natürlicher Fleischfarbe, theils schwarz be- 
malt und mit Resten von Schnurrbärten aus Rosshaar. 
Sie dienten als Visiere an den ungarischen Kappen bei 
den bereits erwähnten »hussarischen Turnieren«. 

J ) Beim italienischen (welschen) Gestech bediente man 
sich weit leichterer Stechstangen wie beim deutschen, wes- 
halb die Nothwendigkeit entfiel, denselben rückwärts einen 
Widerhalt zu bieten. 


1 56 


Saal XXXVI. 


An der Säule gegenüber der Wand* 

947, Schwerer Stechsattel für das gemeine 
deutsche Gestech, mit hohen eisernen Vorder- und 
ohne Hinterstege. 

948- Harnisch zum deutschen Fusskampf. 

In den Formen ähnlich wie Nr. 917 und auch von 
wenig jüngerem Alter. Er ist ganz mit Blattgold über- 
zogen* Die ältesten Inventare nennen keinen Besitzer 
dieses Harnisches, in jenem von i663 wird dabei be- 
merkt* »Kinigsfelder genannt«, ln späteren Inven- 
tare n wird er ohne jeden Beweisgrund 
einem Sigmund von Königsfdd zuge- 
schrieben* In Wirklichkeit dürfte er 
aus der Harnischkammer Maximilians L 
stammen* Er trägt das nebenstehende 
interessante Plattnerzeichen der kaiserl. 
Werk stätte der bereits genannten 
Gebrüder Merate zu Arboii in Bur- 
gund. Um 1495. 

949 Schwerer Stechsattel, wie Nr* 947. 
950. Kaiser Maximilian II* Harnisch zum 
deutschen Fusskampf. Blank mit breiten geatzten und 
vergoldeten Strichen und anderen Verzierungen. Er 
trägt am Schurz die Jahrzahl 1550. Die Zuschreibung 
ist aus dem Musterbuche eines unbekannten Harnisch- 
ätzers constatirt, in welchem der Harnisch genau ab- 
gebildet und erwähnt ist, dass derselbe von 
Matthäus Frauen preiss geschlagen wurde. 
Nachdem sich auf diesem Harnisch die .Meister- 
marke findet, so sind dadurch die Arbeiten dieses 
Meisters (siehe Nr. 397, Saal XXVIII) sichergestellt. 





S a m m 1 u n g vo n Tu rni er wa ffe n u . -G ege nständen. i 5 j 

Im Kasten II vor dem Mittelfenster. 

951. Kübelhelm mit Zimier eines Angehörigen 
der steirischen Familie Prankh, Der Helm zum Feld- 
und Turniergebrauch ist aus dem XIV. Jahrhundert. 
Das Zimier (Helm zier) besteht aus zwei vergoldeten, 
mit Kämmen ausgestatteten Hörnern aus Holz, mit 
Leinwand und Leder überzogen. Es ist um nahezu 
ein Jahrhundert jünger. Das Object stammt aus der 
Kirche des Chorherrenstiftes Seckau, 

952 Grosser Helm für das Kolbenturnier zu 
Ross aus der Mitte des XV. Jahrhunderts. Er besteht 
aus einem eisernen Gerippe, welches mit gesottenem 
Leder übezrogen ist. Die Oberfläche zeigt noch Spuren 
von Bemalung. Das Gesicht ist durch ein starkes Eisen- 
gitter gedeckt. Am Scheitel erblickt man die Vorrich- 
tung zur Befestigung des Zimiers. 

Auf dem pultförmigen Untergestell sind soge- 
nannte Frauengünste oder Faveurs aufgelegt. Es 
sind dies theils Abzeichen von Damen gespendet, 
welche von den turnierenden Herren getragen wurden, 
theils Geschenke als Anerkennung für die im Turnier 
bewährte Tüchtigkeit. 

953. Schärpe aus weisser Seide mit Soutache- 
Stickerei und mit Perlen und Granaten besetzt. Im 
Grunde findet sich das Monogramm F und ANA ver- 
schlungen eingestreut. Es ist jenes Kaiser Ferdinands J. 
und der Königin Anna (1503—1547}, 

954. Aermel von weisser Seide in reicher Hoch- 
stickerei in Gold, 

955 Decke für die Achsel aus rothem Sammt 


i 58 


Saal XXXVI. 


mit dem eingestickten Monogramm der Philippine 
Welser: P H. (Gest. 1580.) 

956. Stirnkranz (Schappei) von Passementerie- 
arbeit in Gold mit Rosetten. 

957. Decke für die Achsel. Netzstickerei von 
Gold auf schwarzem Grunde, mit einem eingenähten 
Herz. 

958 Schleier mit reicher Passementeriearbeit 
in Gold. . 


In der Mitte des Saales, zwischen den Säulen. 

Auf einem Gestelle sind zwei Stech- und eine 
Rennstange aufgelegt, welche unter besonderen und 
seltenen Umständen im Turnier gebrochen waren und 
deshalb zum Andenken aufbewahrt wurden. Eine 
Nachricht, bei welcher Gelegenheit dies geschah, hat 
sich nicht erhalten. 

959. Rennstange, zunächst der Brechscheibe 
gebrochen. 

960- Stechstange, blau und weiss bemalt, viel- 
leicht Wilhelms von Baiern, dreimal gebrochen. 

961. Stechstange, einmal gebrochen. 


Zwischen den Fenstern. 

962. Vollständige deutsche Stech- 
Hjr zeugausrüstung mit geblendeter Rossstirne. 
ww% Marke. 

963. Deutscher Stechzeug, ohne Tartsche. 

964. Deutscher Stechzeug, vollständig, mit 
Tartsche und geblendeter Rossstirne. 

Oberhalb auf den Consolen finden sich eiserne 
Larven in analoger Anordnung wieauf der andern Seite. 


Sammlung von Turnier waffe n u, -Gegenständen. 1 59 


Im Kasten III vor dem Fenster. 

Zunächst auf den beiden Etageren finden sich 
wieder verschiedene Spiesseisen, darunter 

965 bis 970 Spiesseisen, darunter g6ö und 
96g Turnierspiesseisen, 967 Ringelrenneisen, 968 
und 970 Kronige. 

971 . Hölzerne Tartsche ungarischer Art für ein 
Kinderturnier. Dabei drei linksseitige Hentzen mit 
geätzten Strichen. Verstärkungsstücke für Harnische 
zum neuen Gestech. In der Mitte oberhalb 973 bis 
975 erblickt man vier Harnischhauben wie im Kasten 1 
(ge 8 — 93 i). Unterhalb ^ 

976 . Modell eines Rennzeuges, blank, mit 
schwarzgeätzten Strichen, ohne Rennhur, mit aufge- 
schraubter Tartsche. 

977 bis 981 Eine weitere Serie von Spiesseisen 
für verschiedene Turnierarten, darunter 97S Renn- 
eisen, die übrigen sind Ringelrenneisen, 

982 . Armstütze für eine Rennzeugausrüstung, 

983 - Ein Paar Sporen für das ungarische oder 
hussarische Turnier. Um 1550. Unterhalb erblickt man 
Hentzen. 

984 . Verstärkung für die linke Achsel zum 

Realgestech. 

An der Säule gegenüber der Wand. 

985 . Stechsattel. 

986 . K arl S churff v o n S chön w e rt, F reih err, 

Hauptmann zu Kufstein. (Gest, um 1628,) Blanker 
Harnisch für das neue wälsche Gestech über das Dill. 
Um 1580. 


6o 


Saal XXXVI. 


987. Stechsattel. 

988. Karl Schurff von Schönwert. Blanker 
Harnisch für das neue wälsche Gestech über das Dill. 
Um 1585. 

Wand III. 


Unterhalb längs der Wand. 

989. Rennzeug zum Scharf- 
TV rennen mit messingenen Rändern, Renn- 
Vy tartsche und rechtsseitiger Dilge. Um 1520. 

Marken. 

990. Tumierspiess. 

991. Deutscher Stechzeug. Die Helmwände 
sind stark in den Hals eingezogen. Am Rüsthaken er- 
blickt man das Andreaskreuz. Um 1480. 

992- Krönig mit bemalter Stange. Jüngste Form, 
um 1560. 

993. Rennzeug zum Scharfrennen mit allen 
zugehörigen Theilen. Um 1480. 

994. Tumierspiess mit bemalter Stange. 

995. Kaiser Maximilian I. (1459— 1519.) Stech- 
zeug von wälschen Formen, doch deutscher Arbeit. 

Die Stechtartsche ist zum Anschrauben, ähn- 
lieh wie beim Rennzeuge. Der Helm ist an den 
Seiten zu offnen. Um 1500. Der Meister mit 


w 


der Marke ist derselbe des Bruststückes bei 
Nr. 66 (Saal XXV). 

996. Erzherzog Ferdinand von Tirol. (1529 
bis 1595.) Rennzeug zum Scharfrennen mit geätzten 
und vergoldeten Strichen und dem Wappen des habs- 
burgischen Hauses. Derselbe ist nach dem Inventar 
von 1596 dem Herzoge August von Sachsen zuge- 


Sammlung von Turnierwaffen u. -Gegenständen. 1 6 1 

schrieben gewesen. Diese Angabe hat nur theilweise 
Richtigkeit. Es ist dasselbe, welches Kurfürst August 
durch seinen Hofplattner (vermuthlich Peter von 
Speyer) 1558 fertigen liess und dem Erzherzog als Ge- 
schenk verehrte. J ) 

997 . Tumierspiess. 

998 . Franz I., König von Frankreich. (1494 
bis 1547.) Einzelne Wechselstücke eines Harnisches 
für das sogenannte »wälsche« und das >Realgestech«, 
blank, mit geätzten und vergoldeten Emblemen. Der 
vollständige, diesem Könige zugeschriebene Harnisch 
war im Schlosse Ambras bei Innsbruck, derselbe wurde 
aber mit anderen Harnischen und Waffen franzö- 
sischer Herren 1806 auf Befehl Napoleons I. ent- 
nommen und nach Paris gebracht, wo er noch gegen- 
wärtig zu sehen ist. Nur die vor Augen befindlichen 
Stücke blieben zurück. Dieser Harnisch wurde 1542 
auf Befehl des Königs Ferdinand I. von dem Hof- 
plattner Jörg Seusenhofer geschlagen und war für 
Franz I. als Geschenk bestimmt. In Folge politischer 
Zerwürfnisse und des Todes des Königs wurde die 
Uebergabe an denselben verhindert.' * 2 ) 

999 . Zwei kleine Schilde für den italienischen 
Ringkampf in der Art des Giuoco del Ponte zu Pisa. 
Bezeichnet 1522. 

Die an den Wänden befindlichen Stücke sind 
zumeist in ähnlichen Formen bereits beschrieben wor- 


*) Gurlitt Corn. Deutsche Turniere, Rüstungen und 
Plattner. Dresden, 1889. 

2 ) D. D. Schönherr, Der Harnisch König Franz I. von 
Frankreich. Archiv für Geschichte Tirols, I, p. 84. 


1 1 


I Ö2 


Saal XXX VL 


den. Die zwischen gg6 und 997 oberhalb befindliche 
ungarische T artsehe wird im Vereine mit jenen an der 
Wand IV erklärt werden. Ganz oberhalb erblickt man 
zwei Fahnen mit Thaten des Herkules analog wie an 
Wand f. 

An der Säule, gegenüber der Wand, 

1000 - Johann Georg Markgraf von Bran- 
denburg -Jag erndorf. (1577—1624.) Ganzer Harnisch 
für das neue wälsche Gestech, über die Pallia, gebläut 
und mit breiten Ornamenten in Goldschmelz geziert. 
Derselbe trägt das Augsburger Beschauzeichen, Dabei 
das Schildchen einer Rossstirne mit dem Wappen des 
Markgrafen, Um 1600. 

Wand IV. 

Unter halb, längs der Wand, 

1001- Rennspiess zu einem hussarischen T urnier, 

1002 . Vollständiger deutscher Sfechzeug, 

1003 , Rennzeug zum Scharfrennen mit links- 
seitiger Ditge und Brechschi ld. 

1004 - Ringelrennspiess. 

1005 . Deutscher Stechzeug, gekehlt und ge- 
trieben ? ohne Beintaschen, Die neben- 
stehende Marke gehört vielleicht Lorenz 

§3 Helmschmied ln Augsburg. (Siehe Nr, 62, 
Ä Saal XXV.) 

1006 . Deutscher Stechzeug, gekehlt und ge- 
riffelt. 

1007 . Vollständiger Rennzeug zum Scharf- 
rennen mit gerissenen Strichen. 



Sa m ml u ng vo n T urn ier wa tte n u * - Geg enstä n da n . j 6 3 


1008^ Rennstange zu einem hussarischen 
Turnier. 

1009. Deutscher Stechzeug mit hochgeätzten 
Rändern im spatgoth Ischen Stile. 

1010h Ringelrennspiess mit gepicktem Schafte 
von seltener Länge. 

(Oll. Vollständiger Rennzeug zum Scharf- 
rennen, Am Rücken findet sich die Jahrzahl 1498 , 
ferner die nebenstehenden Marken, Erstere 
scheint die Beschaumarke von Landshut, 
letztere die des dortigen Plattners Franz 
Grossschcdl, der aber nicht der Verfertiger ist, son- 
dern nur die Neuzusammenstellung des Zeuges be- 
sorgte. 

1012 . Deutscher Stechzeug mit breiten Keh- 
lungen. 

1013- Vollständiger deutscher Stechzeug 

mit seichten Kehlungen. 

1014- Vollständiger Rennzeug zum Schaff- 
rennen, mit gravirten Verzierungen und Inschriften in 
spätgothis ehern Stile. Auf dem Rennhute liest man ; 
»Hilf heiliger Ritter Jorg.« 

1015. Ringelrennspiess mit einer seltenen 
Schaft länge von 5 ‘85 Meter. 

1 0 1 6 . D eutsch er Stechz eug, m it kräftig er T rei b- 
arbelt und Kehlungen geziert. Er trägt die 
Augsburger Be sc hau marke und das bel- 
stehende Zeichen, 

1017. Ringelrennspiess von seltener Länge 
des Schaftes, 

11* 




6 4 


Saal XXXVI. 


1018. Vollständiger Rennzeug. Er 

trägt die Marke des Adrian Treytz von Inns- 
bruck (dem Verfertiger des Bruststückes bei 
Nr. 66, Saal XXV). 

1019. Deutscher Stechzeug mit seichten Keh- 
lungen. 

1020. Vollständiger deutscher Stechzeug 

mit seichten Kehlungen. 

1021. Turnierspiess von einem hussarischen 
Turnier, bemalt. 

gg gj 1022. Vollständiger Rennzeug zum 

m ga Scharfrennen, mit seichten Kehlungen. Am 
Rennhute erscheint die Wiener Beschaumarke. 
1023. Deutscher Stechzeug, gekehlt und ge- 

t trieben. Die Beintaschen sind abgängig. 

Am Rückenstück findet sich die Augs- 
burger Marke, ferner ein Stechhelm wie 
bei Nr. 1016. 

1024. Rennstange von einem hussarischen 
Turnier, bemalt. 

Oberhalb an der Wand finden sich bemalte 
ungarische Sturmhauben (Zischäggen), darunter unga- 
rische Tartschen. Sic stammen aus dem Besitze des 
Erzherzogs Ferdinand von Tirol im Schlosse Ambras. 
Erstere sind grösstentheils Nachahmungen, letztere 
jedoch originalen Ursprungs. Im Inventar von 1596 
wird von ihnen 1 ) bemerkt: »so der wallach her- 

J ) Es waren damals deren neun. Die vorletzte in der 
Reihe zeigt das Gouachebild der Constantia. Eine spätere 
Beigabe aus der Zeit des Erzherzogs Ferdinand von Tirol. 




S a m mlu ng von T u rnier wa ffen u * -Gege nstiind e n , \ ö 5 

geschenkt hat. « l ) Alle diese Ausrüstungsstücke dienten 
bei den Turnieren und Festlichkeiten, welche der Erz- 
herzog veranstaltete, Be achte ns werth sind die heral- 
dischen Embleme auf den Schilden; so erscheint wieder- 
holt der »Krallenf!ug<c ? aber auch ein orientalisches, wie 
der »Dsü-l-fakär«, das Schwert Alis, des Schwieger- 
sohnes des Propheten, das mit zwei Klingen darge- 
stellt wird. (Wand III.) 

An den Capitälen erblickt man zwei Fahnen- 
blätter mit den Abbildungen von Thaten des Herkules, 
wie an Wand I und III. 


3 ) Damit ist Vlad IV, Tzepesch, auch Tzepelusch 
(Henker) Drakul Woyda, Woywode der Walachei von 1456 
bis 1462, bezeichnet, 

S) So bei dem hussarischen Turnier den 2. Mai 1557 
am Schlosse zu Prag, ferner bei den Hochzeitsfestlichkeiten 
den 14, Mai 1582 zu Innsbruck, wie gleichzeitige Abbit* 
düngen bezeugen. 


Man schreitet nun zurück und betritt vom Saale XXXI V 
aus das kleinere Gemach Saal XXXV 1 


SAAL XXXV. 


Sammlung orientalischer 
Waffen und Ausrüstungen. 

Rechts vom Eingänge beginnend und den Raum vollständig 
umschreitend . 


Im. Wandkasten I. 

Oberhalb. 

I bis 22. Eine Sammlung von Bogen- und 
Pfeilköchern. Die meisten derselben sind Beutestücke 
aus den türkischen Feldzügen von 1556 und 1566, nur 
die Nummern 7, 10, 18, 19, 20 und 22 datiren aus 
dem Feldzuge von 1684. Bemerkenswerth sind die 
prachtvoll ausgestatteten Pfeile, wie unter anderen bei 
Nr. 2, 4 und 5. Die Köcher Nr. 22 werden dem Gross- 
vezier Kara Mustapha (gest. i 683 ) zugeschrieben. — 
Unterhalb erblickt man türkische und arabische Bögen, 
ferner sogenannte Handpauken, wie solche jeder Reiter 
am Sattel führte. — 23 . Persische Feldflasche von 
cachirter Leinwand, vergoldet und mit schönen figu- 
ralen Darstellungen bemalt. — 24 . Köcher von 
grünem Sammt. Derselbe ist nicht orientalisch, wohl 


S am m l u ng ori ental . W a ffe n u nd Au sr ü s tu ngen. 167 

aber sind es die darin befindlichen T mit Hob und Bein 
eingelegten türkischen Pfeile, deren sich Erzherzog 
Ferdinand bei Schiessübungen bediente, — 25- Tür- 
kische Feldflasche von Leder, mit buntem Tuch 
benäht. 

Im Pulte. 

Von rechts nach links schreitend, 

26- Drei Paar türkischer Steigbügel, ver- 
schiedener Form. — 27, Türkischer Säbel mit Griff 
aus Horn, die Scheide ist mit Fischhaut überzogen. 
— 28, Türkischer Streitkolben aus gebläutem 
Eisen, in feiner Goldtausia geziert. — 29- Zwei tür- 
kische Handpauken, die eine mit Deckel in feiner 
Lackmalerei geziert. — 30- Handjar. Griff und 
Scheide von Silber sind mit Filigran geziert und mit 
Korallen besetzt. Auf der Klinge findet sich eine 
türkische Inschrift. — 31 Türkischer Streitkolben 
von Holz, mit ungemein feinen mosaikartigen Einlagen 
von Bein und Metallstiftchen. — 32. Dolch mit Griff 
aus Walrosszahn und mit Korallen besetzt, in ähnlich 
ausgestatteter vergoldeter Silberscheide in einem Fut- 
terale aus rothem gestickten Tuche. Wurde von wei- 
land Erzherzog Friedrich 1840 aus dem syrischen 
Kriege mitgebracht. — 33. Persischer Gürtel mit 
prachtvollen emaillirten Beschlägen. — 34. Theile 
eine s türkischen Reitzeuges von schwarzer Wolle, 
mit schönen vergoldeten und durchbrochenen Silber- 
beschlägen, die mit Türkisen und Korallen besetzt 
sind. — 35 . Sarazenischer Faustschild, angeblich 
von der Belagerung von Antiochia stammend. — 36. 
Türkische Copie. Der Schaft ist mit Silberblech 


1 68 


Saal XXXV. 


überzogen und gerautet. — 37. Leibgürtel eines 
Janitscharcn, aus vergoldetem Silberblech. — 38. Alte 
polnische Karabela. Der Griff ist mit Wallrossbein 
belegt. Auf der Klinge findet sich eine türkische In- 
schrift. Das Scheidenbeschläge ist mit Edelsteinen be- 
setzt. — 39. Soliman I., Grosssultan, Belagerer 
Wiens 1529. (1494 — 1566.) Rechte Armschiene mit 
Handschuh, in reicher Gold- und Silbertausia geziert. 

— 40 . Türkischer Dolch mit Griff aus Walross- 
bein und Damaskklingc. — 41. Zwei Handpauken, 
die eine mit metallenem Deckel. — 42 und 43. Zwei 
Streitkolben. — 44. Türkischer Leibgürtel von 
vergoldetem Silber durchbrochen und mit opakem 
Email geziert. — 45. Handjar. Der Griff von Silber 
ist reich geschnitten, die Scheide ist in Silber getrieben. 
Sowohl dieser als auch der Handjar Nr. 3 o sind 
Ehrengeschenke des Kaisers Nikolaus I. von Russland 
an Se. Majestät den Kaiser Franz Josef I. — 46. Drei 
Paar türkischer Steigbügel verschiedener Form. 

— 47. Türkischer Säbel. Der Griff von Bein ist 
mit Türkisen besetzt. Die Klinge besitzt eine türkische 
Inschrift in Hochätzung. — 48. Streitkolben von 
Eisen, emaillirt und theils vergoldet. 


Im Wandkasten II. 

Oberhalb. 

49. Panzerstecher mit Scheide, letztere lässt 
am Beschläge noch Spuren von Kaltemail erkennen. 
— 50. Ungarischer Säbel. Griff und Scheide sind 
mit Fischhaut überzogen. — 51. Ungarischer Säbel. 


Sammlung oriental. Waffen und Ausrüstungen, j 5g 

Griff und Scheide besitzen vergoldete Silberbeschläge, 
die mit Türkisen und Korallen besetzt sind. Auf der 
Klinge sind Verse aus dem Koran geätzt. — 52. Pan- 
zerstecher, ganz mit vergoldetem Silber montirt. 

— 53. Ungarischer Säbel. Der Griff ist mit Achat 
belegt. Auf der Klinge liest man die in Gold tauschirtc 
Inschrift: »Ma scha’ lläh.« (Alles nach Gottes Willen.) 

— 54. Polnische Karabela. Die Klinge besitzt eine 
türkische Inschrift. — 55. Ungarisches Schwert. 

— 56. Ungarisches Schwert mit alter Klinge. 
Derlei Schwerter wurden auch als Panzerstecher 
unter dem Sattelgurte geführt. — 57. Arabischer 
Rundschild von blankem Eisen mit feiner Verzie- 
rung in Goldtausia. — 58. Zischägge, Brust- und 
Rückenpanzer, nebst Rundschild einer orienta- 
lischen Rüstung mit vergoldeten Ornamenten und 
zahlreichen arabischen Inschriften. Auf der Zischägge 
findet sich der Name des Waffenschmiedes Ali. In 
dem Inventare von 1596 ist sie: »N künig zu Cuba in 
India« zugeschrieben, in den späteren ohne nähere 
Begründung Dragud Reis, König von Kairwan. (Gest. 
* 565 -) — 59. Persischer Dolch mit Grift' aus ge- 
schnittenem Walrosshorn. — 60. Persischer Dolch 
mit schön tauschirter Klinge. — 61. Türkischer 
Säbel. Auf der schönen Damaskklinge zeigen sich tür- 
kische Inschriften. — 62. Türkischer Säbel. Auf 
der Klinge liest man in türkischen Lettern die Worte: 
»O Siegspender.« — 63. Persischer Säbel. Der 
Griff ist von Elfenbein. Auf der schönen Damaskklinge 
liest man in goldenen arabischen Schriftzeichen : 
»Schah Sultan Hussein (reg. 1700—1722) aus der 
Dynastie der Sophiden; verfertigt von Essedulah in 


170 


Saal XXXV, 


Ispahan. Dieser für Auswärtige (Feinde) bestimmte 
Säbel ist ein echter Sohn Dsü-l-fakär,« Wurde von 
dem damaligen persischen Botschafter in Wien, Hassan 
Chan, Sr. Majestät dem Kaiser Ferdinand L verehrt. 

— 64* Polnische Karab ela, mit Silber montirt, — 
65* Panzer Stecher, ähnlich wie Nr. 53. Die Scheide 
ist mit Türkisen besetzt. — 66* Türkischer Säbel, 
Der Griff ist von Achat, die Scheide ist mit rothge- 
blumtem Seidenstoff überzogen und besitzt ein Be- 
schläge aus vergoldetem Silber. An der Parirstange 
findet sich die kaiserliche Punze Mohammeds III. Der 
Säbel wird als aus dem Besitze Kara Mustaphas stam- 
mend angegeben, ist aber wohl ein Theil aus der 
Siegesbeute, die dem Kaiser Leopold I. nach dem 
Entsätze von Wien zu Füssen gelegt wurde. — 

67. Türkischer Säbel mit feiner Damaskklinge. — - 

68. Ungarischer Säbel mit Beschlägen aus email- 
lirtem Silber, die Klinge tragt eine türkische Inschrift. 

— 69. Türkischer Dolch mit Fassung aus ver- 
goldetem Silber von europäischer Arbeit. Zwischen 
den Ornamenten findet sich ein Wappen, ferner die 
Buchstaben K'I und die Jahrzahl 1543, - — 70. Ein 
Paar türkische Pistolen, — - 71 . Eine Pistole, — 
72.73. Zwei polnische Panzerstecher mit silber- 
nen vergoldeten Scheiden und mit Edelsteinen besetzt. 

— 74, Zisch ägge mit geätzten und vergoldeten Ver- 
zierungen, darunter türkische Inschriften. — 75. Tür- 
kischer Dolch. 

Im Pulte. 

76. Türkisches Gewehr mit Schnapphahn- 
schloss und reich verziertem Schafte. — 77. Türki- 


Sammlung oriental. Waffen und Ausrüstungen. \^\ 

scher Damaskkugellauf, mit Silbertausia ausgestat- 
tet. — 78 . Türkisches Gewehr mit Schnapp- 
hahnschloss und reich verziertem Schafte. — 79 . 
Arabisches Gewehr mit in Stifttechnik verziertem 
Schafte. — 80 . Türkischer Lauf mit Visiraufsatz 
aus Rosendamask. Die in Gold tauschirten Orna- 
mente zeigen europäischen Einfluss. Derselbe wurde 
Sr. Majestät dem Kaiser Franz Josef I. in Constanti- 
nopel von einem türkischen Beamten Namens Hadji 
Hussein Aga überreicht. — 81 . Alter arabischer 
Dolch. — 82 . Muhammed Ben Kaitbai, Sultan der 
Mameluken. (Reg. 1495—1499.) Streitbeil. Das durch- 
brochen gearbeitete Beil enthält in kufischer Schrift 
den Namen des Sultans. Der Stiel, gleichfalls von 
Eisen, zeigt feine Tausia. — 83 . Türkisches Ge- 
wehr mit in Perlmutter eingelegtem Schafte. — 84 . 
Michael Apafi II., Fürst von Siebenbürgen (1677 
—1713.) Ungarisches Schwert mit türkischer Klinge, 
ferner Streitkolben von vergoldeter Bronze. Diesel- 
ben bildeten mit der oberhalb des Wandkastens II 
entfalteten Fahne die Würdezeichen des Fürstenthums 
Siebenbürgen unter türkischer Schutzherrschaft und 
wurden von dem Fürsten bei Abtretung desselben an 
Oesterreich 1701 dem Kaiser überreicht. — 85 . 
Persisches Gewehr mit in Perlmutter eingelegtem 
Schafte, ein Paar Pistolen, ferner drei silberne 
Patrontäschchen an einem in Silber gewirkten Gür- 
tel. Sind Geschenke des Schah von Persien Fethali 
an weiland Se. Majestät Kaiser Franz I. 1818. — 86. 
Dalmatinische Flinte von Martin Hechimovic. — 
87 . Türkisches Gewehr. — 88. Türkischer 
Lauf, von Dabandamask brunirt und mit kleinen Edel- 


Saal XXXV, 


172 

steinen besetzt. Der Piston wurde erst später hinzu- 
gefügt, — 89. Amautenflinte von A. O. Martinez. 
— 90. Türkischer Damaskku gellauf, mit Gold- 
und Silber tau sia geziert, — 91. Langes Arnauten- 
gewehr mit Schnapphahnschloss von A, Morella, — 
92. Türkisches Streitbeil, Auf dem breiten Beile 
sind in hochgeätzt en und vergoldeten arabischen 
Schriftzeichen die Namen der türkischen Sultane von 
Murad Chan L (ermordet i38g) bis Muhammed Chan III. 
(1566^1600) zu lesen. Ferner nebst Koran versen der 
Name Sultan Muhammed Chan, — 93- Kleiner 
Handjar mit schwarzem Homgrift, Die Klinge zeigt 
eine arabische Inschrift. 

Im Kasten III vor dem Fenster, 

94 bis 106. Türkische Feldausrüstung, in 

den alten Inventuren von Ambras »die türkische 
ruestung* genannt, »so herr Lazarus Sehwend i Ir 
Durchlaucht (Erzherzog Ferdinand) verehrt hat auf 
ross und man«, 1 ) Er besteht aus einem kleinen türki- 
schen Sattel (94), einer Rossstirne (95), einem Zaum (96), 
einem Paare Steigbügel (97), einem Säbel (98), einem 
Panzerstecher (gg), einer Streithacke (ioo), einer Feder- 
hülse (101), dem Riemenzeug zur Pferderüstung (103), 
einem Streitkolben (io3), einer Janitscharenhaube (104), 
endlich zwei Djclcng oder Halsgehängen mit Busch 
aus Yakwolle (105, 106), — 1 07- Türkischer Sattel 
mit reicher Plattstickerei und reichem Beschläge. — 
108. Zischägge, mit Goldtausia geziert. 

J ) Wahrscheinlich im Feldzuge 1566, wo Schwefiäl 
siegreich kämpfte. 


Sammlung oriental* Waffen und Ausrüstungen. 

Zwischen den Fenstern. 

Unterhalb längs der Wand. 

109. Türkischer Rossschweif mit bemalter, 
innen hohler Stange. Der Knauf fehlt. — 110* Arabi- 
scher Sattel mit schöner Lackmalerei auf den Stegen. 
— III. Russischer Sattel mit Zaumzeug. — 112. Un- 
garischer Sattel. — 113- Türkischer Sattel mit 
schöner Plattstichstickerei. — |I4. Türkischer Ross- 
schweif. 

Oberhalb der Wand. 

Grosse türkische Fahne, Sandschak-Schcrif, 
auch Blutfahne genannt, aus rothem Purpurdamast, mit 
eingewebten Dessins und Schriftzeichen. Diese Fahne, 
sowie der Rossschweif Nr. rog, ferner die Köcher 22 
(Wandkasten I), endlich die Nummern 126 bis i3o 
(Kasten IV) wurden nach der Angabe des Ambraser 
Inventars von 1730 nach dem Entsätze Wiens i683 
dem Kaiser Leopold I. zu Füssen gelegt und 1703 
nach Schloss Ambras gesendet. 

Im Kasten IV vor dem Fenster. 

115 bis 122. Orientalische Feldausrüstung, 

die sogenannte »Ungarisch mestung« des Ambraser 
Inventars von 1596. Alle Theile reich vergoldet und 
mit gestricktem Silberdraht überzogen, bestehend aus 
einem türkischen Sattel (115), einem Kopfzeuge mit 
Reigerbusch (116), Brustzeug (117), einem Paar Steig- 
bügel (118)1 einem Streithammer (11g), einem Säbel 
(120), dem Hinterzeug des Pferdes (121), endlich einem 
Dj eieng mit Behänge aus rother Seide (122). — 123. 


*74 


Saal XXXV. 


Ein Paar Sporen mit Stachelhälsen. — 124. Kaschan 
(Kasim) Beg, auch Mihalbeg, Heerführer. (Fiel 
bei Baden in Niederösterreich, 19. September 1532.) 
Panzerstecher mit Montirung aus vergoldetem Silber 
und gebläuter, in Goldschmelz gezierter Klinge. — 
125. Gerader orientalischer Dolch mit Griff aus 
Elfenbein, der mit Türkisen und Granaten besetzt 
ist. Die Klinge ist durchbrochen gearbeitet. — 126. 
Zischägge aus Silber, theilweise vergoldet. — 127. 
Türkischer Sattel mit getriebenen Beschlägen, ferner 
128 Zaumzeug, 129 türkischer Bogen, 130 Steig- 
bügel, 131 Streitkolben. Alle diese Gegenstände ge- 
hören zu den Beutestücken, welche Kaiser Leopold I. 
nach dem Entsätze von Wien i683 überreicht wur- 
den. (Siehe die Bemerkung bei der türkischen Fahne 
Seite 173.) — 132. Mehemed Sokolowitsch, Gross- 
vezier. (Gest. 1579.) Zischägge aus Eisen mit reichen 
Verzierungen in Goldtausia und vielen dccorativ an- 
geordneten Inschriften in türkischen Lettern, welche 
religiöse Anrufungen enthalten. — 133. Grosser 
Djeleng mit Knopf aus vergoldetem Silber und mit 
vier Eberzähnen ausgestattet. Das Behänge ist aus 
Yakwolle. — 134. Djeleng mit Knauf aus Passemen- 
teriearbeit. Das Gehänge besteht aus blondem Frauen- 
haar. 

Im Wandkasten V. 

135. Türkischer Rundschild aus Rundstäben 
von Feigenholz mit übersponnenem Golde und rothen 
Seidenfäden geziert. Das Buckelgehäuse ist durch- 
brochen und in Goldtausia ausgestattet. — 136. 
Zwei malayische Dolche, Krisze genannt, mit ge- 


Sammlung oriental. Waffen und Ausrüstungen. 

flammten Klingen. — 137. Japanisches Schwert. 
Geschenk des Mikado von Japan an Se. Majestät den 
Kaiser Franz Josef I. 1871 . — 138. 139. Zwei japa- 
nische Schwerter. — 140. 141. Zwei arabische 
Dolche. — 142. Japanisches Schwert. — 143. 
Indisches Schwert. — 144. Türkischer Streit- 
kolben, mit vergoldetem Silber montirt. — 145. Tür- 
kischer Streitkolben, ganz mit vergoldetem Silber 
belegt. — 146. Dreizack von Gold, emaillirt, mit in 
Goldscheiden steckenden Dolchklingen. Neue siame- 
sische Arbeit. Geschenk des Königs von Siam an Se. 
Majestät den Kaiser Franz Josef I. 1 S 7 S. 


Im Pulte. 

147. Indisches Schwert, mit vergoldetem Sil- 
ber montirt. — 148. Persisches Schwert mit 
Wurfspiess. Die Klinge ist aus feinem Damaskstahl. 
— 149 .Zwei indische Säbel. Die Klingen sind von 
Dabandamask. Die reich mit Gold beschlagenen 
Scheiden sind mit schwerem indischen Brocat über- 
zogen. Geschenk des Maha-Radscha Nabob von Ben- 
galen. — 150. Indischer Säbel. Der Griff, mit Silber 
montirt, ist mit Schildpatt belegt. Die Klinge zeigt 
orientalische Stempel. Die Scheide ist mit gesticktem 
Tuch und Leder überzogen. — 151. Chinesisches 
Dolchmesser. Griff und Scheide von Elfenbein sind 
mit Schnitzarbeit von ausserordentlicher Feinheit aus- 
gestattet. Wurde von Sr. Majestät dem Kaiser aus 
dem Oriente mitgebracht. — 152. Malayischer 
Krisz. Der Griff, aus Holz und geschnitzt, stellt einen 
sich den Bauch aufschlitzenden Menschen dar. — 153. 


176 


Saal XXXV. 


Montezumall., Ynka von Mexiko. (Getödtet 1520). 
Streitbeil aus Syenit, angeblich von Ferdinand Cortcz 
dem Papst und von diesem an Erzherzog Ferdinand 
von Tirol verehrt. 

Im Wandkasten VI. 

154. Innere Fütterung einer maurischen 
Adarga mit feiner Stickerei auf Leder und mit arabi- 
schen Inschriften. — 155. Geflammter arabischer 
Dolch. Griff und Scheide sind in Gold tauschirt. Die 
Klinge trägt tauschirte arabische Inschrift. — 156. 
Dolch mit Griff aus Nephrit, ehemals mit Edelsteinen 
besetzt und mit persischer Klinge. Stammt aus dem Be- 
sitze des Abdalah Bey, des Anführers der Empörung 
in Alexandrien. — 157. Gekrümmter Dolch mit 
Griff aus Elfenbein. Auf der Scheide aus vergoldetem 
Silber erblickt man ein Wappen mit den Buchstaben 
K-D, ferner eingekratzt die Jahreszahl 1549. — 158. 
Türkischer Streitkolben von vergoldetem Silber, 
mit Steinen besetzt. — 159. Streitkolben von roh 
ornamentirtem Silber, mit Korallen besetzt. Am mitt- 
leren Theile des Stieles erscheint in erhabener Schrift 
der Name : » GEORG -RAKOTZI* II. 1643«, ferner dessen 
Wappen. — 160. Spiesseisen einer Beduinenlanze. 

Im Pulte. 

161. Ungarischer Säbel. Alle Metallthcile von 
vergoldetem Silber sind mit Diamanten und Rubinen 
besetzt. Die weit ältere Klinge ist roh verziert. — 
162. Handjar mit Griff aus Rhinoceroshorn, in 
Silber montirt. Auf der Klinge sind mit in Gold tau- 
schirten arabischen Schriftzeichen Koranverse und die 


Sammlung oriental. Waffen und Ausrüstungen, j yy 

Jahrzahl der Hedsehra 1241 (1825) ersichtlich, — 163- 
Handjar mit Griff aus Wallrosshorn, in vergoldetem 
Silber montirt und reich mit geriffelten Korallen be- 
setzt, Die schöne Klinge, gebläut, zeigt in schöner 
Tausia arabische Inschriften, welche die Namen der 
Siebenschläfer und ihres Hundes Kithmir enthalten. 
Geschenk des Fürsten von Serbien Milosch Obreno- 
witsch an weiland Se, Majestät den Kaiser Ferdinand I. 
1843. — 164. Polnische Karabela, Der Griff ist von 
Achat, die Parirstangen wie das Scheidenbeschläge 
sind von vergoldetem und emaillirtem Silber und mit 
Edelsteinen besetzt, — [65. Persischer Säbel mit 
Griff aus Elfenbein und mit Halbedelsteinen besetzt. 


12 


SAAL XXXIII. 

Sammlung von Jagd waffen 
und Jagdgeräthen. 

Mittelkasten, 

I. Jagdarmrust mit vergoldetem Stahlbogen 
sammt englischer Winde, Die Säule ist mit dem fran- 
zösischen Wappen bemalt, dann finden sich in Elfen- 
beineinlagen das Sinnbild des Ordens des Stachel- 
schweines in seiner späteren Gestalt unter König 
Ludwig XII. von Frankreich (1462 — 1515), darunter 
ein Herz und die Wappenfigur der Anna von Bretagne 
{1476—1514), Die Armrust wurde zwischen 1491 und 
1498 gefertigt — 2 . Spanische Balläster mit roth 
lackirter Säule, in Gold bemalt. Art den Seiten der 
letzteren finden sich zwei Wappen, der Bindenschild 
und Burgund, in Oei gemalt. Um 1520. — 3 bis ß. 
Vier Jagdarmrüste mit vergoldeten Bögen und 
lackirtcn Säulen, Die Nuss ist bei allen freischwebend. 
Auf den Säulen wie auf den Bogen finden sich In- 
schriften: »Halt Mass«, die Devise des Ordens der 
Massigkeit, ferner »Si Deus pro noblsquis contra nos«, 
»Diligentes me diiigo«, endlich die verschlungenen 
beiden M (Maximilian Maria), wodurch dieselben sich 
als aus dem Besitze des Kaisers Maximilian L erwei- 


Sammlung von Jagdwaffen und Jagdgeräthen. i 

sen. — 7 bis 12. Sechs sogenannte Falkenluder, das 
Federspiel /ur Abrichtung des Jagdfalken. Die Kappen 
sind reich gestickt, die älteren, 7 bis 9 , mit figuralen 
Darstellungen, die Federn fehlen zumeist. Die obere 
Schnur diente zum Schwingen derselben, die dünnen 
Schnürchen zum Anheften der Lockspeise. XV. Jahr- 
hundert, 2 . Hälfte. — 13. 14. Zwei Falkentaschen 
für die Lockspeise. Nr. i3 mit sehr schön gezeichneter 
Schliesse in vergoldetem Messing. — 15 bis 17. Drei 
sogenannte Schweinsdegen, welche dazu dienten, 
um das Schwein anrennen zu lassen. An einigen findet 
sich unterhalb an der Klinge ein Knebel, zu dem 
Zwecke, um das zu tiefe Eindringen des Degens in den 
Leib des Wildes zu hindern. Nr. 16 mit schöner ver- 
goldeter Klinge, die eine Anrufung Mariens enthält, ge- 
hört den ersten Jahren des XVI. Jahrhunderts an. — 
18. Kaiser Maximilian I. ( 1459 — 1519 .) Jagdschwert. 
Seine Form und Ausstattung ist ganz jene des Lehen- 
schwcrtes dieses Monarchen, welches nach altem Her- 
kommen den erzherzoglich österreichischen Insignien 
beigezählt und in der k. k. Schatzkammer bewahrt wird. 
Die Ausführung lässt die Hand desselben Meisters er- 
kennen, der dort als »Maister M-S von H« bezeichnet 
wird. Auf der schön geschliffenen Klinge findet man 
die Darstellungen der heil. Maria und des heil. Sebastian 
mit Anrufungen in Goldschmelz auf gebläutem Grunde. 
Der Knauf ist von Messing und gravirt, der untere Theil 
besitzt musivische Einlagen aus Elfenbein und Holz. 
An beiden Seiten sind Perlmutterplättchen eingelassen, 
auf welchen Heilige geschnitzt erscheinen. Die sehr 
schöne Lederscheide ist mit geschnittenen Verzierungen 
ausgestattet und enthält ein Besteck von zwei Messern 


1 8 o 


Saal XXXIII. 


und einen Pfriemen. Um 1490 . — 19 bis 22. Schwein- 
schwerter und -Degen. — 23. Jagdbesteck in 
Futteral aus Leder, enthaltend zwei Parmesser oder 
Waidpraxen, ein Tranchirmesser und eine Gabel. Die 
Griffe von Messing, mit feinen musivischen Einlagen 
in Holz und Bein. — 24. Jagdbesteck, ähnlich dem 
vorigen. — 25. Fünfundzwanzig Falken-, Ha- 
bicht- und Sperberhauben zum Blenden des Vogels. 
Sämmtlich von reicher Ausstattung, in gepresstem Le- 
der, vergoldet und bemalt. Die meisten gehören noch 
dem XV. Jahrhundert an. Zwei tragen das Wappen 
Maximilians I. im Vereine mit jenem der Bianca Maria 
Sforza, eine das Monogramm Maximilians VIII. Sforza, 
eine jenes Ferdinands I. als Erzherzog. — 26. Jagd- 
besteck, ähnlich wie Nr. 23 und 24 . XV. Jahrhundert. 

Im Wandkasten I. 

Oberhalb. 

Eine Sammlung von Gewehren von besonders 
reicher künstlerischer Ausstattung, aus welcher die 
hervorragendsten Stücke hier bezeichnet werden. 

27. Luntengewehr. Der Lauf ist mit eepunzten 
und vergoldeten Arabesken ausgestattet, der Schaft 
mit Sammt überzogen. XV. Jahrhundert. — 28- Jagd- 
gewehr mit Radschloss. Der Schaft ist reich mit 
Elfenbeineinlagen geziert, in welchen Scenen aus der 
römischen Geschichte und Allegorien dargestellt sind. 
Am Schuber erblickt man die Gestalten der Lüstern- 
heit und der Leckerhaftigkeit mit den Inschriften 
»LIBIDO« und »GVLA«. Am Kolben eine Reihe von 
römischen Königen mit einer nur theilweise mehr les- 


Sammlung von Jagd Waffen und Jagdgeräthen. |§i 


baren lateinischen Inschrift. Darunter die kaum rich- 
tige Jahrzahl 1507 und »GEORGIVS ■ K ■ EXCVSIT* 
OMMOLTZPAGHE* . Laufmarke P ■ S. Schlossmarke 
M T, — 29- Büchse mit Radschloss. Der Schaft ist 
mit Elfenbein eingelegt, mit welchem Scenen mytholo- 
gisch-religiösen Inhaltes und Jagden dargestellt sind, 
so das Unheil Salomons, Adam und Eva, der Schuber 
Actäon etc. Am Kolbenschuh findet sich ein Wappen 
mit den Buchstaben G * V * H * V * S, wahrschein- h 
lieh die Zeichen Eines der Familie Schallenburg, H H 
Laufmarke. — 30. Leichte Jagdbüchse mit H 
verbeintem Schafte. Laufmarke H - H. — 31. Jagd- 
büchse in reich verbeintem Schafte, auf welchem die 
Schöpfung des Menschen und andere allegorische 
Scenen dargestellt sind. Der Lauf trägt die Augsburger 
Marke. — 32- Büchse. Auf dem verbeiuten Schafte 
sind Thiere in Cartouchen dargestellt, auf dem Schuber 
ein Cavalier. Laufmarke O ■ H. — 33. Büchse mit 
sehr feinen Einlagen im Schafte von Elfenbein und 
Hirschhorn, am Schuber ein Cavalier der Zeit um 1590. 
— 34. Büchse. Der Schaft ist mit Messingfäden und 
gravirtem Elfenbein eingelegt. An der Anschlag- 
seite erblickt man eine Gesellschaft von Damen 
und Cavaiieren, allegorische Figuren etc, Lauf- 
marke. * — 35. Kleines Jagdgewehr mit Radschloss 
und verbeintem Schafte. Der Lauf trägt die Nürnberger 
Marke und H - H. — 36. Büchse. Am reich ver- 
beinten geschwärzten Schafte ist in zahlreichen Scenen 
die Erschaffung der Welt, die Sintfluth etc. G Z 
dargestellt. Schlossmarke P * $. Laufmarke. — ^ 

37. 38. Zwei Büchsen von ähnlicher Ausstat- 
tung. Die Schäfte sind mit einer schwarzen Asphalt- 



I 82 


Saal XXXIII. 


masse bedeckt, in welche ungemein feine Elfen- 
beinpartikcl cingeprcsst erscheinen. Mit selben sind 
Arabesken im Stile der Niederländer dargestellt. Die 
Marke am Kolben H L weist auf Hans Lange in 
Gotha, einen Schüler des Francis Floris. Nr. 38 trägt 
am Kolbenschuh das schwedisch-polnische Wappen. 
(König Sigismund III.) — 39 . Büchse mit reichen 
Perlmuttereinlagen im geschwärzten Schafte. — 40 . 
Büchse mit sehr dicht angeordneten, aber rohen 
Elfenbeineinlagen. Laufmarke A R und den Halb- 
mond. Am Kolbenschuh erblickt man das Wappen der 
Stralenfels, V S und die Jahreszahl 1579. — 41. 
Prunkgewehr mit Radschloss. Der Schaft ist von 
Elfenbein und enthält in zahlreichen Reliefs Scenen 
aus der Geschichte des Perseus und andere Allego- 
rien. Lauf und Schloss sind fein tauschirt. Zunächst 
des Züngels zeigt sich das habsburgische Wappen. — 
42 . Büchse mit sehr feinen und reichen Ein- 
lagen. Lauf und Schloss sind reich in Silber- 
tausia ausgestattet. Laufmarke. Schlossmarke 
G • F. — 43 . 44 . Zwei kleine Reitergewehre mit 
verbeinten italienischen Schäften. — 45 . Kleines 
Reitergewehr mit verbeintem schwarzen Schafte, 
auf welchem Leda dargestellt ist. Laufmarke Z. Am 
Schlosse die Nürnberger Beschaumarke. — 46 . 
Tschinke (Tcschinka oder auch kurländische Büchse 
genannt) mit zwei Radschlössern. Der Schaft ist spär- 
lich verbeint. — 47 . Büchse. Der reich verbeinte 
Schaft enthält Kampfscenen, mythologische Gestalten 
und Allegorien. Das Schloss besitzt Stechconstruction 
durch Schnuranzug. Am Schuber ist die humoristische 
Scene des Jägers dargestellt, der von den Hasen am 




Sammlung von Jagd waffen und Jagdgerathen, 


Rost gebraten wird, Laufmarke S • F, Schäfte rmarke 
H ■ P und 1563- Am Kolbenschuh ist das vollständige 
habsburgische Wappen eingravin. — 48* Erzherzog 
Karl von Steiermark, (1540—1590,) Büchse mit 
reichen Elfenbeineinlagen , im Roll werk Stile, Am 
Kolbenschuh erblickt man das habsburgische Wappen 
mit jenem von Steiermark im Herzschilde, nebst dem 
Orden des goldenen Vliesses, Laufmarke H - S. Schloss- 
marke P * R nebst der Nürnberger Beschau, Um 15S5, 
— 49. Siegmund Friedrich Freiherr zu Her- 
berstein. (Gest, 1621.) Büchse mit in Elfenbein ein- 
gelegtem Schafte, mit welchem Phantasiefiguren dar- 
gestellt sind. An der unteren Seite erblickt man das 
gravirte Wappen der Herberstein, darunter die 
Buchstaben S ■ F * FHZH. Laufmarke M T (wie 
Nr. 28). Schaftermarke nebenstehend (1593). - — 

50- Büchse mit reichen Einlagen von Perlmutter 
und Elfenbein, mit Scenen aus der Geschichte der 
Diana. Am Kolbenschuh ist ein Wappen mit einem 
Osterlamm dargestellt, ferner die Chiffren LAL und 
Z ■ R, — 51. Büchse mit reichen Elfenbeineinlagen 
im Schafte. Am Kolben ist der Bindenschild, mit dem 
Erzherzogshute bedeckt, von Greifen gehalten, dar- 
gestellt. Laufmarke Z. — 52. Büchse mit Elfenbein- 
einlagen, im Rollwerkstile. Schaftermarke A - W. — 
53. Büchse mit dichten aber rohen Einlagen von 
Elfenbein. Laufmarke G - H. — -54- Schwere Stand- 
büchse mit spärlichen Einlagen im Schafte. Schloss- 
marke C ■ $. — 55 . Büchse. Der Schaft ist meister- 
haft geschnitzt und sind darin ländliche Scenen in 
ungemein feiner Ausführung des Reliefs dargestellt. 
Schnitzermarke M ■ H. — 56. 57. 58. Drei Pürsch- 


8 4 


Saal XXXIII. 


büchsen mit Elfenbeinschäften und Einlagen aus 
schwarzem Bein. Nr. 56 zeichnet sich durch prachtvolle 
Schnitzarbeit in den Eisentheilen aus. Der Meister ist 
derselbe wie an der Büchse des David Attemstetter, 
Nr. 158. Nr. 57 — 58 tragen die Laufschmiedmarke 
S-D. — 59 . Büchse. Der Schaft ist reich geschnitzt 
und mit Elfenbein eingelegt. In den Verzierungen finden 
sich trefflich componirte Jagdscenen, Allegorien etc. 
Die Eisentheile geätzt und vergoldet tragen die 
Marke M • M. — 60 . Büchse mit in Elfenbein ein- 
gelegtem Schafte und mythologischen Darstel- 93 
lungen in Kupferstichtechnik. Schäftermarke. H * F 

— 61 . Büchse. Die Elfenbeineinlagen am Schafte 
stellen Phantasiefiguren und Arabesken dar. Lauf- 
schmiedmarke G • P. Der Schäfter bezeichnet A W 1575. 

— 62 . Büchse. Der Schaft ist mit Elfenbein einge- 
legt. Mit demselben sind Schäferscenen, der Raub der 
Europa mit der Inschrift: »Juppiter ad thalamum ra- 
pturus Agenore natam. Induit egregi candida membra 
bouis«, ferner Diana, das Räthsel der Sphynx, die ver- 
wandelte Syrinx etc. in Kupferstichtechnik dargestellt. 
Das reich geschnittene Schloss ist von demselben Meister 
wie Nr. 56. — 63 . Erzherzog Leopold V., Graf 
von Tirol. (1586—1632.) Der schwarz gebeizte Schaft 
ist mit eingelegtem Silber geziert. Die figuralen Dar- 
stellungen sind von ungemeiner Feinheit und Zierlich- 
keit; mit denselben sind verschiedene Jagden, Scenen 
aus dem Leben dargestellt. An der Anschlagseite finden 
sich die Wappen des Erzherzogs mit der Inschrift »Leo- 
poldus Deo Gr. Archi. Aus. Do. Bur. Comes Tirolis 
1628«. An der oberen Seite ein Wappen mit der 
Chiffre H • S • G • H und zunächst des Kolbenschuhes 


Sammlung von Jagdwaffen und Jagdgeräthen. jg5 


der kais, Doppeladler. Im Pulte unterhalb unter Nr* 1 17 
findet sieh die zugehörige Pulverflasche von gleicher 
Ausstattung* In den Einlagen erblickt man nebst den 
Wappen und der Inschrift auch das Bildniss des Prin- 
zen, eine bildliche Darstellung des 144. Psalmes und 
den Wahlspruch des Erzherzogs: »Pietas ad omnia 
utilis,« — 64- 65- 66 Drei Büchsen mit ge- 
schuppten und mit Elfenbein eingelegten Schäften. 
Laufmarke G. G. Nr, 66 trägt die Jahrzahl 1610. — 
67. Kleine Büchse mit geschnitztem Schafte und 
vergoldeten Eisentheilen. Auf dem Backenstücke ist 
im Relief die allegorische Figur von Afrika darge- 
stellt, nebstdem liest man die Jahrzahl 1656. Laufmarke 
M* H., Schnitzermarke I. M. — 68. 69. Kaiser Fer- 
dinand III, (1608—1657,) Zwei kleine Büchsen mit 
geschnitzten Schäften, ähnlich dem vorigen, mit fern 
mattirten und in Silber und Gold verzierten Eisen- 
theilen, auf welchen figurale Scenen dargestellt sind. 
Am Backenstücke findet sich der kaiserl. Adler und 
die Jahrzahl 1648. — 70- Büchse mit eingelegtem 
Schafte. Lauf bez. »Josef Wistaller in Baaden«. — 
71. Kleine Büchse mit Rauchfang, ') mit gold- und 
silbertausch irten Eisentheilen und geschnitztem Schafte, 
bez, »Hans Faschang** — 72- Kleine Büchse mit 
Rauchfang. Am verbeinten Schafte erblickt man Jagd- 
seenen, der Lauf ist roh geschnitten, Schäftermarke 
H, M, — 73, Kaiser Ferdinand IIL (1608—1637.) 
Kleine Büchse mit Rauchfang. Geschnitzter Schaft* 
Lauf bez* H, F. i638. — 74- Büchse mit geschnitz- 

x ) Der Rauch fang diente dazu, um beim Abzüge vom 
Aufflammen des Zündpulvers nicht im Anschläge beirrt zu 
werden. 


1 86 


Saal XXX 11 L 


tem Schafte* Das messingene Radschloss Ist derart 
construirt, dass das Rad* ohne jedesmal gespannt zu 
werden, mehrmals rotirt, Schäftermarke F - N . — 75 
Büchse, Der Schaft ist reich In Elfenbein eingelegt 
und sind darin zahlreiche Scenen aus der Bibel; Adam 
und Eva, Kain und Abel, Lot und seine Tochter etc. 
dargestellt. Am Schuber eine weibliche Gestalt in an- 
tiker Kriegsrüstung mit der Aufschrift FORTITVDO, An 
der unteren Seite eine lautespielende Dame, darüber 
steht MVSIQVE, Die Ausführung ist in Kupferstich- 
manier, Laufschmiedmarke G, M, Schäftermarke A , V. 
— 76. Büchse mit Elfcnbelneinlagen im Schafte* 
H Lauf bez* LA und ein Hufeisen. An der unteren 
C P Schaftseite sind eine Fürstenkrone, darunter die 
^ nebenstehenden Buchstaben eingebrannt. — 77- 
r Schaft ist in sehr feinen Decors 


iuw-ke, nebst den Buchstaben MAX, 
— 78 Sigmund Ludwig Graf von Dietrichstein, 
(Gest. 167S*) Kleine Büchse mit geschwärztem, reich 
mit Silber eingelegtem Schafte, auf welcher Jagd- 
scenen, das Di etrichstei iTsche Wappen und die Buch- 
staben S-L-G-V-D ersichtlich sind* Die Eisentheile 
sind theils mit Gravi run gen geziert, die Jagdscencn 
enthalten, ~ 79, Büchse, in Schildpatt geschäftet, 
Lauf bez* »MATE VS * MÄTL 1592«* — 80- Büchse* 
Auf dem eingelegten Schafte zeigen sich Jagd scenen 
In Kupferstichmanier. Auf der Schlossplatte ist eine 
eingestellte Jagd in Gravirung ersichtlich, Lauf bez, 
»Gornelyus Klett Saltzburg 1657,« — 81- Büchse, 
ganz ähnlich den Nr* 6S und 69 und vermut h- 
lich auch aus dem Besitze Kaiser Ferdinands III* — 



Elfenbein eingelegt. Der Lauf 


Sammlung von Jagdwaffen und Jagdgeräthen. j gy 

82. Kaiserin Eleonore, zweite Gemahlin Kaiser Fer- 
dinands III. (i63o— *1686.) Leichtes Prunkgewehr mit ge- 
zogenem reich geschnittenem Laufe, in welchem ehe- 
mals Edelsteine gefasst waren* Der Schaft ist mit 
Arabesken in trefflicher Schnitzarbeit geziert* An der 
An Schlagseite erblickt man eingeschnitten den Buch- 
staben E, bedeckt von einer Krone. — 83. Büchse 
mit marmorartig gebeiztem Schafte. Lauf bez. »Simon 
Dausch**- — 84. König Ferdinand IV. (1653—1654,) 
Büchse mit Elfenbeineiiilagen im Schafte. Jagdscenen 
darstellend. Am Kolben ist das vollständige habs- 
burgische Wappen eingravirt. Am Kolbenschuh er- 
blickt man die Chiffre FIV. bedeckt von einer jjfra 
Kaiserkrone. Am Laufe zeigt sich die Marke und KgrS 
der Name H^NNS * STIFTER. — 85- Büchse '>£/ 
mit Schaft von Schildpatt wie Nr. 79. — 86. Büchse 
mit verbeintem Schafte. Schloss hez. M. S. — 87. 
Büchse mit Schaft von Schildpatt ■wie Nr, 79 und 85. 
— 88 bis 99. Zwölf Tschinken, Teschinkas oder 
auch kurländische Büchsen genannt, von verschiedener 
Auszierung, ') — 100* Büchse mit in Elfenbein ein- 
gelegtem Schafte. Auf dem Bronzelaufe ist der Name 
MICHEL * SPEC KH LE ersichtlich. — 10! Büchse mit 
rohen Elfenbeineinlagen im Schafte. — 102. Leichte 
Pürschbüchse mit Einlagen im Schafte im Roll- 
werkstile. Lauf und Schloss bez. P - S. — 103. Kleine 
Reiterbüchse mit messingenem gravi rten Lauf und 
Schloss und Fadeneinlagen von Messing im Schafte. — 
104. Kleine Büchse mit spärlich verbeintem Schafte. 
Lauf bez. L. H. - — 105. Schwere Standbüchse mit 


i) Sie dienten für die damals sehr beliebte Vogeljagd. 


88 


Saal XXXII L 


ffäSk aufzuklappender Gabel. Der Schaft etwas ver- 
M\ beim. Das Schloss trägt nebenstehende Marke.— 
106 , Sehr schweres Standgewehr mit zwei 
Läufen. Das Radschloss besitzt zwei Hähne und zwei 
Pfannen. Der Schaft ist ini Rollwerkstile verbeint. — 
107. Büchse mit rohen Elfenbeineinlagen im Schafte, 
“108- Hinterladegewehr mit Rad schloss. Der Ver- 
schluss (Klappenverschluss} ist ähnlich dem an den 
Faustrohren Nr. 375 und 393 , Saal XXVII. Der Schaft 
ist spärlich verbeint, Augsburger Marke. — 109 . Hin- 
terladegewehr mit Radschloss, Klappen Verschluss 
ähnlich Nr. 108 , In den Elfenbeineinlagen am Schafte 
sind Jägergestalten da rge stellt. Der Lauf ist geschnit- 
ten und der Verschlusstheil vergoldet. Augsburger 
Marke. 

Im Pulte, 

An der Hinterwand, von links nach rechts schreitend, 

110- Zimmergewehr mit Radschloss, der fran- 
zösische Schaft ist mit gefärbtem Elfenbein eingelegt. 
Der Lauf bezeichnet 11 CD 1646 , — |||. Gewehr- 
gabel mit Elfenbeineinlagen im Schafte. Oberhalb 
zeigt sich der gute Hirt, dargestellt mit der Inschrift 
»Ego sum Pastor bonus«, Aus dem Besitze Erzherzog 
Leopolds von Tirol. — 112- Pulverflasche von 
Elfenbein mit Montirungen in vergoldetem und email- 
lirtem Silber, Die Schnitzereien stellen Wild auf der 
Strecke dar. Im Mittelpunkte befindet sich eine Uhr, 
welche mit emaillirtem Deckel zu schliessen ist. — - 
113. 114. Zwei Pülv erhäschen von Elfenbein von 
unterschiedlicher Grösse, Auf beiden ist Actäon, rings- 
herum sind Jagden da rge stellt. Beide sind von dem 


Sammlung von Jagdwaffen und Jagdgeräthen. 189 


kaiserl. Hof-Beinstecher Johann Kaspar Schenckh (gcst. 
1673) 1665 für den Hof gefertigt und wurden für selbe 
500 Gulden bezahlt. — 115. Kleine Pulverflasche 
von Elfenbein mit Jagddarstellungen im Relief, in der 
Art des Monogrammisten B G. — 116. Pulverflasche 
von Elfenbein mit Jagddarstellungen in Relief, ähnlich 
dem vorigen. — 117. Erzherzog Leopold von 
Tirol. Pulvcrflasche, zur Büchse Nr. 63 gehörig und 
dort beschrieben. — 118. Kleine Pulverflasche von 
Elfenbein. An beiden Seiten sind Medaillons von 
Silber eingelassen. An der einen Seite erblickt man 
im Relief das Bild des Ernst Rüdiger von Starhem- 
berg mit der Umschrift »ERNST • RVDIGFR • COM • 
STARNBERG«, an der andern Seite die Befreiungs- 
schlacht von Wien mit einer Ansicht dieser Stadt und 
dem Stadtwappen. — 119 und 120. Radschloss- 
gewehr mit Gabel. Die Schäfte sind mit Elfenbein 
und Perlmutter eingelegt. — 121. Radschlossge- 
wehr mit vcrbeintem Schafte. Das Radschloss mit 
Luntenhahn ist reich geätzt und vergoldet. Der Lauf 
ist siebeneckig gebildet, so dass sich eine obere Kante 
bildet. — 122. Gewehr mit Luntenschloss, gleich- 
wie 27 und vom gleichen Meister. 


Auf der unteren Pultfläche liegend. 

123. Zwei Scheibenbüchsen. Die 

Schäfte sind in vergoldetem Messing montirt. 

Die schönen Damaskläufe tragen die Marke, 
ferner den Namen J. C. Schefl in Graz. — 

124. Zimmergewehr mit Radschloss. Der ge- 
schwärzte Schaft ist schuppenförmig gebildet. Der 



igo 


Saal XXX HL 


Lauf ist mit vergoldeten und versilberten Arabesken 
ausgestattet. — 125 . Büchse mit Flader- 
schaft, Der Lauf trägt eine Marke, das gravirte 
Schloss mit Trophäen trägt den Namen Georg 
Baltzer, — 126 . Kaiser Karl VI. {1685—1740.) Zwei 
Flinten mit schönen Damaskläufen, geschnitten und 
vergoldet. Dieselben tragen den Namen Hauschka in 
Wolfenbüttel. Auf den Daumengriflfen befinden sich in 
verschliessbaren Kapseln, und zwar auf dem einen Ge- 
wehr das Miniaturporträt Kaiser Karls VL, auf dem an- 
dern jenes der Kaiserin Elisabeth Christi na. (1691—1750.) 
Die Schlösser sind meisterhaft gravirt und geschnitten. 
— 127 . Flinte mit Schnapphahn batte rie. Eines der 
ältesten Beispiele eines Flintenschlossesj bezeichnet 
»Galopin*. Der lange Lauf in französischem Schafte 
mit vergoldeten Arabesken ausgestattet, — 128 - 
Flinte mit türkischem Damasklauf, montirt von Josef 
Hamerl in Wien, — 129 . Kaiser Karl VI. {1685^ 
1740.) Scheibengewehr mit Radschloss, Der Lauf ist 
fein gravirt und mit Gold eingelegt, er trägt den Namen 
j. Ulrich Mantz in Braunschweig. Das Schloss ist in 
Eisenschnitt geziert. Der Schaft ist mit Messing und 
Holzeinlagen ausgestattet. — 130 . Zwei Flinten 
mit spanischen Läufen, dieselben tragen die 
Marken und den Namen »Leopold 
Becher*. Schloss und Beschläge sind 
mi t s c hone n A rab e ske n in Eist nsc hn i tt 
geziert. — 131 . Flinte- Lauf und 
Schloss sind reich und zierlich in Eisen geschnitten. Am 
Daumenplättchen erblickt man die verschlungenen 
Buchstaben C und E (Carl und Elisabeth), Auf dem reich 
geschnitzten Schafte erblickt man den Doppeladler in 




Sammlung von Jagd waffen und Jagdgeriithern iq i 

Perlmutter. Am Feuerschirm liest man S.Hausehka 1733 , 
— 132 Flinte mit schön geschnittenen Verzierungen 
an den Eisentheilen. Lauf und Schloss bez. »Bongarde 
a Dvsseldorp«. — 133. Zwei Flinten mit geschnit- 
tenen Läufen, bez. Canna Lazarina. Alle Eisentheile 
sind mit schönen und geschmackvollen Reliefs in 
Eisenschnitt geziert, — 134. Ein Paar Pistolen von 
gleicher Ausstattung und zu den voi beschriebenen Flin- 
ten gehörig. — 135- Flinte mit schön geschnittenem 
Laufe und Schlosse, bez. »Kirchpcrger a Carls- 
pat« , — 136. Zwei Flinten mit Damask Laufen. 
Dieselben tragen die Marke und den Namen 
»Caspar Zellner«. Die Schlösser sind gravirt, 
die Schäfte mit vergoldetem Messing montirt. — 137. 
Zwei Flinten von Felix Meier in Wien. - 
Zwei Flinten. Die Läufe tragen die Mar- 
ken des Christof Ris. Die Schlösser sind 
schön geschnitten und vergoldet. Am 
Daum eng rl ff zeigt sich das Wappen der Batthyäny, — 
139. Flinte mit glattem Laufe. Dieser wie das Schloss 
sind bezeichnet La Marre ä Vienne. Der Fladerschaft 
ist mit Silber eingelegt. Am Daumengriff zeigt sich 
das Monogramm Karls VI. Am Kolben finden sich die 
Reliefmedaillons Leopolds L und Karls VI. — 140 
Zwei Büchsen mit Flintenschlössem und geschnit- 
tenen Eisentheilen von hervorragender Arbeit. Sie 
sind von Ulrich Mäntz In Braunschweig. — 141. 
Windbüchse mit gezogenem Laufe, bez. »Linden- 
schmitt ä Mayence « . — 142. Flinte mit schön ge- 
schnittenem Laufe, bez, »Lazarino Cominazzo«. Auf 
der Schlossplatte zeigt sich der Name »Lerme ä 
Brescia«. — 143- Flinte mit damascirtem türkischen 


xu#. 



192 


Saal XXXIII. 


Lauf, montirt von Johann Fischer in Pressburg. — 
144. Flinte mit türkischem, in Silber tauschirtem 
Damasklauf, montirt von Jung in Pösing. — 145. 
Büchse mit Flintenschloss und schön geschnittenen 
Eisentheilen von Christof Ris. 

Im Wandkasten II. 

Oberhalb. 

146. Balläster in Verbindung mit einem Feuer- 
rohr. Die Säule ist reich in Elfenbein eingelegt. Die 
Abfeuerung des Rohres erfolgt bereits durch einen 
schlagenden Hahn, wie beim Flintenschloss. Um 1580 . 
— 147. Armrust mit Stahlbogen (Pürschstahel) und 
mit Elfenbein belegter und gravirter Säule. — 148. 
Armrust mit Stahlbogen und in Elfenbein eingelegter 
Säule. — 149. Jagdbesteck mit gepresster Leder- 
scheide. Die beiden Parmesser oder Waidpraxen be- 
sitzen Griffe mit zierlichen Einlagen von theils gefärb- 
tem Elfenbein. XIV. Jahrhundert, Anfang. — 150- 
Säule einer Armrust, reich mit Elfenbein eingelegt. 
In den Einlagen zeigen sich gut gezeichnete Jagd- 
scenen. Um 1560 . — 151. Armrust mit reichen 
figuralen Einlagen in der Säule, darunter die Darstel- 
lung der Madonna, Frauengestalten der Zeit, endlich ein 
Wappen, welches der Familie Wolf von Schörgern ange- 
hört, oberhalb das Monogramm P. V. W. — 152. Arm- 
rust mit Stahlbogen und mit Elfenbein belegter Säule. 

Im Pulte. 

153. Jagdbesteck, bestehend aus einer Waid- 
praxe, Messer und einer Gabel, mit Griffen aus Band- 
achat, mit schönen emaillirten Beschlägen. — 154. 


Sammlung von Jagdwaffen und Jagdgeräihen. j g3 


Jagdbesteck, bestehend aus zwei Waid praxen mit 
Griffen von vergoldeter Bronze mit Perlmutter belegt, 
— 155 , Grosses Jagdbesteck, bestehend aus einem 
Waidblatt (Waidpraxe), zwei Waidmessern, sechs Zer- 
wirkmessern und einer Gabel von ausnehmend zarter 
und kunstvoller Arbeit* Die Griffe sind von Elfenbein 
mit vertieften Feldern, in welch' letzteren geschnitzte 
Reliefs von ungemeiner Feinheit und trefflicher Com- 
position eingefügt sind. Diese Mikrosculpturen sind 
mit Plättchen von Bernstein bedeckt, so dass ersterc 
in gelber Färbung durchscheinen* Mit diesen Reliefs 
sind Heiden und allegorische See neu dargestellt. Die 
Besteckscheide mit gepressten und vergoldeten Ver- 
zierungen ist von vorzüglicher Arbeit. — 156 - Falken - 
handsehuh mit in Plattstich gesticktem Stulp. — 157 - 
158 . Büchse mit Rad schloss und Pulverflasche von 
kunstvoller Arbeit. Lauf und Schloss der Büchse sind 
in zierlichen Arabesken in Eisen geschnitten. Der 
Meister ist derselbe, welcher auch die Eisentheile bei 
Nr* 56 und 62 verzierte. Der Schaft ist mit Silber- 
platten belegt, die mit phantasievollen Ornamenten 
in translucidem Email von glühender Farbe geziert 
sind* Unter den Arabesken linden sich auch ßgurale 
Motive: Victoria, I< negergestalten etc. Am Vorder- 
schaft zeigt sich das Monogramm D*AF des be- 
rühmten Augsburger Goldschmiedes und Email leurs 
David Attemstettcr. (Gest* 1617.) ] ) 

D Von demselben Meister, der durch seine Mitarbeit 
am sogenannten Pommer’schen Kunstschranke (Kunstge- 
werbe-Museum in Berlin) bekannt ist, wird in den kaiserL 
Sammlungen noch eine Standuhr von ganz ähnlicher Aus- 
stattung bewahrt, 

13 


1 94 


Saal XXX1I1* 


Vor dem Fenster, 

159, 160, Zwei russische Sättel, der letztere 
ist an den Stegen mit Fischhaut vom Sqtialus cctritia 
belegt. 

Im Wandkasten III. 

Oberhalb* 

161. Büchse mit geschüttenem, theils vergol- 
detem Laufe, geschnitztem und in Elfenbein einge- 
legtem Schafte. In den Verzierungen von meisterhafter 
Zeichnung finden sich figurale Scenen: Actäon, Pria- 
mus etc* Schäfter- oder Sdmitzermarke P ■ O* — 162 
Büchse mit Radschloss, gravirtem Lauf und geschnitz- 
tem Schaft, hez* Caspar Keiser in Eger 1664, — 163 
Büchse mit in Elfenbein eingelegtem Schafte. Die Ein- 
lagen sind theils gefärbt, theils in Kupferstich man ier gra- 
virt* mit welchen Jagd scenen dargestellt sind* Der Lauf 
trägt dieselbe Marke wie Nr. 77 und die Buchstaben 
MAX* — 164. Büchse mit eingelegtem Schafte. — 
165- Büchse mit reich mit Elfenbein und Perlmutter 
eingelegtem Schafte* Am Kolben liest man den Namen 
des Kunstarbeiters Johannes Harrte!. — 166. Büchse 
mit Elfenbeinei nlagen im Schafte, mit welchen in 
Kupferstichmanier Jagdseenen dargestellt sind. Lauf- 
schmie d marke wie bei Nr* 77 und i63. — 167, 
Tschinke mit eingelegtem Schafte, das Flintenschloss 
ist spätere Zugabe* ~ 168. Flinte mit Schnapphahn- 
batterie am Schlosse, mit hübsch geschnittenen Be- 
schlägen* Lauf bez*: »Giov. Batt. Franc ino « , Schloss; 
»Marco F* Antoni in Brescia«, Schaft; »Bortolo Ro- 
sini«, - — 169* Flinte mit türkischem silbertauschirten 
und mit Korallen besetztem Laufe. Am Schlosse liest 


Sammlung von Jagdwaffen und Jagdgeiathen, ig5 

man sä Vienne«. Das Daumen plätte he 11 zeigt das gräfL 
Harrach’ sehe Wappen. — 170, Flinte mit gezogenem 
und schön geschnittenem Damask laufe, auf welchem 
Jagdscenen ersichtlich sind, ebenso ist auch das Schloss 
schön geschnitten. Gez. »Ulrich Mäntz in Braun- 
schweig«. Am Daumen plättchen findet sich das Mono- 
gramm Karls VI. — 17 f. 172, Zwei Flinten mit ge- 
zogenen, in Gold tausehirten Laufen und in Silber 
montirten Schäften, bez, »L. Becher K. Carlesbad«, — 
173, 174. Zwei Flinten mit gezogenen Läufen, bez, 
»Caspar Zöllner in Wien«, — 1 75 - 176, Zwei Flinten 
mit gezogenen Da mask laufen, in Messing montirt. — 
S77 bis 182 Sechs spanische Flinten mit lichten 
Schäften, theils mit spanischen Schnapphahn“, theils 
mit französischen Flintenschlössern montirt, zwei von 
Francisco Lopez, vier von Francisco Targarona in 
Madrid, mit Jahrzahlen 1758, 1765 und 1774. - — 183. 
184. Zwei leichte Flinten mit glatten und vergol- 
deten Läufen, bez. »Bandet Directeur Artiste«, die 
Schlösser »Manufacture Versailles«. 

Im Pulte. 

185. Scheibenbüchse mit Schaft von geschnitz- 
tem Elfenbein, mit w elchem Thierköpfe dargestellt sind. 
Die Eisentheile sind theils gravi rt, theils geschnitten. 
Der Lauf bez, Michael Gull. — - 186- Pulverflasche 
von Elfenbein, zur vorbeschriebenen Büchse gehörig 
und ebenfalls mit ähnlichen Darstellungen geschnitzt. 
— 187. Damenflinte mit glattem Laufe. Auf der roh 
gravirten Schlossplatte liest man; »ln Aachen«. Der 
Schaft ist am Kolben dicht mit Perlmutter, Edelsteinen 
und Cameen besetzt. - 188. Falkentasche von 


Saat XXXÜl. 


196 

blauer Seide, mit feiner Passe ment eri e ausgestattet, — 
189 - Büchse mit reich eingelegtem Schafte, auf 
weichein mythologische und Jagdscenen dargestellt 
sind. Am Kolbenschuh ist das Wappen der Familie 
Fuchs-Dornheim, bedeckt von der Kaiserkrone, ein- 
gravi rt, daneben die Initialen I-G-E-B, d. i. Johannes 
Georgius Episcopus Bambergensis (1623 — i633). — 
190* Pulv erhäsche, Rufhorn und Pfeife von ge~ 
drehtem Elfenbein in einem Lederetui. XVII. Jahr- 
hundert. — 191 . Hirschfänger. Die Klinge mit einem 
Loch für den Anlaufknebel, ist mit gewandt gezeich- 
neten geätzten Emblemen geziert, in welchen Jagd- 
thiere dargestellt sind, dabei ein launiger Vers. Der 
durchbrochene Bronzegriff ist mit durchbrochenen Re- 
liefs in Elfenbein belegt. Der Knauf und die Enden 
der Parirstangen bilden Köpfe des Doppeladlers. Die 
grUnsammtene Scheide ist gleichfalls in den Beschlägen 
mit sculpirtem Elfenbein belegt Auf dem Mundbe- 
schläge ist der kaiserl. Adler mit dem Monogramm 
»F -II - R LS* A* ersichtlich, letzteres ist zu lesen r Fer- 
dinandus II. Rom. Imperator Semper Augustus (157S 
— iöSy). Dabei die Jahrzahl i633. — 192 . Anlauf- 
oder Schweinspiess mit Schiessvorrichtung. Das in 
Eisen geschnittene breite S pressblatt zeigt correct ge- 
zeichnete geschnittene Arabesken in verschiedenen 
Färbungen. Der Schaft ist neuere Arbeit. — 193 - 
Falkentasche ähnlich wie Nr. 188 von rother Seide. 

Vor dem Fenster. 

194 . Türkischer Sattel mit Kopfgestell und 
Brustriemen. Der Bezug besteht aus rothem Sammt. 
Die Stege, Blätter, sowie die Beriemung sind in hüb- 


Sammlung von Jagdwaflfen und Jagdgeräthcn. iqj 


scher Lackmalerei geziert. Um 1560. — 195. Unga- 
rischer Sattel mit Bezug aus gefärbtem Leder und 
schöner vergoldeter Lederpressung an den Stegen. 

Im Wandkasten IV. 

Oberhalb. 

196. Jagdarmrust, sogenannter »Pürschstahel«. 
Die Säule ist mit Elfenbein eingelegt, der Bogen ist 
mit Blumen bemalt. — 197. 198. Zwei Jagdarm- 
rüste mit eingelegter Säule. : — 199. Zwei Par- 
messer oder Waidpraxen. Die Gritfe sind von Holz, 
mit vergoldetem Silber montirt. Auf den Klingen zeigt 
sich das habsburgische Wappen mit Kurböhmen, dabei 
die Inschrift: »Maximilian vo gottes genade erezher- 
czog zu Österreich« in vergoldeter Actzung. — 200. 
Jagdarmrust mit schön verbeintcr Säule. Das beige- 
gebene Monogramm Aibrecht Dtirer’s sowie die Jahr- 
zahl 1521, ferner das Monogramm C«V sind unecht. 
Die Armrust datirt aus dem Ende des XVI. Jahrhun- 
derts. — 201. Falkentasche von blauem Damast, mit 
schöner Soutachestickerci geziert. — 202. Falken- 
tasche von weissem Atlas. 

Im Pulte. 

203. Jagdbesteck, bestehend aus zwei Par- 
messern, einem Aufbruch- und zwei Zerwirkmessern. 
Die Griffe von Bein sind in Stifttechnik geziert, die 
vergoldeten Beschläge sind mit gravirten gothischen 
Minuskeln geziert, welche keinen Sinn geben. Bemer- 
kenswerth ist die Besteckscheide aus geschnittenem 
Leder. XV. Jahrhundert, Anfang. — 204. Zwei Par- 


98 


Saal XXXIII. 


messer, von Herzog Philipp dem Guten von Burgund 
(i 395 — 1467} herrÜhreild. An beiden Enden der hölzernen 
Hefte ist am Silberbeschlag in Email das burgundische 
Wappen (1 und 4 Neiibnrgund, 2 gespalten Altburgund 
mit Brabant, 3 gespalten Altburgund und Limburg), im 
Herzschilde Flandern, das Feuereisen des Vliessordens 
und die Inschrift »aut re n'aura* angebracht. — 205 - 
Jagdbesteck, bestehend aus zwei Parmessern und 
einem Zerwirkmesser, Die Griffe von vergoldetem 
Silber sind mit sculpärten Elfenbeinplättchen belegt, 
auf welchen Heilige unter gothischen Stuhldächern im 
Relief dargestellt sind. XV- Jahrhundert, Mitte. — 206 - 
Jagdarmrust mit Stahl bogen. Letzterer ist mit Aetz- 
werk geziert. Oberhalb sind Turnierscenen, unterhalb 
i 3 Wappen habsburgi scher Länder dargestellt. Die 
Säule ist mit Elfenbein belegt, welches theils im Relief 
geschnitzt, theils gravi rt ist. Unter der Darstellung 
finden sich Göttergestalten und Allegorien. Unterhalb 
erblickt man den deutschen Königsadler mit dem Öster- 
reich i sc h-bu rgu 11 d i sc h e n Wappen. Der Abzug besitzt 
einen complicirten Stechmechanismus, Um 1550, — 
207 Deutsche Armrustwinde von Eisen. Auf der 
oberen Fläche des Gehäuses ist das Österreich isch-bur- 
gundische Wappen, von Engeln gehalten, im Relief 
dargestellt, dabei die Jahrzahl 1563. — 208 Jägd- 
armrust mit Stahlbogen. Die Säule ist mit gravi rten 
Einlagen aus Elfenbein geziert. Unter den figuralen 
Darstellungen linden sich Scenen aus dem alten Testa- 
mente, Allegorien etc. Um 1550 — 209 . Pulverhorn 
von Elfenbein, mit Darstellungen von Thierkämpfen 
im Relief. Anfang des XVL Jahrhunderts. 


SAAL XXXI. 


Sammlung von Jagd- und 
Zielwaffen und Geräthen. 

Dieser Saal enthält nebst Armrüsten und Jagd- 
gcräthcn meist jüngeren Alters noch eine übersicht- 
lich geordnete Sammlung von Jagd- und Scheiben- 
gewehren, die, wenn auch weniger künstlerisch aus- 
gestattet, doch für die Entwicklung der Feuerwaffen 
vom Ende des XVI. bis zum Beginn des XIX. Jahr- 
hunderts sehr wichtig erscheinen und dem näheren 
Studium empfohlen werden. Zur kunsthistorischen 
Würdigung werden hier die Namen der sämmtlichcn 
Meister angeführt. 

Vom Ausgange in den Saal XXX beginnend und den Raum 
von links nach rechts umschreitend . 

L in ksse itiges Ge weh rgeste Ile . 

Enthält Gewehre von 1550 bis 1699. Die nach- 
bemerkten sind von den folgenden Meistern: 

234 . Georg Gull in Artzberg 1649. — 235 
Sigmund Klett 1652. — 236 . Derselbe. — 237 . Der- 
selbe 1653. — 239 . Johann Krach in Salzburg 1658. 
— 240 . Conrad Pertsh 1658. — 241 . Derselbe. — 
242 . Johann Krach in Salzburg 1658. — 244 . Jo- 


200 


Saal XXXI. 


hannes Mentdel in Prag, — 245, Schaller. — 246- 
Christianus Beier, — 247. 33 rep, — 248. Entzinger 
In Baaden 1667 . — 250. Christian Ludwig Hohendb. 

— 255. Martin Mairho fer 1673 . - — 261- Penteghino 
in Brescia, — 263, Giov. Batt. Dafino. — 264, Wor- 
teman in Strassburg i 6 g 5 , — 265. Penteghino in 
Brescia, — 266, Giov, Batt, Dafino. — 267. Mathäus 
Mätl 1697 . — 272, Kilian Zellner. — 273 Derselbe. 

Rechts se itiges G e we h rgeste 1 1 e. 

Enthält Radschlossgewehre und Flinten des 
XVI II. Jahrhunderts, An denselben finden sich die 
nachbenannten Meister : 

276. Georg Keiser 1 j3z r alt 85 Jahr, — 277, 
Derselbe, — 278- Caspar Zellner. - — 279, Derselbe, 

— 280- Joseph Kuchenreiter, Ratisbonne, — 281- 
Jacob Koch, — 283. Michael Gull. — 284. Der- 
selbe. — - 285, Cajetan Zelner In Salzburg. — 287. 
Hans Friedrich von Diependalh (Meister?). — 292. 
293. Kilian Zellner, — 294, 295. Johann Neyreiter, 
- — 296- 297- Caspar Zellner, — 303, Paolo Ap- 
piano. — 307. Jos. Stöekl. — 309. F, J. Basier in 
Darmstadt. — 311, Georg Hartl. — 312. Barroy, — 
313. Cornelius Kielt. — 3!4. Lamarre ä Vienne. — 
315. 316 Johann Neyreiter in Salzburg. — 317, Mi- 
chael Gull, — 318. 319, D. J, Esquibel en Madrid 
1730 , Laufschmied, Joseph Hamerl in Wien, Monteur, 

— 320. Jose Lopez in Madrid 1730 , — 321, Lerme 
ä Brescia. — 322- 323. Alonso Martine z in Madrid. 

— 324. G. Afflero. — 326, 327, Caspar Zellner in 
Wien. — 328. Jean Entzinger. — 329, Pietro Ma- 
nani. — 330. 331. Alonso Martinez in Madrid. — 


Sammlung von Jagd- und Zielwaffen etc* 


201 


332- 333- Stephan Stegher in Eger. — 334. 335. 
Neireiter in 'Prag* — 336. 337, Caspar Zellner. 

A m M i tte Igeste He. 

Rechte Seite. 

338. 339. Läufe A. Blankenburg, Schlösser 
H. Timper. — 340, 341. Läufe Benito 3* Martin en 
Madrid, Schlösser: Christoph Ris. — 342. 343. 
Caspar Zellner. — 344. Johann Andreas Kuchen- 
reuter in Regensburg* — 345. 346* Läufe Nicolas 
Bis, Schlösser Aubert ä Luneville. 347. 348 
Laufe G. Fernandcz, Schlösser Caspar Zellner* - — 
349. S. Scheidögger in Salzburg. — 350. Balthasar 
Zellner* — 351. 352 Joseph Harne rl, - — 353. Kühn- 
lentz. — 355. Aubert ä Luneville* — 356. Lauf 
Alonso Martinez, Schloss Christoph Ris in Wien 1751 * 

— 357. phristoph Ris in Wien* — 358- Des Chassaux 
ä Paris* — 359. Johann Oefner in Innsbruck. — 
363 364. 365- Läufe A* Blankenburg, Schlösser 
H* Timper. — 366. 367. Läufe Nicolas Bis, Schlösser 
Caspar Zellner. 

Linke Seite, 

368. La Roche in Paris. — 369. 370. Johann 
Georg Zellner in Salzburg. — 371. 372. Läufe L. Co- 
minazzo, Schlösser Caspar Zellner* — - 373* Georg 
Zellner. — 374. 375. Johann Neyreiter in Salzburg. 

— 376. 377- Josef Fruwirth in Wien. — 378. 379. 
Läufe Coma, Schlösser Caspar Zellner. — 380. Lauf 
G« Fernandez, Schloss Fil* Moretti* — 381* C Duarel 
ä Coblenz* — 382 Lauf Nie las Bis, Schloss Caspar 


202 


Saal XXXI. 


Zellner. — 383- 384* Paul Poser in Prag. — 385. 
Andreas Zamba in Salzburg. — 386- 387- Felix 
Maier in Wien. — 388 389. 390. Läufe G. Fer- 
nande^ Diego Esquibelj Nicolas Bis, Schlösser von 
Caspar Zellner. — 391. 392 Johann Georg Zellner 
in Salzburg. — 393. M. Kubik in Prag. — 394 
Caspar Zellner. — 395- Lauf Wilhelm Wolff in 
Warnsdorf, Schloss Francesco Beretta, 396. Josef 
Dünkl in Schwatz. — 397. Pauly und Compagnie in 
Paris* 

Im [Kasten vor dem Fenster. 

In demselben werden vornehmlich nur Jagd- und 
Scheiben waffen des XVI. und XVII. Jahrhunderts be- 
wahrt. 

Weder unter die Kriegs- noch Jagd waffen ist jene 
Armrust 398 zu reihen j welche mit 3 4 hölzernen 
Bogen in zwei Reihen ausgestattet ist. die mittelst einer 
Schraube gespannt werden. Der Bolzen gleitet abge- 
schnellt durch eine Rohre, Das Ganze ist nur als ein 
wenn auch interessantes Project aus dem XVI. Jahr- 
hundert anzusehen. 

In 399- 400. 407. 408. sehen wir eine eigene 
Baliästerform, die sogenannten Schnepper, mit 
welchen kleine Stein- oder Thon kugeln geschleudert 
wurden. Ende des XVI. Jahrhunderts, — 401. 402 
409. 410. sind Scheibenarmruste aus der Zeit 
Kaiser Karls VI. mit ihren hölzernen Spannhebeln 
daneben. — 405. Schweinspiess, ähnlich dem 
Spundbajonett in den Lauf zu stecken. Ende des 
XVII. Jahrhunderts. - — 403. S cheibenarmr u st , 
XV 11. Jahrhundert. — 412. Kinderarmrust vom Ende 


Sammlung von Jagd- und Ziel waffen etc* 20 3 

des XVI. Jahrhunderts. — 413- Hirschfänger mit 
Rufhorn und Wild sehn Liren an der Kuppel. Die Eisen - 
theile des Hirschfängers sind schön geschnitten und im 
Grunde vergoldet* Auf der Künge sind in charakteri- 
stischer Aetzarbeit Thierfiguren dargestellt. XVII. Jahr- 
hundert. — 414. Kleines Pulverhorn für das Zünd- 
kraut: mit Federsperre von Eisen , mit Spuren von 
schöner Goldtausia. Wurde von Sr. Majestät dem 
Kaiser Franz Josef I. aus Aegypten mitgebracht. 

Am Gewehrgestelle zunächst der Thür 

finden sich Jagdgewehre folgender Meister, als: 415. 
Aubert ä Luneville. — - 416. La Mai re. — 417- G. E. 
Peter. — 418. Roger le Blan. — 419. D. Zanoni. — 
420 Aubert ä Luneville, - — 421. Johann Ulrich 
Mäntz in Braunschweig. — - 422. 423. Josef Hamerl 
in Wien. —424. 425- Georg Thumbforth in Mödling. 



Druck von Adolf Holzhausen in Wien 

k. k. Hof-Buchtlrucker. 




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VERLAG von A. HOLZHAUSEN, 

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Jahrgang I — VII (io Bände), 

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Gr. Folio. — Preis: fl. 12. — österr. Währ.